Krise Maggi 2 Minuten Terrine, Indien: Vorwurf mangelnder Lebensmittelsicherheit bringt Nestle unter Druck

Doch dem Nudelprodukt Maggi aus dem Schweizer Lebensmittel-Weltkonzern Nestle droht in Indien langfristiges Ungemach.

Bild: Screenshot Nestle Werbung
Maggi ist mit seinen Nudeln in Indien massiv unter Druck.

Maggi ist eine weltbekannte Marke, so auch in Indien.

Konkret gibt es Vorwürfe der Verfehlungen im Bereich von Lebensmittel-Sicherheitsstandards bei der Nestle-Marke Maggi. Wie viele indische Bundesstaaten bereits ein Verbot für das Maggi-Produkt "Maggi 2 Minute Noodles" ("2 Minuten Instant-Nahrung") ausgesprochen haben, ist nicht klar. Die Angaben variieren zwischen 2 und 17 Bundesstaaten. Die 2 Minute Noodles von Maggi sind am ehesten vergleichbar mit der in Deutschland berühmten 5-Minuten Terrine ebenfalls von Maggi.

Die harsche Kritik an Maggi in Indien kam mehr oder weniger über Nacht. Denn erst im Jahr 2014 soll das Nudel-Schnellgericht durch Nestle India mit einer großen Markenkampagne weiter in den Handel gepusht worden sein. Dabei habe Nestle nach Angaben indischer Medien massiv in Werbung investiert, um den Absatz zu fördern.

Angeblich habe Nestle aber nur verschwindend gering in werblichen Aussagen für den Bereich Qualitätsprüfung verwendet, wird kritisiert. So rechnen indische Medien vor: Angeblich habe Nestle India über 95 Prozent (300 bis 450 Rs core) für den Bereich "Werbung und Absatzförderung" ausgegeben, aber nur ein Bruchteil (12 bis 20 RS core) für Aussagen zu "Labor oder Qualitätsprüfung".

Unterm Strich lasse sich den Jahresabschlüssen von Nestle India, also dem indischen Ableger des Schweizer multinationalen Lebensmittel-Superkonzerns entnehmen, dass die Ausgaben für Marketing um 75% seit 2010 gestiegen seien. Allerdings seien die Ausgaben für Personal bei weitem nicht in dem gleichen Tempo gestiegen. Dies sei jedoch, heißt es weiter, allerdings auf Grund der "riesigen Summen für Marken-Promotions" in Indien nicht akzeptabel.

Indische Verbraucherschützer der FSSAI greifen Maggi an

Auch wenn die Marketing-Spendings von Maggi diskutiert werden, so interessiert indische Juristen derzeit vor allem, was in die Maggi-Instant-Nudelgerichte gemischt worden ist und zwar in die berühmte 2-Minuten-Terrine (2 Minuten Instant-Nahrung). Hier geht es vor allem um den Geschmacksverstärker MSG (Mono Sodium Glutamate). Dieser sei angeblich um die in Indien zulässige Menge beigesetzt worden sein. Das wirft zumindest die indische Verbraucherorganisation für Lebensmittelsicherheit, FSSAI ("Kommission zur Beilegung von Konsumentenstreitigkeiten") Nestle vor. Nestle weist die Vorwürfe jedoch zurück (Stellungnahme am Textende).

Weiter attackiert die einflussreiche FSSAI, wonach Nestle angeblich die Gesundheit der indischen Bevölkerung gefährdet habe, da die Nudeln auf Grund von MSG-Überdosierung "unsicher und gefährlich" für den menschlichen Verzehr seien. Dies hätten Messergebnisse belegt. Doch geht es derzeit in Indien nicht nur um die 2-Minuten-Terrine, sondern auch um eine weitere Maggi-Lebensmittelvariante, und zwar die "Maggi Hafer Nudeln". Dieses Produkt sei ohne Genehmigung und einer behördlichen Risiko- und Sicherheitsbewertung in Indien verkauft worden, was letztlich nicht gesetzeskonform gewesen sei, wirft man Nestle weiter vor.

Nestle selber hatte lange Zeit die Vorwürfe zurückgewiesen, kann sich aber derzeit offensichtlich in den Medien und der teils auch politischen Debatte nicht mehr Gehör verschaffen. Vielmehr überwiegt die Meinung, wonach Nestle mit Maggi tatsächlich die Gesundheit von Menschen in Indien gefährdet habe.

"Good Food, Good Life" sei Nestles Motto mit Maggi in Indien, spotten Medien

Genüsslich reiben deshalb indische Medien den Nestle-Managern unter die Nase, wonach ja noch im vergangenen Jahresbericht von Nestle India die verantwortlichen Nestle-Manager Helio Waszyk (Präsident) und Etienne Benet (Geschäftsführer) in einem Brief an die Aktionäre groß behauptet hätten, wonach für die Maggi-Produkte in Indien behauptet worden sei, wonach "Good Food, Good Life" die Mission von Nestle sei.

Auch spotten indische Medien, dass Nestle ja gerne behauptet habe, in großem Umfang gegen das Problem der Unterernährung in Indien vorzugehen und dabei die große Einkommenspyramide der Verbraucher in Indien zu berücksichtigen, also sozial verträglich und nachhaltig zu agieren. Sprich: Sich selbst hohe Compliance-Richtlinien gegeben zu haben.

So sollen die Nestle-Manager aus Indien im Brief an die Aktionäre geschrieben haben: "Unsere Vision und unser Ziel ist es, der anerkannte Marktführer für Nutrition, Gesundheit und Wellness in Indien zu sein". Man wolle dabei der armen indischen Bevölkerung helfen, dass die tägliche Ernährung verbessert werde und damit das Leben besser werde.

Keine Frage ist, dass auf Grund der Vorgänge in einem solch großen Markt wie Indien für Nestles weltweit bekannte und geschätzte Marke Maggi viel auf dem Spiel steht. Dass die Marke auch in Deutschland nicht überall gut perfomt, zeigte sich kürzlich in Sachsens Metropole Leipzig: Hier wurde in einer prominenten Innenstadtlage eine Maggi-Küche geschlossen, in welcher Bürger Maggi-Gerichte bestellen konnten.

Für Nestle und Maggi steht in Indien viel auf dem Spiel

Doch noch sind alle Vorwürfe gegen Maggi in Indien nicht abschließend gerichtlich bewertet wurden. Sollten aber auch hohe indische Gerichte Nestle Versagen bei Sicherheitsstandards vorwerfen, dürfte es Maggi in Indien so ergehen, wie vielen anderen Lebensmittel-Konzernen, die in Qualitätsfragen negativ aufgefallen sind: Es könnte das Ende von Maggi in Indien sein.

Nestle wirft man in Indien im Zuge der Maggi-Diskussionen zudem vor, zu träge und zögerlich in der Krise agiert zu haben, also eine mangelnde Krisenkommunikation sich geleistet zu haben, selbst dann noch, als die Zweifel an der Lebensmittelsicherheit bei den betroffenen Maggi-Schnellgerichten längst immer lauter geworden waren. Diese Kritik wendet sich sowohl gegen das operative Management, wie die Nestle Unternehmenskommunikation. Positiv wird in Indien gewertet, dass es eine lange positive Beziehung zwischen Maggi-Produkten und den indischen Verbrauchern zuvor gegeben habe.

So wird der indische Markenexperte Harish Bijoor in indischen Medien mit den Worten zitiert: "Es gibt Marken, die von den Verbrauchern nicht übersehen werden. Aber Maggi ist eine Marke, die eine Menge von treuen Kunden hatte und die Leute wollen diese Marke in ihrem Leben." Maggi gibt es in Indien seit nunmehr 32 Jahren. Spannend dürfte es werden, ob es Maggi in Indien auch die nächsten 32 Jahre gibt. Nicht selten haben Lebensmittelkonzerne angeschlagene Marken in Ländern komplett eliminiert und durch neue Marken ersetzt.

Jedenfalls schreibt Christoph Hein, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), wonach im Fokus der indischen Verbraucherschützer nun nicht nur Maggi von Nestle stehe, sondern auch andere westliche Marken-Anbieter. Dazu gehörten beispielsweise Knorr, Nissin Cup Noodles, Doodles oder CHing’s Secret.

Stellungnahme Nestlé:

In einer als Pressemeldung verbreiteten Stellungnahme sagte Nestlé Indien folgendes (aus dem Englischen übersetzt durch netz-trends.de).

"Trotz der Tatsache, dass MAGGI Noodles sicher sind, hat Nestlé Indien beschlossen, die Produkte aus den Regalen zu nehmen. Nestlé Indien bestätigt, dass MAGGI Noodles in Indien sicher sind. Trotzdem hat Nestlé Indien beschlossen, das Produkt bundesweit (Anmerkung: In Indien) aus den Regalen zu nehmen und zwar auf Grund der jüngsten Entwicklungen und Anliegen rund um das Produkt. Diese Entwicklung hat… zur Verwirrung für den Verbraucher geführt. Nestlé glaubt, dass dies im Moment keine förderliche Umgebung ist, um ein Produkt auf dem Markt zu haben.

In einem Gespräch mit den Medien sagte Herr Paul Bulcke, Globale Chief Executive von Nestlé: ‚Das Vertrauen unserer Verbraucher und die Sicherheit und Qualität unserer Produkte ist unsere oberste Priorität in der ganzen Welt. Leider haben die jüngsten Entwicklungen und die wachsende Besorgnis über das Produkt zu Verwirrung für den Verbraucher in einem solchen Ausmaß geführt, dass wir uns entschieden haben, ein Produkt vorübergehend aus den Regalen zu nehmen, obwohl das Produkt sicher ist’.

Nestlé wendet die gleichen Qualitätsstandards und die gleiche Lebensmittelsicherheit und Qualitätssicherungssysteme (in Indien an), wie in der ganzen Welt. Dies gilt auch prominent auf MAGGI Noodles in Indien.

Als Reaktion auf die jüngsten Sorgen um Blei hat Nestlé umfangreiche, zusätzliche Prüfungen an mehr als 1000 Partien von MAGGI Noodles in eigenen akkreditierten Labors durchgeführt. Zusätzlich wurden Tests auf über 600 Chargen bei externen Labors durchgeführt. Alle Ergebnisse zeigen, dass MAGGI Noodles sicher sind und gut innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen in Indien vertrieben werden…

Das Unternehmen bestätigt auch, dass es nicht MSG (E621) seinen MAGGI Noodles in Indien hinzufügt und zwar so, wie es auch auf dem Etikett angegeben wird. Da einige Zutaten wie Erdnussprotein, Zwiebel und Weizenmehl auch Glutamat erhalten, kann dies zur Verwirrung geführt haben und führte dazu, dass Nestlé beschlossen hat, die spezifische Erwähnung von "No Added MSG" auf dem Etikett zu entfernen.

‚Mit den Verbrauchern vor Augen und in großem Bedauern werden wir alles tun, um in Zusammenarbeit mit den Behörden MAGGI Noodles wieder in die Regale zu bringen‘, erklärte Herr Bulcke."

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