Gericht 45 Jahre Haft: Arzt verschrieb Chemotherapien an gesunde Nicht-Krebs-Patienten

Anschließend hatte er sie einer für viele äußerst belastenden Chemotherapie unterzogen. Neben der Chemotherapie hatte der US-Arzt Dr. Farid Fata, 50, auch andere Medikamente für Krebsbehandlungen seinen Patienten verschrieben, obgleich einige von ihnen ebenfalls gesund und gar nicht an Krebs erkrankt waren.

In den USA wurde nun ein Mann von einem Gericht zu 45 Jahren Haft verurteilt. Grund: Er hatte Dutzenden eigentlich gesunden und nicht an Krebs erkrankten Menschen eingeredet sie hätten Krebs.

Der Betrüger-Arzt Farid Fata hat sich vor Gericht schuldig bekannt und erklärt, er sei über seine Taten "beschämt". Als Grund gab er an, er habe Fehldiagnosen bei Patienten vorgenommen und zwar im September 2014. In einigen Fällen hatte er behauptet, die Patienten hätten Blutkrebs, in anderen Fällen, er hätte ein multiples Myelom diagnostiziert.

In 13 Fällen konnte das Gericht nachweisen, dass der Krebsarzt ausschließlich aus Profitgier handelte und in einem Fall konnte nachgewiesen werden, dass er sich mit einem Betrüger zusammengetan hatte, wo es für möglichst teuere Krebsbehandlungen Kickbacks gegeben hatte. Doch scheint die Opferzahl bis in die Hunderten zu gehen, wobei nicht jedes einzelne Schicksal vor Gericht bis ins letzte Detail geklärt werden konnte.

Die amerikanischen Bundes-Staatsanwälte sprechen von dem "krassesten Betrüger in der Geschichte dieses Landes". Besonders schwer wiege, dass es sich letztlich um reine Profit-Macherei bei dem Arzt gehandelt habe, aber auch um Macht-Gelüste Gott spielen zu können. Das Gericht erklärte, der falschen Krebsarzt habe seine Patienten als reine Profit-Center gesehen.

Insgesamt hatte Fata für die falschen Krebsbehandlungen vom staatlichen US-Gesundheitssystem Medicare sowie weiteren privaten Krankenversicherern 17,6 Millionen Dollar erhalten. Bis zu 553 Patienten sollen medizinisch unnötige Infusionen oder Injektionen erhalten haben, erklärten die Staatsanwälte.

Der nun verurteilte Arzt sagte dem Gericht: "Ich habe den hippokratischen Eid verletzt und verletzte das Vertrauen meiner Patienten". Zudem erklärte er: "Ich weiß nicht, wie ich die Wunde heilen kann. Ich weiß nicht, wie man die Trauer und die Scham zum Ausdruck bringen kann."

Viele werden ihr Leben lang an den unnötigen Chemotherapie leiden

Zur Gerichtsverhandlung im US-Bezirksgericht für den östlichen Bezirk von Michigan waren eigens Dutzenden von Fata-Opfern angereist. Sie wollten die Entschuldigungs-Worte von dem Betrüger-Opfer nicht annehmen. Zu tief saßen die psychologischen und auch physischen Verletzungen bei den Betroffenen. Einige von ihnen werden bis an ihr Lebensende unter den Nebenwirkungen und Auswirkungen der Krebsbehandlungen, vor allem der Chemotherapie, zu leiden haben.

Geraldine Parkin, die Frau eines ehemaligen Patienten, sagte vor Gericht, dass viele der Fata-Opfer "gefoltert wurden, bis zu ihren letzten Atemzügen." Ein anderes Opfer, Robert Sobieray, erklärte, er sei zweieinhalb quälende lange Jahre zu Fata gegangen, um sich, obwohl er gar nicht Krebs hatte, einer Chemotherapie zu unterziehen. Vor Gericht stammelte er fassungslos: "Was war die Motivation, warum ich? Ich weiß nicht, was ich ihm getan habe, dass er mir so etwas schlimmes angetan hat."

Heute könne er, so Sobieray, noch nicht einmal mehr seinen "geliebten Salat" essen. Grund: Ihm waren sämtliche Zähne während der Chemotherapie ausgefallen und sein Kiefer hatte sich komplett verformt. Heute hat er kein Geld, um sich ein neue Gebiss, geschweige denn chirurgische Kiefer-Eingriffe leisten zu können. Bis an sein Lebensende wird er entstellt sein.

Ein weiteres Opfer, Patty Hester, war 2010 von einem anderen Arzt zu dem kriminellen Betrüger-Atzt empfohlen worden und hatte ihm blind vertraut. Dies auch deshalb, da Fata selbst erklärt hatte, er wäre ein weltweit bekannter und sehr guter Krebsarzt. Bei Hester hatte der angebliche Krebsarzt das häufig tödlich endende myelodysplastischem Syndrom (MDS) diagnostiziert - auch eine Fehldiagnose. Gegenüber Hester hatte der falsche Krebsarzt erklärt: "Sie müssen mit einer Chemo beginnen und zwar sofort."

Dann hatte die Frau angefangen sich einer Eisen-Behandlungen und schließlich Blutplasma-Behandlungen zu unterziehen. Erst als sie den Fernseher eines Tages eingeschaltete hatte, stellt sie fest: Ihr ehemaliger angeblich weltbekannter Krebsarzt war verhaftet worden. Sie selbst hatte gar keinen Krebs gehabt - niemals.

Wieder ein anderer Patienten erklärte der schockierten Jury unter Tränen vor Gericht: "Dr. Fata nutzte mein Vertrauen aus, meine Angst vor dem Sterben, und hatte es vor allem auf mein Top-Modell der Krankenversicherung abgesehen".

Doch gab es auch Fälle von tatsächlichen Krebspatienten, die Fata wiederum so nachlässig behandelt hatte, dass "keiner der Tumoren kleiner wurde, sondern diese sogar zunahmen und sich vergrößerten. Als Ursache stellte das Gericht fest, dass der Betrüger-Arzt wohl absichtlich falsche Medikamente verschrieben hatte. So erklärte auch das Opfer: "Ich glaube, Dr. Fata hat wissentlich und absichtlich den falsche Krebs diagnostiziert und gab mir vorsätzlich die falsche Chemotherapie."

Dr. Fata selbst sagte, eine Motivation für die Fehldiagnosen und Folter-Behandlungen sei der Rausch nach Macht über Menschen gewesen: "Das Streben nach Macht ist selbstzerstörerisch. Sie kamen zu mir mit der Suche nach Mitgefühl und Fürsorge. Ich habe komplett versagt."

Das Gericht verurteilte den kriminelllen Arzt zu einer Mindeststrafe von 34 Jahren Haft in einem niedrigen Sicherheitsgefängnis in Michigan. Allerdings liegt das Strafmaß bei 45 Jahren.

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