Kommentar: Stefan Raue vom MDR: Kritik wegen "Umschau"

Das Leipziger Internetunternehmen Unister hat in einer Stellungnahme einen Beitrag im Informations- und Boulevardformat "Umschau" des MDR Fernsehen heftig kritisiert.

Sorgt immer wieder für Ärger: Das teils flache Niveau des MDR.

Der in der Kritik stehende Beitrag wird wohl unter anderem von Stefan Raue, Chefredakteur in der Hauptredaktion Information des MDR, verantwortet. Der Beitrag soll wiederum von der TV-Produktionsfirma Level 4 Films produziert worden sein. Unister sagt, der Beitrag sei auch justiziabel problematisch. Ob das so ist oder Wunschtraum, werden Gerichte klären müssen. Augenscheinlich sind aber offensichtliche handwerkliche Fehler des öffentlich-rechtlichen Senders MDR in dem aktuell in der Kritik stehenden Unister-Beitrag.

Dabei sagt man sicherlich nicht zu viel, wenn man einfordert: Von der ARD, einem öffentlich-rechtlichen über Zwangsgebühren durch Bürger finanzierten Rundfunkverbund, erwartet man einen höchsten journalistischen Standard.

Da der MDR zur ARD gehört, gilt diese Forderung und Erwartung zu Recht auch für den selber in diverse Skandale verwickelten MDR. Noch gut in Erinnerung sind beispielsweise Razzien im Dutzendpack im Rahmen einer Korruptionsaffäre eines führenden MDR-Redakteurs. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hatte 2011 wegen Betrug, Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit beim MDR ermittelt.

Unabhängig von Korruption hat der MDR seit Jahren ein journalistisches Niveauproblem. Dieses hat unter der MDR-Intendantin Prof. Dr. Karola Wille eher zugenommen, statt abgenommen. Und so manches mal fragt man sich: Und für so ein flaches Niveau soll man auch noch Zwangs-Rundfunkgebühren bezahlen?

Der aktuell in der Kritik stehende MDR-Beitrag über Unister ist so ein Stück.

Da werden uralte Archivbilder aus dem Unister-Callcenter genommen, die scheinbar jahrealt sind und aus der Zeit um 2009 oder 2010 stammen könnten. Wohlgemerkt: wir schreiben das Jahr 2016. Es werden Menschen gezeigt, die schon seit Jahren nicht mehr bei Unister arbeiten. Persönlichkeitsrechte der Abgebildeten?

Ebenfalls werden im kritisierten MDR-Beitrag in der Sendung "Umschau" bald vier Jahre alte anklagende Online-Artikel hervorgekramt, die zudem vom gleichen Autor geschrieben worden waren - im Onlineauftritt von "Die Welt" und "Computer Bild". Beides Medien aus dem Hause Axel Springer. Das wiederum betreibt selber das viele Millionen Euro umsetzende Unister-Konkurrenzportal idealo.

Unterm Strich bleibt der MDR-Beitrag in anklagenden boulevardesken Aussagen stecken, schafft es aber nicht für eine ausgeglichene Information zu sorgen.

So lässt das MDR Fernsehen (mal wieder) in dem aktuellen Unister-Beitrag, welcher wohl an oberer Stelle von Stefan Raue verantwortet wird, kaum bis keine gegenteiligen Stimmen zu. Doch gerade eine Ausgewogenheit in der Berichterstattung soll ja zum Grundprinzip eines hochwertigen Journalismus gehören, hat man in Lehrbüchern gelesen.

Dabei hätte es durchaus Möglichkeiten gegeben, auch Stimmen, die für Unister sprechen, in dem Boulevard-Beitrag der Umschau zu Wort kommen zu lassen.

Beispielsweise hatte erst vor wenigen Tagen in einer Titelgeschichte der Leipziger Volkszeitung der Leipziger Juraprofessor Prof. Dr. Marc Desens ein über dreijähriges Steuerverfahren gegen Unister mit den Worten kritisiert, dies sei überzogen und Teile davon halte er gar für einen möglichen Justizskandal.

Ebenfalls wird in dem von Stefan Raue auf dem Onlineportal turi2 verteidigten MDR-Beitrag kaum erwähnt, dass Unister seit den Razzien vor dreieinhalb Jahren in der Tat angeschossen ist und seitdem kaum mehr zur Ruhe kommt.

Dass Unister aber seitdem sehr viel unternommen hat, um das Unternehmen besser aufzustellen und aus der Krise zu führen und dass Fehler auch behoben worden sind, wird ebenfalls so gut wie komplett in der "Umschau" unter den Tisch fallen gelassen.

Auch die viel kritisierte Gutschein-Problematik bei Unister ist durchaus der aktuellen Unister-Krise zuzuschreiben. Denn Gutscheine sind ja bei Unister keine neue Erfindung. Vielmehr werden sie seit vielen Jahren durchaus erfolgreich und auch zur Zufriedenheit der Kunden vertrieben. Natürlich sorgt die seit Monaten anhaltende und in Medien kritisierte Gutschein-Problematik bei vielen zu Recht für Irritationen und auch Verärgerung. Doch darüber ärgern tun sich auch einige bei Unister selber.

Doch rechtfertigt auch das keinen so schlampigen Umgang mit journalistischen Standards, wie es unter Intendantin Karola Wille im MDR jetzt mal wieder passiert ist.

Jedenfalls verteidigt Stefan Raue von der MDR-Chefredaktion den aktuellen umstrittenen MDR Fernsehbeitrag nach Angaben des Medienportals turi2 mit den Worten:

"'Von Kampagnenjournalismus des MDR gegen Unister kann keine Rede sein’", teilt Stefan Raue, 1. Chefredakteur Hauptredaktion Information des MDR, turi2 mit. Die ‚Umschau‘ habe Berichte aus anderen Medien, etwa dem ‚Spiegel‘, ‚Handelsblatt‘ und ‚stern.tv‘, aufgegriffen, selbst inhaltlich geprüft und zusammengefasst. Den einzigen beiden neuen Vorwürfen, einer Kontopfändung und einem Ordnungsgeld, widerspreche das Unternehmen nicht."

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