Gerichtsprozesse: Google stoppt Spionage von 30 Mio. Gmail Apps for Education

Jedenfalls teilte Google mit, man stoppe die Spionage von Emails im Rahmen von Gmail Apps für Studenten. Google hatte primär die Chatverläufe in Emails automatisch ausspioniert und gescannt, um personalisierte Werbung in die jeweiligen Nutzer-Accounts spielen zu können. Man spricht von einer "method of targeting ads across its online services". Allerdings scheinen nicht alle Nutzer von dem Scan-Stopp Googles betroffen zu seine. Vielmehr sagte Google, man wolle die Spionage primär im Bereich der K-12 Nutzer stoppen.

In einem ganzseitigen Artikel beschäftigte sich am Mittwoch den 30. April 2014 die Professorin für Business Administration, Ph.D. Shoshana Zuboff in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Feuilleton mit Googles kaum mehr zu kontrollierender Macht.

Nach weltweiten Protesten und Gerichtsprozessen stoppt der weltgrößte Internetsuchmaschinen-Monopolist Google das automatische Ausspionieren von 30 Millionen Studenten Apps, beziehungsweise "30 million Apps for Education users". Gleichzeitig nimmt weltweit der Druck auf Google weiter zu.

Während das Ausspielen von personalisierter Werbung im Rahmen des Google Adsense-Systems auf Webseiten für viele Publisher und eCommerce-Betreiber wirtschaftlich existentiell ist, gehört die Ausspielung von personalisierter Werbung in Google-Diensten wie Gmail oder den "Apps for Education users" eher nicht in diese Kategorie.

Grund: Hier geht es ausschließlich um das weitere wirtschaftliche Wachstum von Google selber. Hinzu kommt: Es ist ein erheblicher Unterschied, ob persönliche Emails von Google ausspioniert und wirtschaftlich kommerziell genutzt werden, oder ob nur geschaut wird, für welche Keywords und Inhalte interessiert sich ein Nutzer auf einer Webseite, um diesem dann abgestimmte und bessere Onlinewerbung ausspielen zu können.

Nach wie vor gilt: Ohne den Klick auf eine Online-Werbeanzeige können Webseiten wie beispielsweise netz-trends.de nicht existieren, da sie nur dann Erlöse aus Onlinewerbung erzielen, wenn auf eine eingeblendete Onlineanzeige geklickt wird. Die meisten Webseiten erhalten nur für das Einblenden von Werbeanzeigen aus dem Google Adsense-System keine Erlöse.

Die Entscheidung von Google, sich selbst etwas zu beschränken, kommt nicht ganz aus freien Stücken. So nimmt derzeit der Druck auf Google weltweit zu. Viele fühlen sich durch ein ungezügeltes Wachstum von Google in ihrer eigenen wirtschaftlichen Existenz bedroht, da Google faktisch für die komplette eCommerce -und Publisher-Szene in zahlreichen Ländern, so auch in Deutschland, das Monopol-Nadelöhr ist, durch welches alle müssen.

Doch diese Macht nutzt Google auch, um Unternehmen kaputt zu machen oder eigene Produkte zu Lasten von Wettbewerbern nach vorne zu bringen – wie Google Flights, Google Hotels, Google Products. Zwar behauptet Google gerne, man bemühe sich stets mit Updates das Internet noch nutzerfreundlicher zu gestalten, doch seltsamerweise stürzen im Rahmen solcher Google-Updates (zum Beispiel das berühmte Panda-Update) dann plötzlich große und kleinere Anbieter im Google Search Index mit teils katastrophalen wirtschaftlichen Auswirkungen ab und eigene Google-Produkte fliegen in die Höhe.

Im schlimmsten Fall legt Google auch auf Webseiten mit über einer Millionen Unique Usern im Monat einen sogenannten "Filter", der eine Webseite teils, größtenteils oder nahezu komplett über Nacht aus dem Google Search-Index verbannt. Das ist dann meist das wirtschaftliche Aus für eine Webseite. Warum Google eine Webseite mit einem Filter belegt, das begründet Google selbst gegenüber Kunden, die über 100 Millionen Euro für Google-Werbung im Jahr bezahlen, nicht, weiß netz-trends aus sehr gut unterrichteter Quelle. Dabei ist die entscheidende Größe meistens direkt die Google-Zentrale in Mountain View, Kalifornien.

Frankfurter Allgemeine Zeitung setzt sich weiterhin kritisch mit Google auseinander

Außerdem stört viele die "Enteignung der Privatheit", wie es beispielsweise Ph.D. Shoshana Zuboff, die bekannte emeritierte Inhaberin des Lehrstuhls "Charles Edward Wilson Professor of Business Administration" an der Harvard Business School in Boston, USA, in einem ganzseitigen Gastbeitrag im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am Mittwoch den 30. April 2014 nannte (Bild oben). Nach Angaben der FAZ solle von ihr in einigen Monaten, im Jahr 2015, das Buch "The Summons: Our Fight for the Soul of an Information Civilization" erscheinen.

Es ist nicht das erste Mal, dass in den vergangenen Wochen, sich die FAZ als Leitmedium kritischer Berichte rund um Google positioniert und damit mutig voranschreitet. Denn derzeit herrscht in nahezu der gesamten Internetszene ängstliches Schweigen vor der erdrückenden Übermacht Googles.

Ebenfalls für erheblichen Missmut sorgt Google, da der amerikanische Internetgigant seit 2010 partnerschaftlich mit der amerikanischen Stasibehörde, NSA, zusammenarbeite, schrieb im Feuilleton der FAZ Shoshana Zuboff in ihrem Gastbeitrag unter der Überschrift "Schürfrechte am Leben" (FAZ v. 30.4.2014, S. 9). Den umfangreichen Artikel hatte sie als Replik auf einen Frontalangriff des Axel Springer CEOs, Mathias Döpfner, in der FAZ verfasst. Döpfner hatte Google vorgeworfen, der 60-Milliarden-Umsatz-Konzern arbeite an einem unkontrollierbaren Staat im Staat, was Angst mache.

"Google und andere werden ihr Geld damit verdienen, dass sie die Realität kennen, manipulieren, kontrollieren und in kleinste Stücke schneiden", heißt es in dem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Doch die Realität kennen, kann man nur, wenn man digital alles ausspioniert, was Menschen so machen. Niemand beherrsche das besser, ist Shoshana Zuboff in der FAZ sicher, als Google: "So sind gegen Google mehrere Gerichtsverfahren wegen des heimlichen Scannens der gesamten Mails bei Gmail einschließlich solcher von Mailkontakten anderer Anbieter anhängig", schreibt Zuboff.

Dabei habe Google aber mittlerweile eingeräumt, steht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wonach der Milliardenkonzern Google in einem "potentiell explosiven Verfahren" eingestanden habe, wonach das Unternehmen unter anderem "einseitig von den 30 Millionen studentischen Nutzern seiner Apps-for-Education-Tools" heimlich persönliche und private Informationen und Nachrichten ausspioniert habe.

Neben dem Scan und der Spionage persönlicher Nachrichten in Apps for Education hatte Google auch Dinge ausspioniert wie Contacts, Calendar, Gmail, Talk and Drive. Nicht von der Spionage ("score") betroffen, sei bislang der Google-Videokanal YouTube gewesen.

Der Stopp der automatischen Spionage persönlicher Nachrichten von Studenten im Bereich zahlreicher Google-Services wird auch Auswirkungen auf Administratoren haben, welche bislang in ihrem Google-Tool, wahrscheinlich im AdWords-Konto, angeben konnten, wonach sie personalisierte Werbung mit Fokus Studenten ausgespielt haben wollten. So sagte Google: "Das heißt, dass wir jetzt Anzeigen in Apps for Education ausschalten und Administratoren nicht mehr länger die Möglichkeit haben, in diesen Google-Services Anzeigen zu schalten".

Bereits Anfang April hatte Google mitgeteilt, man werde Email-Verläufe in Gmail angeblich nicht mehr in dem Ausmaß mitlesen und auswerten, wie in der Vergangenheit. Doch was das genau bedeutet, ist bislang nicht klar. Auch hatte Google diese Entscheidung nicht ganz freiwillig getroffen. Vielmehr läuft in den USA derzeit eine für Google gefährliche Sammelklage - eine sogenannte class action - die zum Ziel hat, diese Google-Spionage gerichtlich zu stoppen.

Auch in Großbritannien nimmt der Druck auf Google zu. So ist zum Beispiel auf dem amerikanischen Blog zdnet.com zu lesen: "Last month the UK's advertising watchdog cleared a Microsoft Scroogled ad that criticised Google for scanning the content of email to serve targeted ads."

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