Rückblick: 20 Jahre Tabaksteuer- und Abgabenpolitik in Deutschland und der EU – Ursache für Philip Morris‘ Produktionsstopp

Kontinuierlicher Anstieg der Tabaksteuer ab 2005

Quelle: Perplexity.ai-Zusammenstellung für NETZ-TRNEDS.

Seit etwa zwei Jahrzehnten verfolgt Deutschland eine konsequente Erhöhung der Tabaksteuer, um den Tabakkonsum zu reduzieren und zugleich Einnahmen für den Staatshaushalt zu generieren. Bereits ab Anfang der 2000er-Jahre wurden die Steuersätze mehrfach angehoben. Im Zeitraum 2002 bis 2015 gab es mehrere mehrstufige Erhöhungen, bei denen etwa der Preis pro Zigarette von etwa 15,8 Cent (2002) auf nahezu 30 Cent im Jahr 2016 stieg23.

Besonders relevant waren folgende Entwicklungen: Zwischen 2011 und 2015 erfolgte eine fünfstufige Erhöhung der Tabaksteuer in moderaten Schritten, um massive Marktturbulenzen zu vermeiden24. Die Steuer auf Feinschnitt-Tabak stieg dabei deutlich stärker als bei Zigaretten, um die steuerliche Lücke zwischen Drehtabak und fertigen Zigaretten zu verringern3.

Wirkung auf Preise und Konsumenten

Diese Steuerpolitik hat die Endpreise massiv beeinflusst: Der Anteil der Tabaksteuer am Verkaufspreis lag in den letzten Jahren nahe 50% (z.B. 3,48 Euro Steuern pro Packung)2. Zum 1. Januar 2025 stiegen die Steuersätze nochmals an: 11,71 Cent pro Zigarette (vorher 11,15 Cent) und 57,85 Euro pro Kilogramm Feinschnitt-Tabak (vorher 54,39 Euro)17. Dadurch kostete eine 20er-Packung gängiger Zigaretten häufig über 8 Euro, mit weiter steigender Tendenz68.

EU-weite Harmonisierung und Steuerpläne

Auf EU-Ebene kommen seit 1993 harmonisierte Verbrauchersteuern hinzu, die eine gewisse Mindestbelastung sicherstellen10. Die EU-Kommission plant weitere Anpassungen, die Tabaksteuern an den Wohlstand der Mitgliedstaaten koppeln, was vor allem wohlhabendere Länder stärker belasten wird156.

Diese verschärfte internationale Steuerpolitik führt zu einem erheblichen Preisdruck auf den europäischen Tabakmarkt. Kritiker bezeichnen die Steuersprünge und Abgaben als „irrwitzig“ hoch, da sie neben der Konsumreduktion auch die einheimische Produktion bedrohen und die Beschäftigung in der Branche erschweren.

Folgewirkungen auf die Tabakindustrie und Philip Morris

Die Folgen sind deutlich: Philip Morris hat die Produktion vieler klassischer Tabakprodukte in Deutschland zurückgefahren und verlagert zunehmend ins Ausland. Die Schließung des letzten deutschen Werks in Dresden zum Juli 2025 mit dem Verlust von rund 274 Arbeitsplätzen ist eine direkte Konsequenz dieser Steuer- und Abgabenpolitik14.

Die hohe Steuerlast macht die Herstellung und den Verkauf in Deutschland zunehmend unrentabel. Die wachsenden Produktions- und Personalkosten sowie der Preiswettbewerb durch Billigimporte und Onlinehandel erschweren zusätzlich die Situation.

Statistik zum Rückgang des Konsums

Parallel zu den Preissteigerungen sank die Raucherquote deutlich: Von rund 30% Anfang der 2000er Jahre auf unter 20% heute. Die Tabaksteuererhöhungen tragen erheblich dazu bei, indem sie den Einstieg erschweren und zum Ausstieg motivieren5. Allerdings führt dies auch zu Umsatzeinbrüchen bei klassischen Produkten und verändert die Marktstruktur stark.

Zusammenfassung der wichtigsten Zahlen und Fakten

Zeitraum Wichtige Änderungen Preisentwicklung (pro Zigarette) Wirkung Quellen
2002–2015 Mehrstufige Tabaksteuererhöhungen 15,79 Cent → ca. 29,47 Cent Preiserhöhung, Rückgang des Konsums 2345
2016–2024 Weitere moderate Erhöhungen, Steuerabgleich Feinschnitt ca. 30 Cent → ca. 35 Cent Stärkung des Verzichts, Marktwandel 289
01.01.2025 Erhöhung auf 11,71 Cent/Zigarette (DE) 35 Cent → über 37 Cent Deutlicher Preisschub 167
Markt heute Tabaksteueranteil ca. 50% am Endverbraucherpreis 80+ € pro Stange Zigaretten Produktionsverlagerung, Konsumrückgang 168
Arbeitsplatzverluste 2025 Philip Morris schließt Dresdner Werk 274 Jobs verloren Produktionsstopp in DE 14

Fazit

Die konsequente Steuer- und Abgabenpolitik in Deutschland und der EU in den letzten 20 Jahren hat den Preis für klassische Tabakprodukte stark erhöht, was erheblich zum Rückgang des Zigarettenkonsums beiträgt. Für Tabakkonzerne wie Philip Morris bedingt dies jedoch auch den Rückzug aus der deutschen Produktion, die zunehmend unrentabel wird. Die jüngsten Steuererhöhungen 2025 verstärken diesen Trend nochmals deutlich. Dies hat nicht nur ökonomische Auswirkungen auf die Industrie und Beschäftigten, sondern signalisiert auch einen tiefgreifenden Strukturwandel in der europäischen Tabakwirtschaft.

Quellen:

1 Tabaksteuer 2025: Geplante Erhöhungen in Deutschland – tabak-boerse24.de
2 Zigaretten und Tabak: Preisentwicklung und gesetzliche Vorschriften – tabak24.shop
3 Tabaksteuer (Deutschland) – Wikipedia
4 Versteuerter Zigarettenabsatz – Deutscher Zigarettenverband
5 ABNR-Stellungnahme zur Besteuerung von Tabakprodukten – Deutscher Bundestag (PDF)
6 27 Zigarettenpreise in der EU 2025 – Smokestars.de
7 Neue Steuertarife ab 01.01.2025 – zoll.de
8 Die Deutsche Tabakindustrie – Daten & Fakten – Statista
9 Synopse der Änderungen des Tabaksteuergesetzes – Buzer.de
10 Tabaksteuer und Verbrauchssteuer harmonisiert in EU – Bundesfinanzministerium

Links dazu:

  1. https://www.tabak-boerse24.de/magazin/tabaksteuer-2025-ein-ueberblick-ueber-die-geplanten-erhoehungen
  2. https://www.tabak24.shop/info/zigaretten-und-tabak-preisentwicklung-und-gesetzliche-vorschriften
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Tabaksteuer_(Deutschland)
  4. https://www.zigarettenverband.de/themen/zahlen-und-fakten/versteuerter-zigarettenabsatz
  5. https://www.bundestag.de/resource/blob/841832/01-ABNR.pdf
  6. https://www.smokestars.de/blog/27-zigarettenpreise-in-der-eu-2025/
  7. https://www.zoll.de/SharedDocs/Fachmeldungen/Aktuelle-Einzelmeldungen/2024/vst_neue_steuertarife_01012025_aenderung_steuerzeichendesign.html
  8. https://de.statista.com/themen/45/tabak/
  9. https://www.buzer.de/gesetz/8880/v276520-2022-07-01.htm
  10. https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Glossareintraege/T/tabaksteuer.html?view=renderHelp

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