
Die Ergebnisse des neuen Pension Monitor 2025 von Insight Investment und der Frankfurt School of Finance & Management klingen zunächst spektakulär: Erstmals seit Bestehen der modernen betrieblichen Altersversorgung übersteigen die weltweiten Vermögenswerte großer Pensionsfonds mit Leistungszusagen die Verpflichtungen – die Ausfinanzierungsgrade liegen im Durchschnitt über 100 Prozent.
Doch hinter der guten Nachricht steckt eine komplexe Realität, die eher nachdenklich stimmen sollte als euphorisch. Boersen-Zeitung.de berichtet ähnlich über den „historischen Meilenstein“, betont aber zugleich die Abhängigkeit von Zinsniveaus und Bewertungsannahmen.
Der positive Befund ist vor allem ein Ergebnis der gestiegenen Rechnungszinsen seit 2021. Höhere Zinsen senken den Barwert künftiger Pensionsverpflichtungen – ein rein bilanzieller Effekt, der die Bilanzen vieler Unternehmen kurzfristig entlastet. Sinkt das Zinsniveau wieder, steigt die Last umgehend. Die Autoren des Reports, darunter Prof. Dr. Olaf Stotz von der Frankfurt School, sehen in der aktuellen Entwicklung dennoch einen Fortschritt im Risikomanagement: Pensionsfonds hätten weltweit ihre Zinsabsicherungen ausgebaut und das sogenannte Hedge Beta verbessert. Wie stabil diese Modelle in einem volatilen Umfeld tatsächlich sind, bleibt abzuwarten.
Der Pension Monitor bezieht sich auf Pensionssysteme in den USA, Großbritannien, Deutschland und Japan – also auf Märkte mit hohen Pensionsvolumina, aber auch sehr unterschiedlichen Regulierungen. Kleinere Länder und mittelständische Betriebe bleiben unberücksichtigt. Laut Pensions.Industries sind solche Studien daher immer nur bedingt repräsentativ: Sie zeigen Trends der größten Fonds, nicht aber die Breite der Altersversorgungssysteme. In Deutschland sind weiterhin viele Pensionsverpflichtungen nicht vollständig gedeckt, insbesondere in Konzernen mit internen Rückstellungen.
Mit steigendem Ausfinanzierungsgrad verlagert sich der Fokus vieler Pensionsfonds auf die Dekumulation, also den Übergang in die Auszahlungsphase. Das sogenannte Cashflow Driven Investment (CDI) soll sicherstellen, dass Zahlungsströme planbar bleiben. Insight Investment sieht darin eine logische Folge des demografischen Wandels – doch Kritiker verweisen auf das Risiko, dass zu starke Fokussierung auf festverzinsliche Anlagen die Renditechancen langfristig mindert. Bondguide.de weist zudem darauf hin, dass die „über 100 Prozent“ Ausfinanzierung nur eine Momentaufnahme sind, die sich bei einer veränderten Marktlage schnell relativieren kann.
Der fünfte Pension Monitor beschreibt einen scheinbar stabilen Zustand, der aber vor allem auf Bewertungseffekten beruht. Die positive Botschaft – volle Finanzierung, sinkende Pensionskosten, steigende EBIT-Margen – verschleiert, dass die Systeme weiter stark zinssensitiv und strukturell ungleich bleiben. Für Deutschland gilt: Solange interne Verpflichtungen nicht vollständig kapitalgedeckt sind, bleibt die schöne Zahl über 100 Prozent eher ein symbolischer Erfolg als ein Beweis nachhaltiger Stabilität.