Interview Ohne Reinraum keine Industrie 4.0

Am 17.Oktober 2017 stellt Frank Duvernell auf der internationalen Fachmesse „Cleanzone“ in Frankfurt sein Buch zum Thema Reinraum „NOW.NEXT.FUTURE. Using Cleanroom Technology“ der Fachöffentlichkeit vor.

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Ohne Reinraumtechnologie gibt es keine Industrie 4.0

Frank DuvernellFoto: Cleanroom MediaDer Leipziger Unternehmer Frank Duvernell ist seit 32 Jahren erfolgreich in der Reinraumbranche aktiv. Oft unsichtbar, aber unverzichtbar für moderne Fertigung und Forschung, legt dieser viele Milliarden schwere Wirtschaftszweig den Grundstein für selbstfahrende Autos, hochauflösende Bildschirme, effiziente Weltraumforschung, keimfreie Lebensmittel und frisches Bier.

Und es kommen immer mehr Produkte hinzu, die unter reinen Bedingungen gefertigt werden. Das reicht von LEDs, Sensoren und Mikrochips über Komponenten für elektronische Sicherheitssysteme, bis hin zu Hautcremes und medizinischen Implantaten. Für Duvernell steht fest: Reinräume spielen in nahezu jeder Hightech-Branche eine wesentliche Rolle und sind daher unmittelbar an der kommenden Innovationswelle beteiligt. „Ohne Reinraumtechnologie gibt es keine Industrie 4.0“.

Auf knapp 100 Seiten untersucht Duvernell die zentralen Technologietrends unserer Zeit in der Wechselwirkung mit seiner Branche- und kommt zu einem alarmierenden Befund. Die Reinraumbranche sei in weiten Teilen auf diese Entwicklungssprünge nicht ausreichend vorbereitet und übersehe gleichzeitig die Potenziale für qualitatives Wachstum und steigende Wertschöpfung. Volle Auftragsbücher, überdurchschnittliches Wachstum verstellten oft, so seine These, den Blick für die notwendigen Investitionen in Technologie, Businessmodelle und Personalentwicklung. Das Buch versteht sich als Weckruf und will Mut machen, altbewährte Strukturen und Denkweisen über Bord zu werfen, und sich mit zeitgemäßer proaktiver Innovationskultur den kommenden Technologiesprüngen bereits heute zu stellen.

Frank Duvernell im Interview mit der Redaktion

Digitalisierung ist eigentlich ein alter Hut. Dennoch kommen aktuelle Studien zu dem Schluss, dass es gerade der Mittelstand noch nicht auf der Höhe der Zeit ist. Wie schätzen Sie das ein?

Duvernell: „Das sehe ich auch so. Natürlich schrecken hohe Investitionen und Probleme mit Datenschutz oder langsamem Internet viele Unternehmer ab. Dabei übersehen sie, dass Digitalisierung nicht nur heißt, neue Technik anzuschaffen. Wenn sich Menschen, Maschinen und industrielle Prozesse in der Industrie 4.0 intelligent vernetzen dann verändern sich unsere Arbeits- und Lebenswelten dramatisch.“

Worauf ist also zu achten?

Duvernell: „Digitalisierung muss – von der Geschäftsführung bis zum Operator – als ganzheitlicher Prozess begriffen werden. Wir brauchen eine Veränderungs- bzw. Innovationskultur, die die Mitarbeiter mitnimmt, schult und sie schon heute auf das vorbereitet, was vielleicht erst in 2-3 Jahren technische Wirklichkeit wird.“

Eine Forderung, die Sie auch mit Blick auf ihre Branche stellen?!

Duvernell: ”Ja unbedingt, denn hier greifen zwei wichtige Aspekte ineinander. Zum einen ist Reinraumtechnologie eine Schlüsseltechnologie für Industrie 4.0. Es gibt kaum ein Produkt, das heute nicht unter möglichst reinen Bedingungen hergestellt wird. Egal ob Nanochip oder abgepackte Wurst. Auf der anderen Seite werden bei den Anwendern von Reinraumtechnologie Innovationszyklen immer kürzer, technische Entwicklungssprünge heftiger. Das zwingt auch die Reinraumbranche, sich ständig zu erneuern, was Technik, Service und Mitarbeiterqualität betrifft. Wer künftig am Markt bestehen will, sollte schon heute proaktiv kommende Entwicklungen analysieren und in sein unternehmerisches Handeln integrieren.“



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