Digitale Gaming-Beschränkungen umgehen - Warum das illegal ist und es trotzdem viele tun

Quelle: https://www.igem.ch/schwerpunkte/forschung/gaming/

Gaming ist aus dem Alltag von über 37 Millionen Menschen in Deutschland nicht mehr wegzudenken, ebenso bei circa 5 Millionen in Österreich und rund 3,4 Millionen in der Schweiz. Das heißt: Im Land des Matterhorns zocken sechs von zehn Schweizern nach Angaben von persoenlich.com. Ähnliche Zahlen für die IGEM Interessengemeinschaft Elektronische Medien Schweiz an.

Trotz dieser großen Verbreitung stoßen Nutzerinnen und Nutzer immer wieder auf digitale Blockaden, auch bekannt als Geoblocking. Dabei handelt es sich um technische und rechtliche Sperren, die verhindern, dass bestimmte Spiele oder Inhalte in bestimmten Regionen verfügbar sind. Diese Einschränkungen ergeben sich vor allem aus Jugendschutzgesetzen, Lizenzbestimmungen und den Regeln der Plattformbetreiber.

Warum gibt es digitale Blockaden und wie unterscheiden sie sich zwischen Ländern?

In Deutschland prüft die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) jedes Jahr tausende Spiele und entscheidet, welche Altersfreigabe sie erhalten. Die USK ist eine freiwillige Einrichtung der Games-Branche. Sie ist zuständig für die Prüfung zur Alterseinstufung von digitalen Spielen in Deutschland. Im Jahr 2023 hat die USK insgesamt 1.876 Verfahren (Vorjahr: 1.958) zur Alterskennzeichnung digitaler Spiele in Deutschland organisiert und durchgeführt. Spiele ohne Freigabe dürfen weder beworben noch öffentlich verkauft werden. Zusätzlich gibt es sogenannte indizierte Titel: Derzeit sind in Deutschland 91 Spiele auf der BPjM-Liste, die eingeschränkt oder verboten sind.

In Österreich gibt es keine zentrale Altersfreigabestelle wie die USK, sondern medienrechtliche Vorschriften, die vor allem vom Bundesgesetz zum Schutz der Jugend geregelt werden. In der Schweiz sind Altersfreigaben kantonal geregelt. Trotz dieser unterschiedlichen Systeme sind die Folgen für Nutzer vergleichbar: Plattformen berücksichtigen diese Vorgaben und passen ihr Angebot entsprechend an. Das führt dazu, dass nicht alle Steam-Spiele in in allen EU-Ländern oder der Schweiz verfügbar sind.

Es ist aber schwierig, eine genaue Zahl für den Prozentsatz der Steam-Spiele zu nennen, die beispielsweise in mindestens einem EU-Land nicht vollständig zugänglich sind, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt und sich ständig ändern kann. Es gibt jedoch eine Reihe von Gründen, warum Spiele in bestimmten Regionen möglicherweise nicht verfügbar sind, wie z.B. rechtliche Beschränkungen, regionale Preisgestaltung und Inhaltsrichtlinien, bilanziert die Google KI Gemini.

Diese regionalen Sperren werden technisch durch Geoblocking umgesetzt: Plattformen wie Xbox, PlayStation, Nintendo und Steam erkennen anhand der IP-Adresse, aus welchem Land der Nutzer kommt, und schränken das Spielangebot entsprechend ein.

Nutzung von VPNs und rechtliche Folgen

Viele Gamer versuchen, solche Sperren mit VPN-Diensten oder SmartDNS zu umgehen, um auch eigentlich nicht verfügbare Inhalte spielen zu können. Rechtlich bewegen sich diese Nutzer damit oft in einer Grauzone. In Deutschland kann das Umgehen von Jugendschutzmaßnahmen oder Lizenzsperren strafrechtliche Folgen haben. Außerdem verbieten die Nutzungsbedingungen vieler Plattformen ausdrücklich den Einsatz solcher Techniken. Dies führt häufig dazu, dass Nutzerkonten gesperrt oder gelöscht werden. Bereits 2024 wurden im deutschsprachigen Raum mehrere tausend Accounts aufgrund von Verstößen gegen VPN-Nutzung gesperrt.

In Österreich und der Schweiz gibt es zwar seltener strafrechtliche Konsequenzen, jedoch können Plattformbetreiber Zivilklagen gegen Nutzer anstrengen.

Online-Glücksspiel und Bitcoin-Casinos

Wo Gaming zu Hause ist, ist meist auch das Online-Glücksspiel nicht weit. Es unterliegt in Deutschland strengen Regeln. Die deutsche Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) vergibt Lizenzen nur an Anbieter, die strenge Auflagen erfüllen. So gelten z.B. maximale Einsatzsummen von 1.000 Euro pro Monat und umfassende Spielzeitbegrenzungen. 2023 könnten nach Schätzungen der KI-Plattform perplexity.ai rund 450.000 Deutsche Online-Casinos besucht haben.

Bitcoin-Casinos, die sich gefühlt immer mehr verbreiten, unterliegen (leider) oft keinen (deutschen) Lizenzrichtlinien. Wie viele Bitcoin Casinos und Krypto Casinos illegal sind, ist nicht klar. Wahrscheinlich eher die Mehrzahl. Die Zeitschrift Forbes Swiss widmete sich bereits 2023 dem Thema unter der Schlagzeile "Die Glücksspielindustrie wird im digitalen Bereich in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Illegale Online-Casinos: Eine Bedrohung für Spieler und Branche".

Illealge Casinos operieren schnell und anonym, bieten aber keinen wirksamen Schutz, weder für minderjährige Jugendliche noch für erwachsene Verbraucher. Das Betrugsrisiko ist hoch, und oft fehlen Kundensupport oder transparente Spielbedingungen.

Zahlen und Fakten zu Gaming in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Das Durchschnittsalter der rund 37 Millionen Menschen, die in Deutschland regelmäßig Videospiele spielen liegt 38+ Jahren, wobei über 10 Prozent der Spieler älter als 60 Jahre sind. Die Gaming-Branche erwirtschaftet in Deutschland im Jahr 2024 etwa 9,4 Milliarden Euro und zählt damit zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen zwischen Garmisch und Flensburg.

In der Schweiz spielen über 3,4 Millionen Menschen ab 15 Jahren mindestens gelegentlich Videospiele, das entspricht rund 53 Prozent der Bevölkerung. Auch in Österreich ist Gaming kulturell fest etabliert. Wie viel Menschen in der Schweiz oder Österreich Krypto Onlinecasinos besuchen ist unklar.

Technische Mittel, manche versprechen mehr, als sie halten

Viele Nutzer versuchen, digitale Einschränkungen zu umgehen – besonders beliebt sind dabei VPN-Dienste. Mit wenigen Klicks kann eine IP-Adresse aus einem anderen Land simuliert werden, wodurch gesperrte Inhalte plötzlich wieder zugänglich sind. Dieses Vorgehen funktioniert häufig, aber nicht immer zuverlässig. Immer mehr Plattformen erkennen VPN-Traffic und blockieren diesen aktiv. Zudem führt die Nutzung von VPNs oft zu langsameren Verbindungen, was insbesondere beim Online-Gaming für erheblichen Frust sorgt. Für Spieler, die eine stabile Verbindung benötigen, etwa bei kompetitiven Shootern oder Echtzeitspielen wie digitalen Pokerräumen, sind viele VPN-Setups ungeeignet und führen zu einem schlechteren Spielerlebnis.

Eine technisch schlankere Alternative ist SmartDNS. Statt den gesamten Datenverkehr umzuleiten, wird lediglich die Zieladresse angepasst. Das sorgt für schnellere Verbindungen, ist aber deutlich unsicherer. Datenschutz ist hier meist nicht vorhanden, und viele Dienste protokollieren umfangreich, was, wann und wie genutzt wird. Noch riskanter sind dubiose Browser-Plugins oder Apps, die jedes Geoblocking umgehen wollen – häufig unter dem Preis, dass persönliche Daten, Passwörter oder Nutzungsgewohnheiten verkauft werden. Wer solchen Tools vertraut, öffnet Cyberkriminellen Tür und Tor.

Warum der Trick nicht immer die Lösung ist

Viele technische Umgehungen klingen clever, bergen aber erhebliche Risiken. Diese reichen von Verstößen gegen die AGBs der Plattformen bis hin zu juristischen Konsequenzen. Der schwerwiegendste Schaden ist oft der Verlust des Zugriffs: Für viele Gamer bedeutet ein gesperrter Account den Verlust von Jahren an Spielzeit, seltenen Items und aufgeladenen Währungen. Zudem leidet die psychologische Bindung: Wer dauerhaft Tricks und Workarounds nutzt, verliert das Vertrauen in die Plattformen – und mit der Zeit auch die Lust am Spielen.

Nicht alle Tools sind zudem seriös. Kostenlose VPNs und manche Browser-Erweiterungen finanzieren sich über Werbung oder massives Datensammeln. Teilweise schleusen sie Malware ein, leiten auf Fake-Webseiten weiter oder missbrauchen die Internetleitung für fremde Zwecke. Digitale Selbstverteidigung beginnt deshalb nicht mit dem Bypass, sondern bei der vorsichtigen Auswahl vertrauenswürdiger Werkzeuge.

Grenzen erkennen, Spielräume nutzen

Wer Angebote wie auf der Xbox legal und dauerhaft nutzen möchte, muss wissen, wo die eigenen Möglichkeiten enden – und wie man dennoch mehr Freiheit gewinnt. Das beginnt bei der Wahl der Plattform und umfasst die Kenntnis lokaler Rechtsprechung. Meist gibt es legale Alternativen: Angepasste Inhalte, regionale Versionen oder offizielle Wege, um Zugriff zu erhalten. Technik kann unterstützen, aber der Überblick entscheidet, ob ein Trick ein Vorteil ist oder sich als schädlicher digitaler Bumerang erweist.

Diese risiko- und verbraucherschutzorientierte Einschätzung zeigt auf, dass technische Mittel wie VPN-Dienste und SmartDNS zwar manchmal funktionieren, jedoch stets mit Vorsicht und vollem Bewusstsein möglicher Nachteile eingesetzt werden sollten oder auch im Bewusstsein möglicher juristischer Verstöße oder Probleme.

Fazit: Informiert bleiben schützt am besten

Digitale Sperren sind keine bloße Belästigung, sondern rechtlich und gesellschaftlich begründete Schutzmaßnahmen. Das Umgehen dieser Sperren durch technische Hilfsmittel ist riskant – rechtlich, technisch und hinsichtlich des Verlusts von Spielständen oder Accounts. Gerade im sensiblen Bereich des Online-Glücksspiels sollten Verbraucher auf seriöse und lizenzierte Anbieter achten, um sich vor Betrug und Missbrauch zu schützen.

Wer informiert, vorsichtig und verantwortungsvoll mit digitalen Angeboten umgeht, kann das Gaming-Erlebnis sicher und nachhaltig genießen.

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