Sturz Twitter-Krise+++ Jetzt tritt Chef Dick Costolo zurück / Aktie dümpelt herum

Kommentar zum Rücktritt: Twitter-Chef Dick Costolo ist zurückgetreten. Das verwundert nicht. Die Deutschen konnten sich so oder so nicht richtig mit dem US-Kurznachrichtendienst Twitter anfreunden. Ok, aus Seo-Gründen wird Twitter zwar in vielen Firmen genutzt, doch nicht unbedingt aus Überzeugung. In der Masse der Deutschen spielt Twitter eh keine große Rolle. In Deutschland geht es dem US-Kurznachrichtenportal ähnlich, wie in vielen anderen Ländern: Das Geschäft geht schleppend. Jetzt zieht der CEO die Konsequenz und tritt zurück.

Twitter in der Krise: Der CEO tritt zurück.

Das Machtvakuum schließt vorerst der Mitbegründer des sozialen Netzwerks, Jack Dorsey. Er kommt zurück und tritt am 1. Juli seinen Job an, um interimsmäßig die Führung von Twitter zu übernehmen.

Der zurückgetretene CEO Costolo hat wohl dem zunehmenden Druck von Investoren nicht Stand halten können. Keine Visionen, zögerlicher Aufbau, zu wenig Gewinn, zu wenig Nutzerwachstum. Die Vorwürfe an Costolo sind endlos.

Er selbst erklärte, er sei "enorm stolz auf das Twitter-Team“ und das, was in den vergangenen sechs Jahren aufgebaut worden ist. Immerhin scheint die Börse den Rückzug von Costolo zu begrüßen. Die Aktie stieg um gut 7% im Handel an den US-Märkten. Erstmals war Twitter 2013 an der New York Stock Exchange gelistet worden. Doch während andere soziale Netzwerke und Internet-Unternehmen wie Facebook, Google oder Apple Anleger beglückt, lag bei vielen die Twitter-Aktie wie Blei im Portfolio: Wenig Wachstumsaussichten, Angst vor dem Absturz. Auch der offizielle Twitter-Gang der Queen of England im Frühjahr 2015 vermochte dem Wertpapier nicht zu Höhenflügen zu verhelfen.

Stattdessen hagelte es Negativschlagzeilen. Was man Amazon seit 20 Jahren durchgehen lässt - Verluste gehören dort zum Stammgeschäft - wird bei Twitter ungern gesehen. Erst im April hatte Twitter Prognosen von Wall-Street wieder verpasst und mit einem Verlust in Höhe von 162 Millionen US-Dollar Anleger enttäuscht. Das Ergebnis kam auf den Fuß: Die Twitter Aktie stürzte in den Keller. Seither wird sie sogar unter dem ersten notierten Wert 2013 bewertet. Auch wenn der Kurs immer noch höher ist, als er vor dem IPO erwartet worden war, damals 17 bis 20 US-Dollar. Eine Katastrophe, ein Desaster.

Da halfen auch nicht kühne über PR-Maschinerien weltweit verbreitete angebliche Wachstumsraten. Sie werden traditionell beispielsweise über US-Marktforschungsunternehmen wie eMarketer verbreitet. So schätzte eMarketer zwar, dass Twitter 2015 ein Nutzer-Wachstum von 14% haben könnte. Doch was sind schon 14% angesichts von Hunderten Prozent Wachstum von Konkurrenten wie WhatsApp, Viber oder ebenfalls größerem Wachstum von deutschen relativ abhörsicher verschlüsselten Handy-Messengern, wie Chiffry oder SIMsme.

Twitter wächst zu wenig

Wie Twitter Wachstum generieren will, um Ansprüchen von Anlegern zu genügen, das steht bis heute in den Sternen. Während konkurrierende Social Media Kanäle neue Features integrierten, wirkt Twitter bis heute irgendwie altertümlich, unmodern, sperrig. Eher wie ein kurzer Trash-Nachrichtenticker für jene, die Langeweile haben. Vor allem fehlt fielen die soziale Interaktion. Ein Re-Tweet auf irgendeine blöde Nachricht scheint vielen schlicht zu blöd.

Das ideale Werbeumfeld scheint eine manchmal zur Müllhalde von Getratsche abgleitender Dienst für viele auch nicht zu sein. Was Twitter aber revolutioniert hat, ist die Schnelligkeit mit welcher Nachrichten weltweit auch an Nachrichtenagenturen vorbei verbreitet werden können. Doch scheint dies bislang als Umsatz- und Wachstumstreiber nicht zu genügen.

Die Twitter-Aktie notiert derzeit bei 37,27 US-Dollar, was einem Plus von 3,99% gegenüber dem Vortag entspricht. Trotz der hohen Verlust ist das Unternehmen - typisch für Digital-Konzerne in den USA - an der Börse enorm hoch bewertet. Die Marktkapitalisierung beträgt nach Angaben von marketwatch.com enorme 23,47 Milliarden US-Dollar. Dieser Börsenwert ist fast vier Mal so hoch, wie jener der Deutschen Lufthansa AG (5,68 Mrd. laut finanzen.net).

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