Branchenwandel auf Rädern – Wie ein Kölner Unternehmen die Umzugs- und Entrümpelungsszene digitalisiert

Ein realistischer Blick auf ein fragmentiertes Gewerbe im Umbruch

Grafik: NETZ-TRENDS mit Chat GPT Pro-Version.

Ein Markt mit strukturellen Schwächen

Die Umzugs- und Entrümpelungsbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist ein kleinteiliger Markt, geprägt von regionalen Anbietern, geringen Eintrittsbarrieren und weitgehend analogen Prozessen. Laut Statistischem Bundesamt fanden 2022 in Deutschland rund 8,4 Millionen Umzüge statt – also etwa jeder zehnte Einwohner wechselte innerhalb eines Jahres den Wohnort.

Dennoch greifen laut einer Statista-Umfrage nur 18 Prozent der Umziehenden auf ein professionelles Umzugsunternehmen zurück. In Österreich liegt diese Quote bei knapp 22 Prozent (GfK 2021), in der Schweiz variieren die Angaben, es ziehen aber auch nur rund 10 Prozent im Jahr um (Bundesamt für Statistik, BFS).

Gründe für die geringe Beauftragung liegen nicht nur im Preis, sondern vor allem in einem Vertrauensdefizit: Viele Unternehmen verfügen über keine eigene Website, sind telefonisch schlecht erreichbar oder bieten keine nachvollziehbare Preisstruktur. Wer digital buchen, verlässlich planen und schnell Antworten auf Rückfragen erhalten möchte, stößt in vielen Fällen auf Hürden.

Ein Beispiel für professionellere Abläufe

Inmitten dieses Umfelds ist 2021 in Köln das Unternehmen Sorglos Umzüge & Entrümpelungen gegründet worden – mit dem erklärten Ziel, den Standard in der Branche zu erhöhen. Anders als viele klassische Anbieter setzt das Unternehmen von Beginn an auf eine digitale Prozessstruktur: Von der Erstberatung über die Angebotserstellung bis zur Terminbestätigung läuft alles automatisiert oder digital gestützt.

Das Unternehmen ist mittlerweile an fünf Standorten aktiv: Köln, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main und Hamburg. Die Expansion zeigt: Es existiert Nachfrage nach einem Service, der erreichbar, transparent und planbar ist. Der wachsende Markt gibt diesen Entwicklungen Rückenwind. So geht der Bundesverband Möbelspedition (AMÖ)von einem Branchengesamtumsatz von über 2,5 Milliarden Euro in Deutschland aus (Stand 2023), wobei die Zahl professionell organisierter Privatumzüge zuletzt leicht anstieg – auch infolge einer alternden Bevölkerung und eines steigenden Anteils an Alleinlebenden.

Transparenz als Unterscheidungsmerkmal
Ein zentrales Merkmal digital ausgerichteter Dienstleister ist die öffentliche Preisgestaltung. Während viele Umzugsfirmen erst nach Vor-Ort-Terminen oder Rückrufen Angebote erstellen, veröffentlicht Sorglos auf seiner Website realistische Preisspannen für Entrümpelungen. Für kleinere Wohnungen (60–90 m²) wird ein Preisrahmen von ca. 1.500 Euro angegeben, größere Projekte wie Einfamilienhäuser ab 120 beginnen bei ca. 3.500 Euro bei erhöhtem Aufwand (z. B. Messie-Haushalte) können die Kosten entsprechend steigen. Die Preisbildung berücksichtigt neben der Wohnfläche auch Zugänglichkeit, Etagen, Müllart und Sortieraufwand.

Kundinnen und Kunden haben die Möglichkeit, vorab eine digitale Videoberatung zu vereinbaren, bei der Aufwand und Materialeinschätzung per Video-Call vorgenommen werden. Dieses Verfahren ersetzt keine Vor-Ort-Begehung, kann jedoch Planungssicherheit verbessern – insbesondere für beruflich stark eingebundene oder mobilitätseingeschränkte Auftraggeber.

Branche unter Digitalisierungsdruck
Der Digitalisierungsgrad der Umzugsbranche ist insgesamt gering. Laut einer bitkom-Analyse zum Dienstleistungssektor liegt die durchschnittliche digitale Reife kleiner Handwerksunternehmen in Deutschland auf einem der hinteren Plätze im Branchenvergleich (bitkom, 2023). Gerade bei Ein-Personen-Unternehmen oder kleinen Dienstleistern fehlt es oft an IT-Kenntnissen, Ressourcen für Webauftritte oder digitalem Buchungsverhalten.

Gleichzeitig verändern sich die Kundenerwartungen: Laut einer PwC-Studie zu Konsumentenverhalten im Dienstleistungsbereich wünschen sich 82 Prozent der unter 35-Jährigen digitale Selbstbedienungstools, wie Buchungsmasken, Echtzeit-Statusanzeigen und Online-Kostenübersichten. Eine Branche, die auf starren Formularen und schlecht erreichbaren Hotlines basiert, läuft Gefahr, den Anschluss an die Lebensrealitäten ihrer Kunden zu verlieren.

Reichweite allein reicht nicht aus
Auch die mediale Präsenz der neuen Anbieter nimmt zu. So war Sorglos Umzüge & Entrümpelungen bereits 2021 in einer Folge des RTL-Formats „Das Messie-Team“ vertreten. 2024 folgte eine Zusammenarbeit mit dem YouTube-Duo „Die Rinos“ für ein Format bei ProSieben. Hinzu kommen eigene Inhalte auf Social Media, etwa ein YouTube-Kanal mit Ratgebervideos und ein Instagram-Account, der insbesondere eine jüngere, digitale Zielgruppe adressiert. Die Wahl der Kanäle ist strategisch – allein in Deutschland nutzen laut Statista 2024 rund 34 Millionen Menschen aktiv Instagram, darunter eine Mehrheit zwischen 18 und 39 Jahren.

Trotz aller Reichweite bleibt das Fundament aber der tatsächliche Service. Das Unternehmen verweist auf über 400 Bewertungen bei Google mit einem Durchschnitt von 5,0 Sternen, wobei vor allem Kommunikation, Pünktlichkeit und Beratung hervorgehoben werden. Bewertet werden meist klassische Leistungen: Wohnungsumzüge, Haushaltsauflösungen, kleinere Renovierungen oder Einlagerungen.

Wohin sich der Markt entwickelt
Die Marktbedingungen sprechen dafür, dass sich professionelle Anbieter mit klaren Strukturen künftig besser durchsetzen werden. Die Zahl der Haushaltsauflösungen nimmt zu – nicht nur durch Alterung und Todesfälle, sondern auch durch Veränderungen am Wohnungsmarkt (z. B. Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen). Der demografische Wandel spielt der Branche ebenso in die Karten wie die steigende Zahl an Mobilitätsjobs.

Gleichzeitig wächst der Kostendruck: gestiegene Müllgebühren, Dieselpreise und Löhne erhöhen die Betriebskosten auch für kleinere Anbieter. In einem solchen Umfeld sind effiziente Prozesse, transparente Kalkulation und zuverlässige Kundenkommunikation entscheidend. Unternehmen wie Sorglos Umzüge & Entrümpelungen könnten in dieser Situation als Blaupause für eine professionalisierte Dienstleistungsstruktur dienen – nicht als glamouröses Start-up, sondern als funktionierender Mittelständler im digitalen Gewand.

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