Wohnen auf Zeit Wunderflats - Vom Marktführer zur Herausforderung – Hat die Immobilienplattform für Wohnen auf Zeit ihren Zenit überschritten?

Wunderflats, noch die in Deutschland führende Plattform für möblierte Wohnungen auf Zeit, steht möglicherweise vor einem Wendepunkt. Geschäftsleute und andere Mieter, die auf der Suche nach temporären, möblierten Wohnungen sind, haben das Portal in der Vergangenheit geschätzt. Doch zunehmend berichten Vermieter über stagnierende Anfragen und sinkende Sichtbarkeit.

Wunderflats: Einst führende Plattform für möblierte Wohnungen, nun mit sinkenden Anfragen und Herausforderungen konfrontiert.

2019 konnte Wunderflats, ein Berliner Start-Up, damit Schlagzeilen machen, dass man 8 Millionen Euro als Finanzspritze erhalten habe. Ohne Geld geht es nun mal fast nirgends.

Auch nicht im Markt der Immobilienportale für Wohnraum, meist voll möbliert, der nur befristet vermietet wird, also Wohnen auf Zeit: Ein Berliner Vermieter im Prenzlauer Berg berichtet, dass seine Wohnung in den letzten 30 Tagen nur 150 Aufrufe auf Wunderflats erhalten hat – eindeutig zu wenig, um erfolgreich zu vermieten. „Ich habe 20.000 Euro in die Einrichtung investiert und die 60-Quadratmeter-Wohnung für 100.000 Euro kernsaniert“, erklärt er. „In vier Monaten habe ich gerade einmal eine Anfrage erhalten, die sich nie wieder gemeldet hat.“ Seine Wohnung steht ab dem 1. September ohne Mieter da, sollte Wunderflats nicht endlich mehr für die Vermarktung und den Traffic auf der Webseite tun.

Sinkende Anfragen und Vermieterfrust

Ein weiterer Berliner Vermieter äußert sich ähnlich frustriert: „Schade, es hat bisher immer top mit der Vermietung geklappt und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren auch immer hilfreich, aber ich glaube, ich muss mich jetzt nach Alternativen zu Wunderflats umschauen, möchte ich nicht Leerstand riskieren und dann noch draufzahlen, da ich keine Mieteinnahmen mehr habe und so meinen Immobilienkredit gar nicht abbezahlen kann.“

Geringe Sichtbarkeit im Google-Index

Ein Blick auf Sichtbarkeitsindex.de, eine Webseite, die die Sichtbarkeit von Webseiten auf Google misst, zeigt, dass die Sichtbarkeit von Wunderflats im Google-Index am 22. Juli 2024 nur bei rund 1,7 lag – kein gutes Zeichen. Ohne zusätzliches Marketing in anderen Kanälen scheint Wunderflats Schwierigkeiten zu haben, Immobilien erfolgreich zu vermitteln. Deshalb ist die Plattform auf Vermarktungsanzeigen auf Drittportalen angewiesen, beispielsweise auf Instagram. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob dieser Kanal allein ausreicht. "Zudem habe ich den Eindruck, dass auf solchen Drittportalen international viel zu wenig Werbedruck aufgebaut wird, dass also ein eher schlechtes Marketing gemacht wird, was uns Vermietern sehr schadet", sagt ein weiterer Vermieter.

Immobilienhaie und Konkurrenzdruck

Ein weiteres Problem könnte die Vielzahl an Immobilien sein, die von großen Immobilienanbietern eingestellt werden. Diese Anbieter vermieten massenhaft möblierte Wohnungen in bestimmten Stadtteilen, oft um die Mietpreisbremse zu umgehen. Dies beeinträchtigt den Markt der privaten Kleinvermieter, die ihre Wohnungen mühevoll und oft liebevoll einrichten. Die zunehmende Konkurrenz durch andere Plattformen trägt zusätzlich zur Defensive von Wunderflats bei.

Weniger Geschäftsleute und Fachkräfte aus dem Ausland und abnehmende Nachfrage

Möglich ist auch, dass derzeit immer weniger Geschäftsleute oder Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland kommen, was die Nachfrage nach temporären Wohnungen zusätzlich mindert. Der erfolglose Vermieter, der seine 60-Quadratmeter-Altbauwohnung seit Monaten auf Wunderflats anbietet, aber gerade einmal nur eine Anfrage erhalten hat, erklärt: „Ich bin vor zwei Wochen notgedrungen mit der Miete für die top möblierte und kernsanierte Immobilie von 2200 Euro auf 2100 Euro heruntergegangen und habe sie nun noch einmal auf 2000 Euro abgesenkt. Sonst habe ich ab dem 1. September keinen Mieter mehr. Der Preis ist angesichts der ganzen Kosten, die man noch abziehen muss, eigentlich angemessen, zumal das Objekt sogar eine Fußbodenheizung hat, was im Altbau sehr selten vorkommt.“

Die Kernsanierung der Wohnung hatte den Vermieter 100.000 Euro gekostet. Darüber hinaus ist das Apartment mit hochwertigen Geräten und Ausstattung versehen: „Das Apartment bietet eine stromsparende Bosch-Waschmaschine, einen Silent Bosch-Trockner und einen Staubsauger-Roboter. Zudem ist es mit einer modernen Dusche, einer Unterputz-Badewanne und einem spülrandlosen WC von Villeroy & Boch ausgestattet. Auch die Armaturen sind vom Feinsten,“ ergänzt der Vermieter.“

Herausforderungen für private Vermieter

Wie viel Profit ihm letztlich übrig bleibt, beschreibt er so: „Nicht so viel: Von der ursprünglich hoch anmutenden Gesamtmiete von 2200 Euro monatlich erhält Wunderflats jeden Monat 10 Prozent, also 220 Euro, für die Vermittlung neuer Mieter. Dann zahle ich 1100 Euro Immobilienkredit monatlich ab. Zusätzlich müssen 251 Euro Wohngeld an die Hausverwaltung für Müllabfuhr, Hausverwaltung, Strom im Treppenhaus, Instandhaltungsrücklagen etc. monatlich bezahlt werden. Weitere 50 Euro gehen für einen Internetanschluss an Vodafone und 80 Euro für Strom. Im Schnitt bleiben also 499 Euro netto monatlich übrig. Diese 499 Euro müssen noch mit durchschnittlich 35 Prozent versteuert werden, was bedeutet, dass nach Steuern etwa 324 Euro monatlich übrig bleiben.“

Er fügt hinzu: „Und von dem Geld, das übrig bleibt, muss ich regelmäßig Dinge nachkaufen, die dann mal gestohlen werden (Handtücher oder Bettwäsche) oder es geht etwas kaputt. Ein anderer Mieter hat einen teuren Wasserschaden verursacht. Da Wunderflats aber 10 Prozent Vermittlungsgebühr erhält, müsste ein guter Teil davon ins Marketing fließen. Dies sollte zu einer deutlich höheren Anzahl an Seitenaufrufen meiner Anzeige und zu mehr Mietern führen. Das passiert derzeit nicht. Das deutet darauf hin, dass das Geld überwiegend nicht ins Marketing reinvestiert wird und ich so keine Mieter erhalte."

Problem mit der Suche nach Fußbodenheizung auf Wunderflats

Er äußert zudem seinen Unmut darüber, dass Wohnungssuchende auf Wunderflats nicht nach dem Kriterium 'Fußbodenheizung' filtern können: "Das ist weder im Interesse der Suchenden, die eine Fußbodenheizung als Mehrwert betrachten, noch fair gegenüber Anbietern wie mir, die in eine solche Investition für klimafreundliches Heizen und konstante Raumtemperaturen investiert haben. Immerhin verbrauchen Fußbodenheizungen 25 Prozent weniger Energie und sorgen für ein besseres, da gleichmäßiger beheiztes Wohnklima. Viele Altbauwohnungen in Berlin erreichen kaum 19 Grad und kühlen nachts auf 17 Grad oder weniger ab.

Wert von Investitionen nicht anerkannt

"Jeder kann minderwertige Wohnungen mit billigen Möbeln anbieten, aber es wird nicht honoriert, wenn man mehr investiert. Jetzt bin ich gezwungen, die Miete auf das Niveau unsanierter Wohnungen mit günstigen Möbeln von Ikea zu senken, da auch Wohnraumsuchende, die bereit wären, für eine Fußbodenheizung mehr Miete zu bezahlen, diese Wohnungen gar nicht finden könnten."

Viele Fachkräfte auf dem Ausland erhalten über Wunderflats ihren ersten Zugang zum Wohnungsmarkt

Ein anderer Vermieter berichtet gegenüber NETZ-TRENDS.de von seinen bisherigen Erfahrungen: „Ich hatte bisher super Mieter. Eine junge indische Familie mit einem Kind, beide 27 Jahre alt und IT-Fachleute, die nach Deutschland kamen, um hier zu arbeiten. Die Wohnung war für sie eine gute Zwischenlösung, um im Job Fuß zu fassen und sich dann nach und nach eine eigene Wohnung zu suchen und einzurichten. Ein weiterer Mieter war ein junger Russe, der als Informatiker abgeworben wurde und die Wohnung für sechs Monate gemietet hatte, um sich in Ruhe nach einer dauerhaften Lösung umzusehen. Auch ein Professor aus Tokio, der für zwei Monate eine Gastprofessur hier innehatte, war bei mir Mieter.“

Wunderflats muss sich diesen Herausforderungen stellen, um die aktuelle Flaute, die Vermieter als Abwärtstrend interpretieren, zu stoppen und wieder mehr Anfragen für ihre Vermieter und Vermieterinnen zu generieren. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Für viele Vermieter ist jedoch klar: Ohne eine spürbare Verbesserung in der Vermarktung und Sichtbarkeit könnte die Plattform ihren einstigen Glanz verlieren.

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