Kommentar Kollabiert Yahoo? 1700 Stellen werden abgebaut, Kerngeschäft auf Prüfstand

Yahoo wird immer stärker durch die Dominanz von Alphabet (Google), Apple und Facebook an den Rand gedrängt. Viele fragen sich 20 Jahre nach der Gründung nun: Droht dem einstigen amerikanischen Internet-Schlachtschiff Yahoo das Ende?

Jedenfalls gab der kriselnde Internetkonzern aus San Francisco nun bekannt: Angesichts eines Milliardenverlusts müsse man 1700 Arbeitsplätze abbauen. Gleichzeitig heißt es aus der Yahoo-Chefetage, selbst das Kerngeschäft - die Suche und das Geschäft mit Onlineanzeigen - könnte möglicherweise zur Disposition stehen.

Das zeigt vor allem eines: Google und Facebook wurden nicht nur groß, da sie gut sind, sondern auch, da sie täglich durch Tausende Medien weltweit redaktionell in den Himmel geschrieben werden. Hatten Journalisten früher noch den Ehrgeiz, in jedem Artikel auch Konkurrenten zu erwähnen, stehen fast nur noch zwei Marken bei der Berichterstattung rund ums Internet im Fokus: Google und Facebook. Geht es um die Internetsuche, wird nur Google erwähnt - ganz so, als gäbe es keine Alternative (wie Yahoo).

Geht es um Social Media, wird nur Facebook erwähnt (ganz so, als gäbe es nicht auch Studi VZ, Myspace, Lokalisten & Co.). Selbst die großen farbigen Logos der Firmen Google oder Facebook werden ganz ungeniert von Journalisten und Blattmachern halbseitig in Tageszeitungen, Zeitschriften oder in den Nachrichten der Fernsehsender eingeblendet und veröffentlicht. So etwas wäre früher, um Schleichwerbung zu verhindern, ein journalistisches Nogo gewesen. Heute merken Journalisten selbst der etabliertesten Massenmedien noch nicht einmal, dass sie Schleichwerbung für Google, Facebook & Co machen.

Drückt man sich beim Veröffentlichen eines Logos eines deutschen Portals bei der Süddeutschen Zeitung, dem Spiegel, bei ARD, ZDF, Sat.1 oder RTL herum, da man ja Schleichwerbung mache, veröffentlichen die gleichen Journalisten ungeniert Megalogos von Facebook, Apple und Google. So machen deutsche Medien Amerika great again - der Schlachtruf von Präsidentschaftskandidat Donald Trump.

Jetzt also scheint es in die Endphase von Yahoo zu gehen. 20 Jahre nachdem der Konzern gegründet wurde und bis ins Jahr 2000 einen kometenhaften Aufstieg hinlegte. Dann entdeckten ITler und Journalisten, wie geil doch die smartiebunten Logos von Google und Ebay aussehen und schrieben fast nur noch über die neuen Stars am Internethimmel. Damit führten sie Milliarden Verbraucher direkt in die Arme dieser US-Megakonzerne. Erst kürzlich löste Google sogar Apple als wertvollsten börsennotierten Superkonzern ab.

Heute ist sind mit Journalisten als Steigbügelhalter aus den Sternchen von einst Galaxien geworden - eben Google oder Facebook. Die einstige Galaxie Yahoo schrumpft aber atemraubend zusammen, wie in vielen Ländern, so auch in Deutschland und der sonstigen EU, der Wettbewerb im Internet. Neben Google, Facebook und Apple scheint kein Platz für einen vierten Internet-Giganten zu sein, auch kein Platz für Hunderte andere mehr oder weniger große Mitbewerber um das Geschäft mit Onlinewerbung, Preisvergleichen sowie dem klassischen E-Commerce (von Amazon abgesehen).

Yahoo-Chefin Marissa Mayer war 2012 angetreten, um Yahoo zu sanieren. Angesichts der Tatsache, dass sie nun 15% aller Stellen streichen muss, um gegen das erstickende Minus anzukämpfen, sind von den hochtrabenden Plänen nicht mehr viele übrig. Mayer mutiert immer mehr zur Abwicklungs-Managerin.

Wer nun das Stammgeschäft von Yahoo übernehmen könnte, ist noch nicht klar. Vor acht Jahren hatte schon einmal Microsoft geboten. Im Gespräch ist auch der amerikanische Megakonzern in der Telekommunikation, Verizon. Verizon möchte künftig stärker in seinem Geschäftsbereich mobile video wachsen. Als weitere mögliche Interessenten nennt die amerikanische Tageszeitung USA Today AT&T, Comcast, Alibaba, SoftBank, Disney, Twenty-First Century Fox, Google oder Microsoft.

Allerdings sollte man nicht vergessen: Nach wie vor wiegt Yahoo mit einer Marktkapitalisierung an der Börse von 27,4 Milliarden US-Dollar schwer (24,5 Milliarden Euro). Doch waren es vor einem Jahr noch 42,4 Milliarden Dollar (37,9 Milliarden Euro nach heutigem Stand).

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