Crash? Börsen-Einbruch China: 173 Unternehmen stoppen Aktienhandel in Shanghai und Shenzhen

Allerdings hatten die beiden chinesischen Börsen, an welchen viele Technik-Werte gehandelt werden, in den vergangenen 12 Monaten absurde Höhenflüge erreicht, so dass letztlich jetzt wieder das Niveau von Anfang 2014 erreicht wurde. Dennoch breitet sich unter vielen Anleger Panik aus.

Dramatischer Börsenverlauf: Hoch hinaus und tief hinab - das kostet Anleger und Investoren Nerven. Hier die Yahoo Finance-Darstellung des SSE Composite Index in Shanghai.

Hunderte chinesische Unternehmen haben den Aktien-Handel gestoppt, nachdem die Börsen in Shanghai (SSE Composite Index) und Shenzhen (Shenzhen Stock Exchange) in den vergangenen vier Wochen dramatisch abgestürzt sind.

Die Panik scheint am Anlegermarkt so groß zu sein, dass sich die Pekinger Zentralregierung genötigt sieht, einzugreifen. Nur wie, ist hier selber noch nicht klar. Fakt ist: Nachdem bereits Hunderte Unternehmen den Aktienhandel ausgesetzt haben sollen, kamen nun am Dienstag weitere 173 Unternehmen hinzu, welche den Aktien-Börsen in Shanghai und Shenzhen eingestellt haben, also den Börsenhandel.

Damit klettert die Anzahl der chinesischen Unternehmen, welche keine Aktien mehr von sich handeln lassen wollen auf 940. Dies entspricht in etwa einem Drittel aller börsennotierten Unternehmen an den Börsen von Shanghai sowie Shenzhen.

Letztlich lässt sich die Stimmung bei Investoren, welche an China interessiert sind, wie folgt zusammenfassen: In China wie weltweit wächst die Sorge vor einem Platzen der Aktienblase. Immerhin kursierten die chinesischen Börsen die vergangenen Monate auf ein Sieben-Jahres-Hoch.

Derzeit lässt sich noch nicht sagen, welche Branchen vom dem Börsen-Einbruch in China besonders hart getroffen werden. Auch ist nicht klar, ob es ein Vorbeben zu einem weltweiten Börsencrash ist – möglicherweise als das berühmte i-Tüpfelchen in Folge der Furcht vor dem Zusammenbruch des Euro wegen des Griechenland-Votings am Sonntag.

Neben IT-Aktien haben Rohstoff-Aktien kräftig federn lassen müssen – beispielsweise aus dem Bereich Kupfer. So ist der Preis für Kupfer-Futures an der London Metal Exchange um 8,4% eingebrochen. Dies entspricht dem tiefsten Fall seit 2009 – dem Höhepunkt der durch die US-Finanzbranche und US-Real Estate-Branche ausgelösten Weltwirtschaftskrise vor sieben Jahren.

Besonders nervös macht Investoren und Anleger weltweit, da ausgerechnet die ChiNext, also die Shenzhen Stock Exchange einen größten Einbruch erlitten hat. Als Grund wird angegeben, dass an dieser Börse viele Tech-Schwergewichte noch zu Beginn 2015 mit größten Gewinnen brillierten und nun teils dramatische nachträgliche Gewinn-Korrekturen erfolgt seien. Derzeit versucht die chinesische Regierung in Peking, durch eine massiv ausgeweitete Fiskalpolitik gegen die Börsen-Einbrüche zu kämpfen und Chinas beiden wichtigsten Börsen-Indizes (jenseits von Hongkong) über Wasser zu halten.

Hierzu griff die Regierung angeblich mit einem direktem Aktien-Kauf ein, sogenannten Large-Caps. Außerdem wurden Handelsgebühren für Aktien gesenkt und Erstemissionen für öffentliche chinesische Aktien gestoppt. Warm und Kalt dürfte es Anlegern beim Blick alleine auf den ChiNext werden. Dieser wichtige chinesische Aktien-Index kletterte im Zuge des Alibaba-Börsengangs ab dem November 2014 irrwitzig hoch und zwar von circa 1800 Punkten auf über 4000.

Der dramatische Abfall startete nun wiederum am 12. Juni und schlug – Handelsstichtag Dienstag den 7. Juli – bei 2,352.01 Punkten auf. Alleine von Montag auf Dienstag stürze der Aktien-Index um weitere fast 6% ab (-5.69%). Diese Einbrüche sind die schlimmsten seit 1992 schreibt der amerikanische Wirtschafts-Informationsdienst Bloomberg. Ähnlich dramatisch sieht es am Stock Exchange Shanghai aus, dem bekannten SSE Composite Index. Hier war Anfang März 2015 ebenfalls eine wahnwitzige Aktien Rallye gestartet und hatte den Index von 3263 Punkten auf 5023 Punkte am 5. Juni getrieben.

In nur einem Monat knallte der Aktienkurs bis 7. Juli auf nunmehr 3,727 Punkte. Derweil wird Kevin Norrish, ein Rohstoffanalyst bei Barclays, mit den folgenden Worten zitiert: "China ist der größte Verbraucher von Kupfer. Die Wachstumsaussichten für Chinas Wirtschaft sind ungewiss. Hinzu kommt, dass beispielsweise eine riesige Menge an Geld an die Shanghai Börse geflossen ist. So wie dieser Markt jetzt fällt, werden die Sorgen und die negative Stimmung in der Wirtschaft verstärkt."

Zurück ging es aber auch an der Börse von Hongkong. Hier notierten chinesische Aktien um 3,3% niedriger am Dienstag. Angeblich versucht die chinesische Regierung ihre Medien in die Richtung zu bewegen, dass bestimmte Wörter nicht veröffentlicht werden sollen. So sollen angeblich Begriffe wie "Equity Katastrophe" oder "rettet den Markt" untersagt worden sein. Ob diese Behauptungen zutreffend sind, entzieht sich netz-trends.

Gewichtiger wiegt allerdings, dass Investoren und Analysten vor zu viel Regierungs-Aktionismus in China warnen. So befürchten diese, dass, sollten die staatlichen Versuche die Börsen-Einbrüche zu verhindern, nicht viel bewirken, der Negativ-Effekt erheblich verstärkt werden könnte. Besser sei es manchmal das Marktgeschehen laufen zu lassen. Staatliche Interventionen seien jetzt auch viel zu spät, heißt es weiter. Vier Wochen nach Beginn des Absturzes einzugreifen, sei zwar gutgemeint aber nun eher kontraproduktiv.

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