Vermieter klagen über Probleme bei Wunderflats, Spacest und Blueground – steckt Wohnen auf Zeit in der Krise?

Fast keine Aufrufe in einem Jahr. Eine Katastrophe auf Wunderflats.

Nach Homelike-Insolvenz:

Die Krise im Markt für möbliertes Wohnen auf Zeit trifft derzeit eine Branche hart, die jahrelang als boomender Trend galt. Einst als Hoffnungsträger gehandelte Plattformen wie Homelike sind bereits pleite, andere wie Wunderflats, Spacest oder Blueground kämpfen um Vermieter und Mieter.

Wo liegt das Problem?

Das Ende von Homelike als Warnsignal für die gesamte Branche

Im März 2025 gab die Kölner Plattform Homelike, spezialisiert auf die Vermittlung möblierter Wohnungen ab einer Dauer von einem Monat, ihre Betriebseinstellung bekannt. Bereits im Januar 2025 hatte Homelike zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet, nachdem auch eine Rettungsfinanzierung ein Jahr zuvor nicht nachhaltig gewirkt hatte. Branchenkenner sahen dies als Vorzeichen dafür, dass auch andere Portale straucheln könnten.

Schlechte Performance trotz hoher Mieten – das Beispiel Wunderflats

Dabei scheint das Problem der Plattformen nicht primär in zu niedrigen Mietpreisen zu liegen, sondern in einer Kombination aus schlechter digitaler Sichtbarkeit und strukturellen Schwierigkeiten. Ein Vermieter berichtet, dass seine hochwertig kernsanierte Berliner Zwei-Zimmer-Wohnung, für die er bei Wunderflats monatlich rund 2.000 Euro brutto inklusive sämtlicher Nebenkosten (Strom, Wasser, Heizung, Internet) verlangt, innerhalb eines Jahres lediglich 119 Aufrufe und keine einzige Mietanfrage erhielt. Eine ernüchternde Bilanz, insbesondere weil Wunderflats für die erfolgreiche Vermittlung eine Provision zwischen 10 und 20 Prozent der Monatsmiete verlangt.

Der Preis von 2.000 Euro klingt zunächst nach einem profitablen Geschäft. Doch bei genauer Betrachtung schrumpft der Ertrag dramatisch zusammen: Von diesen 2.000 Euro brutto fallen monatlich bereits 256 Euro Hausgeld für die Hausverwaltung an, hinzu kommen etwa 60 Euro für Strom, 50 Euro für schnelles Internet, sowie weitere unkalkulierbare Kosten. Allein 2023 musste der Vermieter etwa eine Nachzahlung von 1.000 Euro für Heizkosten stemmen sowie einen Wasserschaden in Höhe von rund 9.000 Euro, der nicht eindeutig einem Mieter zuzuordnen war und deshalb aus eigener Tasche gezahlt werden musste.

Am Ende bleiben dem Vermieter von den ursprünglichen 2.000 Euro Mieterlös vor Steuern nur etwa 1.600 Euro. Von solchen Mieten gehen dann häufig noch rund 45 Prozent Steuern an das deutsche nimmersatte Finanzamt, wenn man dem keine Abschreibungen entgegensetzen kann – unterm Strich verbleiben im worst case also weniger als 900 Euro Nettoertrag monatlich für eine hochwertige Wohnung, die möbliert und modernisiert zur Verfügung gestellt wird.

Institutionelle Großanbieter dominieren Plattformen – private Vermieter chancenlos

Ein weiteres Problem: Portale wie Wunderflats und Spacest werden zunehmend von institutionellen Vermietern genutzt, die nicht einzelne Wohnungen anbieten, sondern ganze Wohnblöcke mit Hunderten möblierten Apartments inserieren. Durch ihre Masse verdrängen sie einzelne private Vermieter von den prominenten Platzierungen auf den Plattformen und drücken gleichzeitig durch standardisierte Billigangebote auf die Mietpreise.

Während Wunderflats immerhin offen und transparent die Inserat-Performance darstellt – was lobenswert ist und Vertrauen schafft –, lässt sich bei anderen Anbietern oft kaum nachvollziehen, wie effektiv Inserate tatsächlich sind. „Das ist vorbildlich bei Wunderflats gelöst und sollte eigentlich Standard sein“, erklärt ein Vermieter. „Bei anderen Plattformen tappt man hingegen völlig im Dunkeln und hat kaum eine Chance, Inserate zu optimieren, um Anfragen zu generieren.“

Spacest und Blueground: Trotz guter Bewertungen skeptische Vermieter

Auch andere Plattformen kämpfen derzeit mit Schwierigkeiten, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Während etwa Spacest und Blueground bei Trustpilot noch relativ positive Bewertungen erhalten, häufen sich einzelne Berichte frustrierter Nutzer. Häufig bemängeln sie Intransparenz bei Nebenkosten, zusätzlichen Gebühren, mangelhafte Kommunikation oder Probleme bei der Rückerstattung von Kautionen.

Vor allem aber fällt die Reichweite der Inserate immer häufiger enttäuschend aus. Dies könnte auch mit steigenden Werbekosten auf Drittplattformen wie Google oder Instagram zusammenhängen. Plattformen wie Wunderflats, Spacest oder Blueground benötigen Reichweite durch externe Werbung – doch wenn diese Anzeigen zu teuer werden, verzichten sie möglicherweise darauf. Das Ergebnis: eine sinkende Sichtbarkeit und kaum noch Interessenten für einzelne Inserate.

Warum bleibt Nachfrage aus? Deutschlands Wirtschaftskrise könnte eine Rolle spielen

Die schwache Nachfrage könnte allerdings auch größere, volkswirtschaftliche Gründe haben. Eine Nachricht des Anbieters Blueground an einen Berliner Vermieter offenbart, dass aufgrund mangelnder Kundennachfrage derzeit keine weiteren Wohnungen in das Portfolio aufgenommen werden. Dies könnte auch mit dem anhaltenden wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands in Verbindung stehen. Internationale Fachkräfte wie Informatiker, Professoren oder hochqualifizierte Consultants, die für gewöhnlich Wohnungen für drei bis 24 Monate mieten, entscheiden sich vielleicht vermehrt gegen Deutschland als Standort. Steigende Inflation, wirtschaftliche Unsicherheit und politische Rahmenbedingungen könnten dazu führen, dass viele dieser Spezialisten andere Länder bevorzugen.

Fazit: Hohe Preise, sinkende Nachfrage – was nun?

Die Vermietung möblierter Wohnungen auf Zeit steckt in einer tiefen Krise. Trotz vermeintlich hoher Preise bleibt Vermietern oft wenig übrig. Hohe Steuern, zusätzliche Gebühren, teure Schäden, und mangelnde Nachfrage setzen ihnen ebenso zu wie institutionelle Großanbieter und Plattformen, die offenbar Schwierigkeiten haben, für die nötige Reichweite zu sorgen. Nach dem Kollaps von Homelike stellt sich die Frage, ob Plattformen wie Wunderflats, Spacest oder Blueground die Kurve noch kriegen – oder ob auch sie bald zum Opfer der wachsenden Krise werden. NETZ-TRENDS.de hat jedenfalls von mehreren dort inserierenden Mietern von Vermietungsproblemen gehört.

Ein Mitarbeiter der Plattform Blueground schrieb wörtlich per E-Mail an einen Vermieter in Berlin Prenzalauer Berg am 16. Juli 2025:

„Aufgrund mangelnder Kundennachfrage haben wir derzeit kein Interesse, weitere 2-Zimmer-Wohnungen in dieser Gegend in unser Portfolio aufzunehmen. Aus diesem Grund können wir leider nicht weiter über diese Wohnung sprechen.“

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