Umwelt Gipfel E-Mobilität Berlin: Erst 25.000 Elektroautos auf Deutschlands Straßen

Manchmal hilft ein Blick auf die Zahlen: Nur 25.000 Elektroautos, auch bekannt als E-Autos, sind in Deutschland bislang zugelassen. Das wurde jetzt auf dem Gipfel zur E-Mobilität in Berlin bekannt.

Dabei ist das Kapitel Elektroautos nun wahrlich nichts neues. Schon Anfang der 1990er Jahre gab es bei Leipzig einen Elektroauto-Hersteller, der dann aber Konkurs anmelden musste. Grund: Zu wenig Nachfrage. Doch trotz des schleppenden Absatzes geht es langsam bergauf. Das liegt an vielen Gründen: Die Elektroautos sehen nicht mehr aus, als wären es Behinderten-Gefährte. Tesla machte zum ersten Mal mit seinem Model S vor, dass Elektro auch schick heißen kann, edel, dick, protzig, potent, sexy. Doch auch Tesla, der US-Star im Himmel der Elektroautohersteller, tut sich in Deutschland, einem der wichtigsten Automärkte weltweit, sehr schwer.

Angesichts der eher dünnen Absatzzahlen fragt man sich, woher einige die kühnen Hoffnungen schöpfen, schon in fünf Jahren, bis 2020, in Deutschland eine Millionen Elektroautos verkaufen zu können. Diese Zahlen wünscht sich zumindest die deutsche Bundesregierung in Berlin.

Klar ist, dass vielen Deutschen die Vorteile nicht bekannt sind, welche Elektroautos, wie der weltweit vielfach ausgezeichnete BMW i3, haben. Hierzu gehört zuvorderst: Das Benzin-Tanken entfällt. Denn während ein Verbrennungsmotor eingespeiste Energie nicht komplett in Antrieb umsetzen kann, nutzt ein E-Auto dieses komplett für den Vortrieb. Das bedeutet: Der Motor eines E-Autos verfügt über einen Wirkungsgrad von 90%. Zum Vergleich: Die seit über 100 Jahren in nach Schätzungen über 50 Milliarden Autos verbauten Otto- oder Dieselmotoren bringen einen Wirkungsgrad auf die Straße, der mit 20 bis 40% doch erheblich niedriger ist.

Ökobilanz ist nicht überzeugend

Nun könnte man sagen, dass Elektroautos umweltfreundlicher sind. Dennoch sehen Umweltschützer die Ökobilanz nicht ganz so optimistisch. Denn auch die Produktion von Strom - dem Benzin der Elektroautos - ist nach wie vor in Deutschland umweltbelastend. Das liegt an dem Strommix, welcher bislang immer noch nicht überwiegend aus regenerativen Energien besteht. Besonders die Braunkohle, welche in Deutschland vielfach genutzt wird, erfordert ihren umweltschädlichen Tribut an die Natur. Es gibt nun einmal kaum Technik, die nicht auch die Umweltressourcen benötigt und häufig eben entsprechend schädigt. Fortschritt ohne Umweltbelastung gibt es kaum oder es ist so teuer, dass sich dieses für die Massen nicht bezahlen lässt.

Neben dem Strom sind Akkus für Elektroautos ein Problem. Denn alleine die Herstellung der bislang im Verkauf angebotenen durchschnittlichen Batterien für E-Autos beanspruchen einen extrem hohen Energieverbrauch. Er ist so hoch, dass normale Benziner dafür 50.000 Kilometer fahren müssten. Das bedeutet: So schmerzlich es für die Lobby-Gruppen der Elektroautos ist, so ist es doch die Wahrheit, dass der CO2-Ausstoß für den Betrieb von E-Autos ebenfalls erheblich ist - eben durch die Stromerzeugung.

Deshalb sind die im Marketing gerne ausgewiesenen niedrigen CO2-Werte für E-Autos oder Plug-In-Hybride mit Vorsichtig zu genießen, denn dieses ist nur die eine Seite der Umwelt-Medaille. Die EU-Regierung in Brüssel, die EU-Kommission, diskutiert derzeit, ob sie für Elektroautos steuerlich besonders attraktive "Supercredits" geltend machen soll. Kritiker monieren hier jedoch, dass dieses unfair gegenüber den Herstellern von Benzinern sei, da eben die Umweltbelastung durch die pure Stromerzeugung außen vor bleibe, was aber letztlich eine Verfälschung der gesamten Umweltbilanz sei.

14 Milliarden Euros in E-Autos investiert

In Deutschland sind mittlerweile rund 30 unterschiedliche E-Autos zugelassen. Alleine die deutsche Automobilindustrie soll bislang gut 14 Milliarden Euro in die Entwicklung von Elektroautos investiert haben. Bei 25.000 verkauften E-Autos dürfte die Amortisation dieser Investments noch in weiter Ferne liegen. Doch auch darüber besteht Einigkeit: Setzten sich die im Verkauf teureren E-Autos massenhaft irgendwann durch, ist die Gewinnspanne, gerade für Luxushersteller wie Tesla, umso höher.

In den USA gibt es bereits heute umfangreiche steuerlich attraktive Sparmodelle. Immerhin wird das nun auch in Deutschland diskutiert. Bislang dürfen E-Autos hierzulande 10 Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit werden, was monatlich einem eher niedrigen Spareffekt pro Auto von 50 bis 250 Euro entspricht.

Ebenfalls sparen Verbraucher die auf Benzin vom deutschen Staat aufgeschlagene sehr hohe Mineralölsteuer. Hier geht die E-Branche davon aus, dass ein Spareffekt von 400 Euro alleine bei dieser Steuer pro Jahr und Verbraucher aufläuft.

Nun diskutiert die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE), eine Allianz aus der Politik, Industrie sowie Forschung, aber auch der Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung (GGEMO), weitere Sparmöglichkeiten.

Merkel soll endlich mehr tun

Doch ist auch dieses nicht neu. Schon 2009, mit Gründung des deutschen Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität, war darüber debattiert worden. Passiert ist seither nicht viel. So sagt denn auch Kurt Sigl, der Präsident des Bundesverbandes eMobilität, wonach er von der deutschen Bundesregierung "ambitioniertes Handeln" vermisse. Besonders die Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel (CDU), sieht er hier in der Pflicht, wohl aber auch den deutschen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD).

Vor zwei Jahren, 2013, beschäftigte sich das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung aus Karlsruhe mit der Frage, über welche staatlichen Förderprogramme der Absatz von Elektroautos angekurbelt werden könnte. Im Gespräch sind Sonderabschreibungen für Dienstwagen oder Flottenfahrzeuge. Doch bei Anschaffungskosten für einen Tesla von gut 80.000 bis 100.000 Euro sind 2000 oder 3000 Euro staatliche Förderprogramme derzeit sowieso nicht kriegsentscheidend.

Dirk, ein ITler aus Sachsen, sagt: "Ich weiß, dass sich die Anschaffung eines Teslas wirtschaftlich nicht lohnt, aber irgendwie finde ich das Auto einfach geil und will es mal haben." Immerhin: Derzeit deutet sich an, dass die deutsche Bundesregierung in einem ersten Schritt mit dem Gedanken spielt, dass Elektroautos, welche als Geschäftswagen genutzt werden, mit bis zu 50%, also der Hälfte des Kaufpreises, über die Jahre abgeschrieben werden dürfen.

Erst in einem zweiten Schritt könnten ähnliche Sonder-Anreize für private Käufer erfolgen. Das zeigt aber auch, dass selbst die Bundesregierung derzeit eher davon ausgeht, dass ihr ambitioniertes Ziel von 1 Millionen verkaufter Elektroautos auch bis 2020 in Deutschland kaum erreichbar sein dürfte. Entsprechend sagte Sigmar Gabriel, wonach man aufpassen müsse "von nicht erreichbaren Zielen“ ständig zu sprechen, was letztlich lächerlich wirken könnte.

Immerhin gibt es in Deutschland einen Konzern, die Deutsche Post AG mit ihrer Logistiktochter DHL, welche bereits weltweit 400 Elektroautos einsetzt, darunter 100 in Deutschland. Sie erklärte, wonach es derzeit so sei, dass vor allem bei einem Masseneinsatz, also den Nutzfahrzeugen, sich die Anschaffung von Elektroautos wirtschaftlich lohnen könne. Die ARD Tagesschau sagte wiederum, wonach die DPAG bei ihrem Elektroauto-Programm auch durch ein Förderprogramm der deutschen Bundesregierung beflügelt werde.

Gefällt mir
0