Neu! Medikament gegen weiße Hautflecken-Krankheit Vitiligo mit Tofacitinib gefunden?

Ein seit 2013 in den USA zugelassener medizinischer Wirkstoff, welcher bereits zur Behandlung von Arthritis verwendet wird (Tofacitinib; Pfizer), könnte den Durchbruch in der Behandlung der Haukrankheit Vitiligo bringen.

Der Pharmakonzern Pfizer könnte mit Tofacitinib auch ein Mittel gegen die Hautflecken-Krankheit Vitiligo gefunden haben.

Die dermatologische Krankheit Vitiligo verunstaltet die Betroffenen durch unschöne weiße Hauflecken-Teppiche an unterschiedlichsten Stellen des Körpers: Mal trifft es die von Vitiligo Betroffenen im Gesicht, dann auf Händen, dem Genitalbereich oder den Beinen. Bislang gab es gegen Vitiligo kein effektives Medikament. Das könnte sich nun ändern.

Ursächlich für Vitiligo ist das Immunsystem, welches gegen die Pigmentierung der Haut Amok läuft und diese an bestimmten Stellen schlicht vernichtet, also Melanozyten bildet. Ausgerechnet ein Medikament, welches gegen die rheumatoide Arthritis (RA) verwendet wird, also eine Entzündung der Gelenke, könnte nun Heilung bringen - eben Tofacitinib. Das geht aus einer veröffentlichten medizinischen Studie im Journal "JAMA Dermatology" hervor. Die Studie basiert auf einer Probandin welchen man an der Yale School of Medicine in New Haven von Vitiligo habe befreien können.

Der durchführende Arzt, Dr. Brett King, ein Assistent-Professor für Dermatologie an der Yale Universität sagte, wonach man derzeit davon ausgehe, dass es zu einer erfolgreichen Behandlung des Vitiligo-Patienten gekommen sei, da man eben ein Arthritis-Medikament - Tofacitinib - verwendet habe.

Noch ist viel Forschung notwendig

Ob die Heilung Zufall ist oder das Ergebnis jahrelanger Forschung, ist noch nicht ganz klar. Bekannt ist lediglich, wonach das zur Anwendung gelangte Medikament in den Bereich der Janus-Kinase (JAK) Inhibitoren gehört. Zudem hat es seit 2013 eine offizielle Zulassung durch die US Food and Drug Administration (FDA). Ebenfalls will Dr. Brett King herausgefunden haben, dass das Arthritis-Medikament Tofacitinib auch gegen eine bestimmte Art des Haarausfalls, verursacht durch die Autoimmunkrankheit Alopecia areata, helfen solle.

Zwar gibt es schon heute einige medizinische Behandlungsansätze, welche versuchen, einem Ausbreiten der weißen Hautflecken bedingt durch die Krankheit Vitiligo Einhalt zu gebieten. Doch gibt es bis heute keine Heilung. Zur Anwendung kommen von Steroid-Cremes bis hin zu Lichttherapien alle möglichen Mittelchen.

Autor der jetzt veröffentlichten dermatologischen Studie ist neben Dr. Brett King die Koautorin Dr. Brittany Craiglow. Für ihre Studie hatte die Patientin eine orale Dosis des Medikaments erhalten und zwar von 5 mg jeden zweiten Tag. Diese Dosierung war nach drei Wochen um 5 mg erhöht, bei dann täglicher Einnahme.

Nach 2 Monaten trat schließlich eine Repigmentation der Haut bei der Test-Person, einer 53-Jährigen, ein. Nach 5 Monaten seien fast alle weißen Flicken im Gesicht und auf den Händen verschwunden gewesen. Bislang seien lediglich wenige weiße Flecken an anderen Stellen des Körpers zurückgeblieben. Die zur Anwendung gelangte Dosierung war ungefähr die Hälfte dessen, welche zur Behandlung einer rheumatoider Arthritis verwendet wird.

Revolutionäre Behandlung gefunden?

Dr. King hofft, dass sein Team nun eine revolutionäre Behandlung "gegen eine schreckliche Krankheit" gefunden haben könnte. "Dies kann ein großer Schritt vorwärts in der Behandlung von Patienten mit dieser Erkrankung sein." Doch noch ist es für Betroffene zu früh, um zu jubeln. Denn bislang gelang das Experiment nur an einer Patienten, wobei es auch nur eine Testkandidatin gab. Weitere klinische Studien sollen folgen, wobei Tofacitinib oder Ruxolitinib zur Anwendung gelangen sollen.

Allerdings ist der im Jahr 2013 in den USA zugelassene Wirkstoff Tofacitinib nicht ganz unumstritten. So schreib die Pharmazeutische Zeitung:

"Die Rate an schweren unerwünschten Ereignissen (UE) unter Tofacitinib sei vergleichbar mit der unter Biologika, folgerte Professor Dr. Hendrik Schulze-Koops von der Rheuma-Einheit der Medizinischen Klinik der LMU München aus einer Metaanalyse. Etwa 10 Prozent der Patienten erlitten schwere UE. Etwa 3 Prozent bekamen eine schwere Infektion und knapp 1 Prozent entwickelte ein Malignom (außer heller Hautkrebs). Ferner kann es zu Durchfall, Blutdruckanstieg und erhöhten Cholesterolwerten kommen. Patienten sollten vor Beginn einer Behandlung mit Tofacitinib – ähnlich wie bei Biologika – auf Tuberkulose untersucht werden. Eine latente TB-Infektion kann während der Tofacitinib-Einnahme mit Isoniazid behandelt werden. Ein weiteres Problem ist Herpes zoster. In den Studien erkrankten etwa 5 Prozent der Patienten."

Tofacitinib muss bei Immunerkrankungen vorsichtig verschrieben werden

Außerdem schreibt die staatlich anerkannte medizinische amerikanische Informations-Webseite Medlineplus, welche von der American Society of Health-System-Apotheker, Inc. und der U.S. National Library of Medicine betrieben wird:

"Die Verwendung von tofacitinib kann Ihre Fähigkeit zur Bekämpfung von Infektionen und die Gefahr, dass Sie eine schwere Infektion bekommen, einschließlich schwerer Pilz-, Bakterien- oder Virusinfektionen..... verringern. Diese Infektionen müssen Sie in einem Krankenhaus behandeln lassen und können zum Tod führen. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie jegliche Art von Infektion bekommen oder wenn Sie denken, Sie könnten jede Art von Infektion haben. Dazu gehören kleinere Infektionen (wie z.B. offene Schnitte oder Wunden), Infektionen, die kommen und gehen (wie Bläschen) und chronische Infektionen, die nicht weggehen müssen.

Auch informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie jemals Diabetes, Human Immunodeficiency Virus (HIV) hatten oder haben, also das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS), oder jede andere Bedingung, die das Immunsystem beeinträchtigt. Sie sollten auch Ihren Arzt informieren, wenn Sie in Bereichen wohnen wie der Ohio oder Mississippi Flusstäler, wo schwere Pilzinfektionen häufiger sind. Fragen Sie Ihren Arzt, wenn Sie nicht sicher sind, ob diese Infektionen in Ihrer Nähe häufiger vorkommen.

Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie Medikamente einnehmen, die die Aktivität des Immunsystems verringern wie die folgenden: Abatacept (Orencia); Adalimumab (Humira); Anakinra (Kineret); Azathioprin (Azasan, Imuran); Certolizumab (Cimzia); Cyclosporin (Gengraf, Neoral, Sandimmune); Etanercept (Enbrel); Golimumab (Simponi); Infliximab (Remicade); Methotrexat (Rheumatrex, Trexall); Rituximab (Rituxan); Steroide wie Dexamethason, Methylprednisolon (Medrol), Prednisolon (Prelone) und Prednison; Tacrolimus (Prograf); und Tocilizumab (Actemra)..."

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