NETZ-TRENDS.de testet Raumplanungstools: ReRoom AI, ReRender AI und Interior AI – wie gut ist KI-Raumplanung wirklich?

Künstliche Intelligenz soll inzwischen fast alles können – sogar Räume einrichten. Zahlreiche Onlineportale werben damit, aus einem einfachen Foto ein vollständiges Interior-Konzept zu erzeugen. Versprochen werden passgenaue Möbelvorschläge, stimmige Stile und intelligente Raumlösungen.

was ist das? Jedenfalls nicht ein AI-Ergbnis das auf unsere konkrete Fragestellung einging bezüglich, welcher Esstisch perfekt in die von uns fotografierte Küche passt in welchen Maßen oder Formen.

Doch was passiert, wenn man diese Versprechen auf die Realität treffen lässt? Unser Test zeigt.

Die Aufgabenstellung

Ausgangspunkt war eine reale Küche – rund 10,84 Quadratmeter groß, mit klarer Möblierung und Anschlüssen. Die Aufgabe an die KI war einfach und präzise formuliert:
„Welcher Esstisch – in Form, Länge und Breite – passt in diesen Raum?“

Ein seriöser Test, denn wer eine Wohnung oder Küche neu plant, braucht nicht Fantasie, sondern funktionale, maßlich belastbare Vorschläge.

ReRoom AI – ein Paradebeispiel für Schein statt Sein

Das erste getestete Portal, ReRoom AI, bot eine scheinbar bequeme Lösung: Foto hochladen, Stilrichtung wählen, Frage eingeben – und die KI sollte die Arbeit übernehmen.
Das Ergebnis: eine optisch ansprechende Grafik, die mit Realität wenig zu tun hatte.

Anstatt den vorhandenen Küchenraum zu erkennen, zeichnete das System wahllos Esstische in verschiedene Räume des Grundrisses – sogar in den Flur.
Die eigentliche Küche, auf die sich die Anfrage bezog, blieb komplett unberücksichtigt.
Von Laufwegen, Lichtverhältnissen oder Möblierung keine Spur.

Was herauskam, war kein durchdachter Einrichtungsvorschlag, sondern ein beliebiges KI-Gemälde, das die Aufgabe inhaltlich verfehlte. Der Test belegt: ReRoom AI reagierte zumindest in unserem Fall nicht auf konkrete Raumvorgaben, sondern erstellt automatisch generierte Bilder, die fast an eine Art Standardlayout-Vorlagen erinnerten.

Damit beantwortete das Portal die Frage „Welche Esstische kann ich einbauen?“ nicht im Geringsten. Das Ergebnis war – freundlich formuliert – ein digitales Rätselraten ohne Plan.

cms.smqtr.600x370Interiorai.com ruft schon Kosten auf, bevor man das Raumplanungstool überhaupt auch nur testen konnte. Kein guter Stil. Wir finden das unseriös.

ReRender AI – der Zwilling unter anderem Namen

Schnell fiel auf: Es gibt ein weiteres, nahezu identisches Portal namens ReRender AI.
Die Benutzeroberfläche, das Rendering, selbst die KI-Antworten sind praktisch deckungsgleich.
Tatsächlich stammen beide Systeme vom gleichen Anbieter und laufen auf derselben technischen Plattform – nur das Branding ist anders.

Wer also glaubt, ein zweites System zu testen, landet in Wahrheit im selben Algorithmus mit anderer Verpackung. Ein zweiter Versuch war damit überflüssig.

Interior AI – die Bezahlwand vor der Tür

Das dritte getestete Portal, Interior AI, schied bereits in der Startphase aus.
Noch bevor ein Foto hochgeladen werden konnte, verlangte die Seite ein Abo – zwischen 29 und 99 US-Dollar monatlich, je nach Renderqualität.
Ein kostenloser Testzugang, wie ihn ReRoom AI immerhin anbietet, existierte nicht.
Somit blieb unklar, ob Interior AI überhaupt in der Lage wäre, über reine Bilder hinaus funktionale Vorschläge zu liefern.

Für einen realistischen Vergleich wäre Transparenz nötig gewesen. Stattdessen steht eine Preiswand vor dem ersten Klick – ein Konzept, das bei einem erklärungsbedürftigen Produkt kaum Vertrauen schafft.

Andere Portale und Alternativen

Neben diesen drei Portalen existieren zahlreiche ähnliche Angebote – etwa RoomGPT, Remodeled AI oder der Houzz AI Visualizer. Sie alle werben mit KI-gestütztem Interior-Design, liefern aber vor allem fotorealistische Inspirationen, keine technischen Planungen.

Wer tatsächlich wissen will, welche Möbel in welcher Größe in einen Raum passen, kommt an klassischen Tools wie RoomSketcher, SketchUp oder Vectorworks Interiorcad nicht vorbei.
Dort wird millimetergenau geplant – nicht geraten.

Weitere Raumplanungstools

Der Markt für KI-gestützte Innenraumplanung wächst rasant. Neben den getesteten Plattformen ReRoom AI, ReRender AI und Interior AI existiert eine Vielzahl weiterer Anbieter, die ähnliche Funktionen versprechen. Die folgenden Beschreibungen beruhen auf öffentlich zugänglichen Informationen sowie auf eigenen Stichproben.

RoomGPT

RoomGPT ist ein webbasiertes, KI-gestütztes Tool, das Räume auf Grundlage eines hochgeladenen Fotos visuell neu gestaltet.
Nach unserer Erfahrung bietet RoomGPT eine schnelle, aber eher oberflächliche Bildveränderung, die hauptsächlich dekorative Elemente betrifft.
Eine maßlich korrekte Planung oder exakte Möblierung erfolgt nicht.
Das Portal eignet sich somit vor allem zur Stil-Inspiration, weniger zur realen Raumplanung.

Remodeled AI

Remodeled AI arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip wie RoomGPT und erzeugt aus einem Foto alternative Einrichtungsversionen.
Das Portal liefert fotorealistische Renderings, die optisch überzeugen, jedoch ohne Bezug zu tatsächlichen Raummaßen entstehen.
Wir bewerten Remodeled AI daher als interessant für visuelle Ideen, aber nicht für funktionale Planung geeignet.

Houzz AI Visualizer

Der Houzz AI Visualizer ist Teil der bekannten Plattform Houzz.com und kombiniert KI-generierte Raumvorschläge mit einem breiten Markenangebot realer Möbelhersteller.
Das Tool ermöglicht eine ungefähre Visualisierung von Stilrichtungen, integriert aber keine präzise Maßplanung.
Es scheint besonders für Endverbraucher geeignet, die Einrichtungsinspirationen auf Basis realer Produkte suchen.

HomeByMe

HomeByMe ist kein reines KI-Tool, sondern ein klassischer 3D-Planer.
Hier werden Räume manuell nachgezeichnet und anschließend mit Möbeln aus einem großen Katalog eingerichtet.
Im Gegensatz zu den KI-Portalen erlaubt HomeByMe eine maßstabgetreue Planung.
Nach unserer Einschätzung ist es ein gutes Einsteigerwerkzeug, das visuelle Qualität mit solider Planbarkeit verbindet.

RoomSketcher

RoomSketcher zählt zu den etabliertesten Online-Planungstools im semi-professionellen Bereich.
Das Programm bietet präzise Grundrisszeichnung, Bemaßung und 3D-Darstellung.
KI-Funktionen sind hier bislang nur punktuell integriert, die Stärke liegt eindeutig in der technischen Genauigkeit.
Wir halten RoomSketcher für deutlich besser geeignet, wenn reale Maße und Laufwege berücksichtigt werden sollen.

Planner 5D

Planner 5D richtet sich an private Nutzer und Hobbyplaner.
Das Tool ist leicht zu bedienen, bietet viele Möbelmodelle und eine solide 3D-Ansicht.
Es arbeitet überwiegend manuell, jedoch mit ersten KI-Ansätzen zur automatischen Raumgestaltung.
In der Praxis erscheint Planner 5D als anschauliches Kreativwerkzeug, aber weniger als präzises Planungsinstrument.

SketchUp (Free / Pro)

SketchUp ist ein international verbreitetes 3D-Konstruktionsprogramm und gehört zu den professionelleren Werkzeugen in dieser Liste.
Die Software arbeitet nicht automatisch mit KI, erlaubt dafür aber millimetergenaue Planung und technische Kontrolle.
Durch Zusatzmodule wie Enscape oder V-Ray können fotorealistische Renderings erzeugt werden.
Für Anwender, die präzise arbeiten möchten, ist SketchUp eine der zuverlässigsten Lösungen – wenn auch mit höherem Einarbeitungsaufwand.

Vectorworks Interiorcad / ArchiCAD

Diese Programme gehören zur professionellen CAD-Kategorie und werden in Architektur und Innenausbau eingesetzt.
Sie erlauben BIM-konforme Modellierung, maßgenaue Planung und exakte Schnitte.
KI spielt hier derzeit nur eine untergeordnete Rolle.
Nach unserer Einschätzung sind diese Systeme für Privatnutzer überdimensioniert, für Fachplaner jedoch weiterhin der Maßstab in puncto Genauigkeit.

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