IT Update Windows 8.1 auf Windows 10: Doch Probleme - mit Windows Explorer und Edge

In einem netz-trends.de-Test gab es beim Versuch Windows 8.1 auf Windows 10 upzudaten Probleme. Wir möchten in diesem Text darüber schreiben:

Bild: pixabay.com / CC0 Public Domain
So gut Windows 10 ist: Sie nehmen uns immer mehr unsere Privatsphäre und untergraben den europäischen Datenschutz.

Zunächst lief alles gut. Seit Wochen nervte ein Update-Alert auf einem sechs Monate alten Lenovo-Notebook, das eine sehr unangenehm, da schwer zu bedienende Tastatur hat (das aber nur am Rande). Der Inhalt des Alerts: Man solle von Windows 8.1 kostenlos auf Windows 10 updaten. Die Frist laufe ab. Also machten wir das, was weltweit Millionen Menschen machen: Wir suchten im Netz nach den Keywords: "Windows 10 kostenlos downloaden". Da es zahlreiche Trittbrett-Fahrer von Windows gibt, die Viren und Trojaner mit Downloads einem heimlich aufspielen, entschieden wir uns mittels der Microsoft-Suchmaschine bing.com für einen Link, der direkt zu Microsofts Download-Plattform führte. Das Ergebnis:

Zunächst lief alles glatt. In einem Zeitrum von circa 30 bis 60 Minuten installierte sich nach und nach Windows 10, überschrieb problemlos Windows 8.1. Dabei verzichteten wir etwas redselig auf die grundsätzlich empfohlene Sicherung von Daten, machten also kein Backup. Der Grund hier: Schlicht Faulheit sowie die Tatsache, dass das Notebook ja nur sechs Monate alt war, die Daten als im wesentlichen noch auf dem alten Notebook auf jeden Fall vorhanden wären.

Außerdem ging es ja nur um ein Update, nicht eine komplette radikale Neuinstallierung eines Computer-Betriebssystems, bei welcher die komplette Festplatte plattgemacht würde. Heißt: Wir hätten ja in aller Regel auch beim Schiefgehen des Updates noch die Daten auf der Lenovo-Festplatte.

Zunächst waren wir von Windows 10 angetan

Zunächst waren wir vom neuen Microsoft-Betriebssystem Windows 10 angetan und es funktionierte alles: Statt Internet Explorer hatten wir jetzt den neuen Microsoft-Browser "Internet Edge". Zudem war der Windows Explorer unten in der Menüleiste angesiedelt und nicht mehr ausschließlich über das Anklicken des Windows-Symbols links steuerbar. Zunächst liesen sich sowohl Internet Edge wie der Explorer gut öffnen. Doch dann begannen nach circa einer Stunde aus unserer Sicht regelrecht aus heiterem Himmel die Probleme:

Wir hatten in Internet Edge einige unserer alten Internet Explorer-Favoriten eingebaut. Darunter waren sueddeutsche.de, spiegel-online.de, postbank.de, welt.de, aber natürlich auch netz-trends.de. Nach einigem Hin- und Herspielen mit den neuen Edge-Symbolen verstanden wir auch das neue etwas veränderte System, welches sich in der Navigation an Google Chrome, Mozilla Firefox, beziehungsweise sonstigen moderneren Webseiten orientierte.

Nachdem wir mehrmals Internet Edge geöffnet hatten und oben rechts versuchten den Browser zu schließen, traten erste Fehler, die berühmten Bugs auf. Denn zwar wurden die automatisch eingeblendeten MSN (?)-Nachrichten-Kacheln auf Edge geschlossen, auch unsere Favoriten - im konkreten Fall das Onlinebanking der Deutschen Postbank -, doch übrig blieb ein totes graues Popup-Gerippe, das nahezu die komplette Computerseite in Beschlag nahm.

Edge ließ sich nicht mehr schließen

Egal wie oft wir auf das X rechts oben klickten, die Webseite ließ sich nicht schließen. Also taten wir das, was man in so einem Fall immer tut - vor allem nervigerweise bei Windows: Wir starteten den guten alten gewohnten Computer-Neustart. Nach jedem Neustart funktionierte Edge wieder, bis wir eben Edge wieder schließen wollten und das graue unerwünschte Popup-Webseitengerippe unschön und unerwünscht übrig blieb und den Bildschirm wieder nahezu flächendeckend in Beschlag nahm.

Wir grübelten: Hatten wir etwas falsch gemacht oder war es ein klassischer Systemfehler, eine Kinderkrankheit eines neuen Betriebssystems? Wir gehen davon aus: Ja, es war ein Fehler, den wir nicht zu verschuldeten hatten, also ein Betriebssystemfehler.

Ein Freund hatte die Idee über den Taskmanager Edge komplett zu schließen: Das gelang auch. Danach ließ sich Edge normal öffnen und wieder komplett schließen. Komplett meint, dass alle Tabs geschlossen wurden und nicht nur MSN-Nachrichten und die sonstigen geöffneten Webseiten.

Dafür trat anschließend aber ein anderes Problem auf: Der so wichtige Windows Explorer, die Steuerung für die auf dem Computer gespeicherten Dateien, lief ab sofort komplett ins Leere: Der Windows Explorer ließ sich nicht mehr öffnen. Egal wie oft wir einen Neustart durchführten, es änderte nichts am zweiten Leichen-Zustand des neuen Windows Betriebssystems.

Auch ein Hilfsprogramm ließ den Windows Explorer nicht mehr öffnen

Wir versuchten ein Hilfsprogramm herunterzuladen - da im Netz auch andere dieses Explorer-Problem auf Windows 10 geschildert hatten und diesen Tipp gaben. Doch auch nach Installation des Hilfsprogramms war das Resultat: Zero, Null. Wir konnten bislang den enormen Windows-Fehler nicht beheben. Ärgerlich! Jetzt haben wir den Lenovo-Computer einem Profi-Techniker übergeben.

Der Software-Profi meinte beim Blick auf die Betriebssystem-Abläufe: Oh Gott, Fehlermeldung über Fehlermeldung. Er glaube - und das waren seine abschließenden Worte - die Reparatur könne länger dauern. Er melde sich, wenn er es habe. Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass die Daten gesichert werden und die komplette Festplatte plattgemacht werden muss und dann Windows 10 über eine CD-Rom und nicht über ein Update über das Netz aufgespielt wird.

Unser Fazit: Wir sind enttäuscht, dass es - liebes Microsoft-Team - nach 20 Jahren immer noch zu solchen Problemen kommt. Wir waren glücklich, dass wir das Updaten kostenlos zur Verfügung gestellt bekamen, aber wir möchten auch keine Versuchskaninchen für Fehlerbehebungen sein. Und wenn es zu solchen Fehlern kommt, erwarten wir schon etwas mehr Support durch Microsoft selber.

Cortana wollten wir nie - warum werden solche Datenschutzgrenzgänge akzeptiert?

Wir gehen davon aus, dass die bei uns aufgetauchten grundlegenden System-Fehler in solch elementaren Bestandteile wie der Navigation im Explorer und dem Web-Browser sicherlich nicht neu sind. Hier hätten wir uns umgehende Hilfe gewünscht wenigstens über das klassischerweise angebotene Fragefenster. Doch auch die neue virtuelle Hilfsdame von Windows 10, Cortana, hatte außer großer Versprechen nicht viel zu bieten. Es kam von ihr Null Hilfe.

Dabei ist Cortana schon beim ersten versuchten Testlauf von Windows 10 auf unserem Computer negativ aufgefallen. Denn völlig unerwartet kam plötzlich die Meldung auf unserem Computer, welche sinngemäß skizzierte: Ich bin nicht der Inhaber dieses Computers (also unser Admin-Name), sondern Cortana. Computer-Nutzer, die noch nie etwas von einer Cortana gehört hatten, denken sicherlich reflexartig an einen bösartigen Virus.

Denn von einem zweiten Nutzer war ja bislang nie die Rede. Ebenfalls sehr unschön und aus unserer Sicht rechtlich problematisch: Microsoft tut so, als hätte man die Wahl zwischen Cortana und sich selbst. Doch bei uns lief es darauf hinaus, dass wir diese eigentlich nicht erwünschte virtuelle Hilfs-Dame Cortana von Windows akzeptieren mussten, wir hatten gar keine Wahl. Denn ohne den Weg über Cortana wären wir gar nicht mehr auf unseren Lenovo-Computer gelangt, zumindest konnten wir als relative Profi-Anwender keinen Weg erkennen.

Cortana nahm uns den Zugang zu unserem eigenen Computer

Das ist also ein klassisches Opt-Out von Microsoft. Man könnte hier sagen: Genau solche dubiosen Praktiken hat der Europäische Gerichtshof untersagt - beispielsweise im Bereich der angebotenen Versicherungen als Zusatzprodukte für Reisebuchungen. Das heißt: Microsoft tat zwar so, als hätten wir die Wahl, also auch die Wahl Cortana abzuwählen, doch in Wirklichkeit lief es auf eine nicht gewollten scheinbare Zwangsbeglückung hinaus. Wir müssen also nachträglich die Opt-Out-Funktion finden, ehe wir Cortana wieder loswerden. Dabei hat es Cortana datenschutzrechtlich durchaus in sich: Sie wollte umfangreichste wichtige persönliche Nutzer-Infos von uns nach unverschämter App-Art:

Wollen wir diese ungebetene Microsoft-Wanze auf unserem PC? Nein!Bild: Screenshot Cortana / Microsoft

Zugriff auf möglichst zahlreiche persönliche auf dem Computer privat hinterlegte Dateien und Gesprächsverläufe oder persönliche Notizen. Allerdings ist Microsoft hier nicht alleine im Überschreiten sonst üblicher Datenschutzpraktiken. Auch Google spielt Verbrauchern unerwünscht seine Wanze "OK Google" automatisch auf das Android-Smartphone auf. "Ok Google" ist ebenfalls eine virtuelle Dame, beziehungsweise ein Herr, der auf Sprachsteuerung die Google-Internetsuche aktiviert. Und bei Apple gibt es ein weiteres Äquivalent - Apple Siri. Wir deaktivieren natürlich soweit es uns möglich war den Zugriff auf unsere privaten Computer-Dateien. Microsoft selber teilte uns in einem Pop-Up mit, wer die unerwünschte Dame auf unserem Computer denn nun sei und was sie wolle:

"Cortana kennenlernen: Cortana ist deine persönliche Assistentin, mit deren Hilfe du Aufgaben exzellent und pünktlich erledigen kannst. Damit Cortana optimal arbeitet, erfasst und nutzt Microsoft Informationen wie Position und Positionsverlauf, Kontakte, Spracheingaben, Suchverlauf, Kalanderdetails, Inhalte und Kommunikationsverlauf aus Nachrichten und Apps sowie weitere Informationen auf deinem Gerät. In Microsoft Edge sammelt und verwendet Cortana Daten aus dem Browserverlauf. Probiere einfach aus, was sich Cortana im Notizbuch merken kann. Du kannst Cortana auch in Microsoft Edge deaktivieren oder vollständig ausschalten."

Dazu können wir nur sagen: Wenn ein deutsches Unternehmen mit einer solchen Dreistheit einen zwingen würde, faktisch eine Wanze in sein Wohnzimmer zu stellen, welche früher nur über eine richterliche Anordnung Geheimdienste in Deutschland hätten installieren dürfen, hätte es längst Datenschutzrazzien gegeben und möglicherweise sogar U-Haften für die Urheber. Denn mit "Nachrichten" dürfen wir beispielsweise wohl annehmen, dass unsere persönlichen E-Mails oder Chat-Verläufe gemeint sind.

Wo bleibt die Privatsphäre, wo bleiben die Datenschützer aus Deutschland, der EU?

Wenn ein amerikanischer Konzern so ausgiebig den Datenschutz und die Privatsphäre untergräbt, wie es nun scheinbar auch Cortana von Microsoft macht, gibt es noch nicht einmal einen öffentlichen Aufschrei. Dieses immer weitere Unterhöhlen europäischer Datenschutz-Standards wird phlegmatisch hingenommen als ein unänderbares Übel.

Dabei wären die Politik und die Gerichte, erst Recht die mit umfangreichen Rechten ausgestatteten Datenschützer in Deutschland, die alle dafür zuständig sind, dass Recht und Gesetz eingehalten werden, hier gefragt. Doch sie tun mal wieder nichts, außer vor offensichtlich rechtlich äußerst zweifelhaften Dingen zu kapitulieren. Denn Technik ist ja unbequem, komplex, schwierig zu verstehen und deshalb schwierig anzugreifen. Dass Google, Apple und Tausende Apps aus den Appstores ähnlich rechtlich verstörend agieren, macht Cortana nicht besser.

Je stärker wir das beobachten, desto klarer wird: Die Lösung kann künftig stärker denn je nur noch in offenen Betriebssystemen liegen. Für Microsoft spricht, dass Microsoft solche Spionage privatester Details bislang nicht so plump mittels Windows praktizierte. Wir haben es nun letztlich mit einem Dammbruch zu tun. Die letzten Schameshüllen der dreisten Spionage durch IT-Dienstleister fallen. Trendsetter sind hier aber Google und Apple sowie Tausende App-Anbieter aus den USA, Asien oder auch der IT-Szene aus Israel. Microsoft zieht letztlich nach. Besser macht es dies aber nicht.

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