Auto Kamera kann mit Laser um Ecke schauen in Tote Winkel

Die Überwachungstechnik wird immer besser. Nutznießer sind Personen oder Objekte mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis, aber auch die Autofahrer. Denn jetzt haben schottische Forscher eine Kamera entwickelt, die sogar um die Ecke schauen kann.

Sensoren und Laser machen es möglich. Bewegt sich jemand außerhalb des Blickwinkels der Kamera, beispielsweise hinter einer Hausecke, spürt die Kamera die Person durch Senden unzähliger kleinster Laser-Wellen auf. Möglich ist es so aber auch versteckte Gegenstände ausfindig zu machen und sogar deren Größe und mögliche Gefahr zu berechnen.

Der Laser arbeitet dabei mit ultrakurzen Impulsen. Dabei werden pro Sekunde 67 Millionen Wellen ausgesendet und zwar mindestens alle drei Sekunden. Je nach Art und Weise des Echos, und dem Zeitraum, bis es zurückkehrt, wird errechnet, wie groß das Objekt ist und wie weit entfernt es ist. Dies ermöglicht zudem festzustellen, ob sich das Objekt bewegt oder nicht, ob es also möglicherweise ein Mensch ist. Die Kamera entscheidet also:

Ja, da ist jemand, oder nein, da ist niemand. Oder ja, da ist ein Gegenstand, oder nein - im Falle von Autofahrern - freie Fahrt. Die Entscheidungsfindung ermöglicht die Hilfe eines Computers. Denn er rechnet letztlich aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass um die Ecke ein Mensch, ein Tier oder sonst etwas ungewöhnliches ist.

Großer Fortschritt in der Sicherheitstechnik - zur Objektüberwachung, aber auch für Autofahrer

Klar ist: Sollte die Technik wirklich fehlerfrei funktionieren, wäre dies ein enormer Schritt in der Sicherheitstechnik.

Entwickelt wurde die Kamera, die um die Ecke blicken kann, von Wissenschaftlern der schottischen Heriot-Watt University in Edinburgh unter Team-Führung von Genevieve Gariepy und Daniele Faccio.

Vor allem Autofahrer könnten künftig von solchen Kameras profitieren - beispielsweise in Tiefgaragen oder im sonstigen Verkehr. Denn die Kamera wäre jenes weitere Auge, das auch im Toten Winkel Hindernisse erkennt. Luxus-Autos nutzen dafür zwar bereits eine Sensorentechnik, doch gilt diese als teuer und entsprechend noch nicht weit verbreitet.

Ein Beispiel wo eine Kamera, die um die Ecke blicken kann, Sinn machen würde: Ein im Jahr 2015 von Mietern und Wohnungsbesitzern bezogener großer Neubau in der Karlsruher Südweststadt mit über 100 Wohneinheiten in der Gartenstraße. Hier gibt es zahlreiche Pfeiler in der Tiefgarage, "die sich einfach super schlecht erkennen lassen", da sie auch eng stehen, erklärt ein Fahrer eines Golfs. Kürzlich sei er rückwärts gefahren, da er einparken wollte.

Besonders unfallanfällig sind schlecht einsehbare Tiefgaragen mit ihren zahlreichen Betontesten direkt an den Auto-Stellplätzen

Da die Tiefgaragen-Straßen zwischen den Stellplätzen recht eng seien, habe er in den Rückspiegel geschaut und habe dennoch nicht erkennen können, dass links hinten ein dicker Betonfeiler zwischen zwei freien Parkplätzen stand. Genau im Toten Winkel - also zwischen Heckfenster und hinterem Seitenfenster im 2009 gebauten VW Golf.

Denn zwischen diesen beiden Fenstern ist beim VW Golf eben Blech. Das Resultat: Der Fahrer fuhr im real passierten Beispiel krachend mit der linken Heckseite des VW Golfes gegen den Betonfeiler. Nur ein dynamischer Spoiler aus biegsamen Plastik verhinderte schlimmeres. Doch ein Teil des linken Rücklichtes ist nun kaputt (die Verdeckung) sowie riesige Kratzer, die sicherlich einige Hundert Euro, wenn nicht über Tausend in der Reparatur kosten dürften, verunstalten den sonst einwandfreien schwarzen Golf.

Eine Kamera, die um die Ecke schauen kann, hätte den Schaden verhindert. Froh ist der Fahrer, "dass dort kein Mensch stand, den hätte man ja eventuell so in der Tiefgarage ebenfalls kaum sehen können". Auch die Kollision mit einem anderen Auto wäre sehr teuer geworden.

Die Kamera soll wenigstens 10 Meter um die Ecke in den Toten Winkel blicken können

Die in Schottland derzeit entwickelte Kamera, die um die Ecke schauen kann, wird als sogenannte PAD-Kamera bezeichnet (single-photon avalanche diode camera).

Das Entwickler-Team um Faccio erklärte, man sei optimistisch, dass man künftig die Kamera so justieren könne, dass sie auf einige Meter Entfernung Gegenstände um die Ecke oder eben beim Autofahrer im Toten Winkel erkennen könne.

Derzeit versuchen die Wissenschaftler das Problem zu klären, wie man trotz weiter entfernter Distanz von verborgenen Gegenständen oder Menschen das reflektierte Lichtsignal des Lasers nach wie vor so stark hat, dass es sinnvolle Auswertungen ermöglicht.

Als mittelfristiges Ziel setzen sich die Forscher selber, dass verborgene Menschen oder Gegenstände in einer Reichweite von wenigstens zehn Metern erkannt werden können. Die neue Kamera-Technik wurde jetzt in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

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