Betrug 100.000 Euro weg - Kambodscha-Krypto-Connection zockt Ingenieur ab - Wer kennt die Yoona-Betrügerin?

Am 27. Februar 2024 nahm das Leben von Peter S. (Name auf seinen Wunsch geändert), einem 39-jährigen sympathischen und gutgläubigen Ingenieur aus Konstanz, eine unerwartete Wendung. Sein bis dahin beschaulicher Alltag, geprägt von der privaten Leidenschaft für das Reparieren von E-Bikes und einer tief verwurzelten badischen Zuverlässigkeit, wurde durch eine WhatsApp-Nachricht aus dem Gleichgewicht gebracht. Diese kam von einer Nummer mit der exotischen Vorwahl +855, die zu Kambodscha gehört, von der Nummer +85-5967833091. Hätte Peter diesen ersten Hinweis tiefer hinterfragt, hätte er vielleicht Vorsicht walten lassen. Doch seine anfänglichen Bedenken lösten sich in Luft auf, als die Absendernummer sich schnell in eine vertraute deutsche Mobilnummer (+49) verwandelte – in die +49-15778507425 (Tel. 015778507425 bzw. 0157-78507425). Auf NETZ-TRENDS.de schildert Peter sein Leid.

Die Krypto-Schlampge täuschte einen Konstanzer Ingenieur via WhatsApp und entwendete in sechs Wochen nahezu 100.000 Euro seines in zehn Jahren hart Ersparten. Die Hinweise deuten auf ein Netzwerk internationaler schwerer organisierter Kriminalität hin. Das Opfer erstatte nun in Konstanz Anzeige. Zunächst nutzte die Täterin nur den Namen Yoona, Nachforschungen von NETZ-TRENDS.de führten nun zur tatsächlichen Identität hinter dem Namen: eine prominente Südkoreanerin. Ob es sich bei der Betrügerin um jenen Star Yoona selbst handelt oder um eine Fake-Doppelgängerin handelt, muss nun die spezialisierte Cyber-Crime-Einheit der Staatsanwaltschaft Konstanz klären.

Dieser nahtlose Übergang von einer internationalen zu einer lokalen Nummer erschien Peter als ein besonderer und vertrauenswürdiger Schritt in der Beziehung zu der Absenderin, die sich als Yoona vorstellte. Zunächst auf Englisch kommunizierend, offenbarte sie Peter gegenüber eine persönliche Note:

"Ja, du bist ein Deutscher, der in der Schweiz lebt. Ich bin 34 Jahre alt, und du? Ja, ich kann dein Bild auf WhatsApp sehen. Die Nummer, die ich benutze, um dich zu kontaktieren, ist meine Arbeitsnummer, die ich nicht sehr oft verwende. Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du meine private Nummer hinzufügen?" (im original englischen Wortlaut hieß es: „Yes, you are a German, living in Switzerland. I am 34 years old and you? Yes, I can see your picture in WhatsApp. The number I use to contact you is my work number, which I don’t use very often. If you don’t mind, can you add my private number?“)

So widerlich erschlich sich die Krypto-Schlampe das Vertrauen bei dem Konstanzer in WhatsApp

Diese Worte, die eine Mischung aus Neugier und Vertraulichkeit ausdrückten, gaben Peter das Gefühl, er sei eine auserwählte Person und jene ominöse hübsche Yoona habe wirkliches Interesse an ihm. Ein Glücksfall eben, so schien es ihm, da seine Ehe derzeit im Scheidungsprozess läuft.

Yoona, die angeblich aus Nürnberg sei, präsentierte sich Peter als versierte Expertin auf dem Gebiet der Kryptowährungen und lud ihn ein, die faszinierende Welt des digitalen Währungshandels zu erkunden. Als Kennerin der Kryptowährungsbranche führte Yoona Peter behutsam in die Welt des digitalen Handels ein, wobei sie ein besonderes Augenmerk auf Tether (USDT) legte.Dieser sei besonders sicher, da der Wechselkurzs sich am U.S.-Dollar orientiere. Das heißt, man kauft und verkauft ihn grundsätzlich nur in Dollar.

Hintergrundinformation: USDT, von NETZ-TRENDS.de und anderen als "Spiel-Coin" kritisiert, steht exemplarisch für einen umstrittenen Teil des Kryptomarktes. Mit der Einschätzung, dass etwa 99 Prozent aller Kryptowährungen – inklusive des bekannten Bitcoin – eher Glücksspielcharakter besitzen, wirft dies Fragen bezüglich der Regulierung solcher Assets auf. Seit seiner Einführung 2014 hat USDT eine beständige Marktpräsenz, was Peter als Indiz für dessen Zuverlässigkeit deutete (was es aber nicht ist).

Anfang März drehte die Krypto-Kriminelle richtig auf in ihrem Ziel dem Konstanzer möglichst viel Geld zu stehlen

Anfang März unternahm Peter erste Schritte in der Welt der Kryptowährungen, angeleitet von Yoona. Sie empfahl ihm die Plattform "https://zsline.com/#/login", die sie als Spitzenreiter unter den Kryptobörsen darstellte. Laut Recherchen von NETZ-TRENDS.de hat diese Seite eine lange, aber intermittierende Geschichte; seit ihrer Gründung im Jahr 2001 lag sie von 2007 bis Ende 2023 nahezu brach, bevor sie Ende des Jahres von zweifelhaften Figuren neu belebt wurde.

Doch der Reihe nach: Yoona instruierte Peter S., Geld auf Kraken zu überweisen, einer etablierten Bitcoin-Börse, die 2011 von Jesse Powell gegründet wurde und in San Francisco, Kalifornien, beheimatet ist. Dort sollte Peter S. seine Euro in Tether-Coins (USDT) umtauschen, eine Kryptowährung, die fest an den US-Dollar gekoppelt ist.

USDT wird, ähnlich wie 99 Prozent aller sogenannten "Kryptowährungen", vor allem als virtueller Spielcoin betrachtet, eine Art virtueller Spielmünze, die von einem dynamischen Markt getrieben wird, in dem einige Teilnehmer kaufen, während andere verkaufen. Dieses System lebt von der Dynamik eines Schneeballsystems, ein Wissen, das in der Regel nur denjenigen vorbehalten ist, die diese "Münzen" initiiert, also auf den Markt gebracht haben. Sie entscheiden auch, wann sie ihren Haupt-Anteil wieder verkaufen und damit häufig das ganze System zum Zusammenbruch bringen. Oft sind nicht einmal die Initiatoren dieser "Coins" bekannt und deshalb rechtlich fast nie zu belangen.. Anschließend sollte Peter S. jedenfalls die auf Kraken erworbenen USDT auf das weitere, angeblich seriöse dubiose Kryptoportal "zsline.com" überweisen, eine wahrscheinlich kriminelle Betrugs- Plattform, die vermutlich von den Kriminellen speziell für solche Transaktionen geschaffen wurde.

Peter war angenehm überrascht, als seine erste Investition von 100 Euro kurz darauf in eine Auszahlung von 111 EUR mündete, welche er auch prompt in Anspruch nahm. Seine darauffolgende Investition von 1.000 Euro steigerte sich schnell auf 1.124 EUR – ein weiterer Gewinn, den er unverzüglich sicherte. Durch diese anfänglichen Erfolge ermutigt, investierte Peter 5.000 Euro und konnte tatsächlich 5.677 EUR abheben, die ihm auch ausgezahlt wurden. Diese reibungslosen und schnellen Auszahlungen, die innerhalb weniger Tage erfolgten und eine beeindruckende Gewinnmarge von 10 bis 15 Prozent suggerierten, ließen Peter hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Diese ersten Erfahrungen stärkten Peters Vertrauen in Yoona und die Plattform zsline.com, auf der er, so wurde ihm suggeriert, angeblich "handelte", und ermutigten ihn, weitere Investitionen zu tätigen. Überzeugt von der Seriosität des Unterfangens und angelockt von der Aussicht auf noch höhere Gewinne, investierte Peter weitere 20.000 Euro in zwei Tranchen von jeweils 10.000 Euro.

Der Umschwung: Eingefrorene Gelder auf der angeblichen Krypto-Börse "zsline.com" & eskalierende Anforderungen

Als Peter S. versuchte, seine erzielten Gewinne und die ursprünglichen Einlagen von zsline.com abzuheben, traf er auf unerwartete Barrieren. Der Zugriff auf seine Investitionen wurde plötzlich blockiert, und der vermeintliche "Kundenservice" der Plattform stellte ihn vor eine erhebliche Hürde: Um seine Mittel auszahlen zu können, sei eine Gesamteinlage von 30.000 Euro bzw. der entsprechende Wert in USDT notwendig.

In dieser misslichen Lage bot Yoona ihre Unterstützung an. S. verfügte kurzfristig nicht über die benötigten Mittel, um die Mindesteinlage zu erfüllen. Yoona trat ein, indem sie anbot, die Differenz mit einer Überweisung von 10.000 USDT auszugleichen. Diese Aktion, die Peters Konto die erforderlichen 30.000 Euro bescherte, sollte den Handelsanforderungen gerecht werden und die Freigabe seiner blockierten Gelder ermöglichen. 10.000 Euro sind umgerechnet etwa 11.000 USDT Glücksspiel-Coins, beziehungsweise angebliche "Kryptos".

Die asiatische Yoona demonstrierte mit ihrer scheinbaren Großzügigkeit nicht nur ihre Großzügigkeit, sondern bekräftigte auch ihr Engagement für Peters Erfolg im Kryptohandel. Was jedoch als rettende Hilfe begann, entpuppte sich als Teil eines umfassenderen, komplexen Betrugsschemas, das Peter zunehmend in eine ausweglose Lage drängte.

Der Teufelskreis der Betrügereien auf zsline.com

Die Situation eskalierte zu einem Albtraum aus sich verschärfenden Forderungen und Bedingungen, die alle darauf abzielten, Peter zu weiteren Zahlungen zu bewegen. Jede neue Anforderung von Yoona und dem "Kundenservice" führte nur zu weiteren Komplikationen. Plötzlich behauptete der "Kundenservice", dass Yoonas Einzahlung von 10.000 Dollar auf Peters Konto den Verdacht der Geldwäsche aufkommen ließe – ein schwerwiegender Vorwurf, der angeblich offiziell gemeldet werden müsse. Der einzige Ausweg, so wurde Peter gedroht, sei die Bestätigung über einen Verifizierungslink, dass er tatsächlich Peter S., der Ingenieur aus Konstanz, sei. Dafür sei jedoch eine weitere Überweisung von 30.000 Euro erforderlich – diesmal ausschließlich von ihm, ohne Yoonas Beteiligung.

Möglich sei die Einzahlung aber nur über die Aktivierung eines angeblichen Special Transfer Links, den der "Kundensupport" ihm zuschicke, über den er seine Identität bestätigen müsse, unter Hochladen seiner ID-Kopie, also seines Personalausweises, und belegen müsse, dass er tatsächlich der Ingenieur aus Konstanz sei und in der Lage sei, auf einen Schlag die 30.000 Euro zu überweisen. Dann würden ihm die ersten 20.000 Euro wieder zurücküberwiesen und auch die 10.000 Euro, die ihm Yoona geliehen habe, bei der er ja jetzt in der Kreide stehe, würden ihr zurücküberwiesen.

Getrieben von Verzweiflung, kam Peter dieser Forderung nach, in der Hoffnung, dadurch den gesamten Betrag, der mittlerweile auf über 60.000 Euro angestiegen war, freizuschalten. Die in Aussicht gestellten Lösungen und die Möglichkeit, durch Verifizierungsprozesse seine Gelder freizubekommen, entpuppten sich jedoch als trügerisch. Trotz aller Anstrengungen, den Bedingungen zu entsprechen und seine Identität zu bestätigen, blieben seine Investitionen unzugänglich, und die versprochenen Auszahlungen blieben aus.

Das Erwachen: Der Schock - fast 100.000 Euro gestohlen

Bis zum 5. April 2024 hatte Peter insgesamt 94.087 EUR investiert, fast 100.000 Euro, in der Hoffnung, seine "eingefrorenen" Gelder freizubekommen und die versprochenen Gewinne zu realisieren. Die schmerzhafte Erkenntnis, dass weder Yoona noch zsline.com ihre Versprechen einhalten würden, traf ihn hart.

Seine Investitionen, getrieben von Vertrauen und der Hoffnung auf finanzielle Unabhängigkeit, endeten in einem finanziellen Desaster und hinterließen tiefe Zweifel an der Sicherheit und Seriosität des Kryptowährungsmarktes. Nimmt man das Geld hinzu, mit dem die ominöse schöne Fremde, vermeintlich aus Kambodscha, ihn angeblich unterstützte, betrug das Volumen um die 130.000 Euro, da jene Yoona weitere gut 35.000 Euro, natürlich Fake Geld, auf sein Krypto-Konto einzahlte, um ihn zu noch mehr Überweisungen zu bewegen.

Fazit: Ein mahnendes Beispiel wenn die Gier nach absurd hohem Gewinn oder einen Flirt das Gehirn ausschaltet

Die Geschichte von Peter S. steht exemplarisch für die potenziellen Gefahren im digitalen Goldrausch der Kryptowährungen. Sie mahnt zur Vorsicht und zur kritischen Prüfung jeder Investition und Handelsplattform. In einem von Volatilität und Anonymität geprägten Markt ist umsichtiges Handeln essenziell. Peters Erfahrungen dienen als Erinnerung, dass hinter dem Versprechen schnellen Reichtums oft raffinierte Betrugssysteme lauern, die darauf abzielen, unachtsame Investoren auszunutzen.

+++Update vom 8. April+++ Yoona gibt es wirklich - ein südkoreanischer Star, aber hat sie digitale Rip Deals nötig? Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat einiges zu ermitteln

Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Frau, die unter dem Namen Yoona bekannt ist und in Verbindung mit einem digitalen Rip Deal in Konstanz gebracht wurde, tatsächlich existiert – und zwar als prominente Figur. Lim Yoon-ah, besser bekannt unter ihrem Mononym Yoona, ist eine anerkannte südkoreanische Sängerin, Schauspielerin und Influencerin mit beachtlicher Präsenz in den sozialen Medien, darunter 17,4 Mio. Instagram-Follower und 640.000 YouTube-Abonnenten. Geboren am 30. Mai 1990 in Seoul, Südkorea, stieg sie nach fünf Jahren intensiven Trainings im August 2007 zur Berühmtheit auf, als Mitglied der äußerst erfolgreichen Girlgroup Girls’ Generation und deren Untergruppe Girls’ Generation-Oh!GG.

Ihre Karriere umfasst nicht nur die Musik; Yoona hat auch in zahlreichen TV-Dramen und Filmen mitgewirkt, darunter Hits wie "You Are My Destiny", "Love Rain", "Prime Minister & I", "The K2", "The King in Love", "Hush", "Big Mouth", "King the Land", "Confidential Assignment", "Exit" und "Confidential Assignment 2: International". Im Mai 2019 veröffentlichte sie ihr Debüt-Extended-Play "A Walk to Remember", das auf Anhieb den dritten Platz der südkoreanischen Gaon Album Chart erreichte. Ihre Erfolge haben sie zu einer führenden Figur der Hallyu-Welle gemacht.

Die entscheidende Frage, die nun im Raum steht, ist, ob die echte Yoona in die Vorwürfe des digitalen Krypto Rip Deals involviert ist, oder ob das deutsche Opfer in Konstanz von einem Doppelgänger oder einer ihr ähnlich aussehenden Person getäuscht wurde. Das Opfer selbst bestätigte, dass die Person im Webcam-Call dem recherchierten Bild der echten Yoona zumindest sehr ähnlich sah. Immerhin habe er mit ihr eine Wegcam-Session gehabt und sie dort geglaubt erkannt zu haben. Doch war sie es wirklich? Dies erinnert an einen ähnlichen Fall in der Schweiz, wo die albanische Star-Rapperin Loredana ein ahnungsloses Ehepaar um etwa 800.000 Euro betrog. Angesichts dieser Umstände ist die Staatsanwaltschaft Konstanz nun dazu aufgefordert, die wahren Umstände aufzudecken und die tatsächlich Beteiligten des Vorfalls zu ermitteln.

Update v. 15. April

Die BILD-Zeitung hat nun auch über das organisierte Verbrechen "Yoona" berichtet und dabei die investigative Recherche von NETZ-TRENDS.de erwähnt. Wir möchten uns herzlich für diese Erwähnung bedanken. Jede Berichterstattung trägt dazu bei, das Bewusstsein zu schärfen und die Aufklärung voranzutreiben, in der Hoffnung, die Täterinnen und Täter letztendlich zur Rechenschaft zu ziehen. Die Schäden dürften bei Krypto-Betrug alleine in Deutschland nach unseren Schätzungen in die Milliarden Euro jährlich gehen. Wenn Sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wie in dem hier geschilderte Fall, bitten wir Sie, uns zu kontaktieren oder einen Kommentar zu hinterlassen. Ihre Informationen können entscheidend helfen.

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