Google-Gründer Larry Page gibt sich im aktuellen Zeit-Interview redselig wie nie

Doch nun gibt sich der 60 Milliarden Dollar schwere Riese besonders persönlich und handzahm. Zum ersten Mal bekam "Die Zeit" in der Aktuellen Ausgabe (Nr .21 vom 12. Mai 2015; Autor: Jean Heuser) ein Interview mit Google-Gründer Larry Page und ist somit das erste deutsche Medium, welches den Konzernchef im Silicon Valley besuchen durfte.

Google
Nach Larry Page ist auch der berühmte Webseiten-Qualitätsrank \"Page Rank\" benannt. Gesprächspartnern wie der Die Zeit fällt auf: Page schaue immer weg, kaum in die Augen.

Schwere Geschütze sind in den letzten Jahren gegen den Internet-Konzern Google aufgefahren wurden. Vizekanzler Sigmar Gabriel brachte sogar die Zerschlagung von Google ins Gespräch.

Wie jede gute Geschichte beginnt auch die von Larry Page mit viel Emotionen. Im zarten Alter von 12 Jahren - ganz genau weiß er es aber nicht mehr zu sagen - habe er eine Biographie über Nikola Tesla gelesen. Das Leben des innovativen aber mittellosen Erfinders beeindruckte ihn sehr und präge ihn bis heute. Innovativ ist Page ebenfalls. Aber nicht mittellos. Pages Geschichte ist im Gegensatz zu der Teslas von Erfolg gekrönt. 1998 gründet der damals 25jährige gemeinsam mit Sergey Brin das Unternehmen Google. Heute ist Page dreifacher Milliardär. Und Google nahezu überall: Im Jahr 2014 wurden über 2 Milliarden Suchanfragen über Googles Suchmaschine gestellt, mit dem Betriebssystem Android hat das Unternehmen ebenfalls Einzug in über eine Milliarde Hosentaschen gefunden, auch im Straßenverkehr will Google demnächst mit selbstfahrenden Auto trumpfen.

Sorge vor der Datenkrake

Doch Europa ist besorgt. Besorgt um die Daten von Privatpersonen, besorgt um die Wettbewerbsfähigkeit der Konkurrenten. Page sieht diese Sorgen als unbegründet, stellt fest, dass man in Deutschland ungewöhnlich negativ über sein Unternehmen rede. Die Datensammelwut von Google tut er als gängige Geschäftspraxis ab, die nur zu unserem Besten sei. Keine Daten zu sammeln würde bedeuten, keinen Fortschritt zu haben. Und Fortschritt, das scheint Pages heiliger Gral zu sein. Scharf kritisiert er die europäischen und deutschen Datenschutzgesetze. In Deutschland sei es hart, so Page im Interview mit "Die Zeit", "eine Firma von globaler Bedeutung aufzubauen". "All diese Gesetzte machen es nur noch schwieriger" sagt er weiter. Sieht man sich die Big Player in Deutschland an, scheint Page nicht ganz Unrecht zu haben. Kaum finden sich hier die typischen "Vom Tellerwäscher zum Millionär"-Geschichten.

Googles Visionen

Page ist nicht nur Geschäftsmann. Er ist Erfinder, Visionär und noch immer der kleine Junge, der von einer besseren Welt träumt. Die aktuellen Projekte von Google zeigen das deutlich. Selbstfahrende Autos, intelligente Industrieroboter für Fabriken und Handel, Forschungen zu künstlicher Intelligenz und vieles mehr wird aktuell im Silicon Valley erforscht und entwickelt. Ob Google nicht in zu viele Richtungen gleichzeitig geht, kommt als Frage auf. Page gibt sich selbstbewusst: "Wir fragen uns das jeden Tag bei Google. Aber andererseits gibt es diese grundlegende Unzufriedenheit, die ich und viele andere im Unternehmen haben: Da sind all diese großen Firmen. Aber ist das, was sie tun, wirklich wichtig und wirkungsvoll, sodass man sich gut dabei fühlt? Wir wollen, dass die Antwort bei uns Ja lautet."

Fortschritt bedeutet für Page Lebensqualität. Er ist für den Fortschritt. Bedingungslos? Dass sich in Deutschland so viele Menschen scheinbar dem Fortschritt verschließen würden, das kann er nicht verstehen. Souverän glaubt er alle Zweifel beseitigen zu können. Fragen werden mit Gegenfragen beantwortet.

Eine bessere Welt

"Don't be evil", das ist das Motto des Internet-Konzerns. Man möchte es Page glauben. Ist versucht, die guten Absichten hinter all den Großprojekten zu sehen. Page könne nicht verstehen, so erzählt er, wie es sein kann, das manche Menschen auf der Welt überhaupt kein Geld haben. Sein Ziel sei es, allen Leuten alles zugänglich zu machen. Er wolle keine kleinen Innovationen, sondern mit seinen Ideen Millionen, Milliarden Menschen helfen. Seine Devise lautet: Egal wie gut etwas ist, man kann es immer noch besser machen.

Doch als Vater des Internet-Riesen Google ist Page eben nicht nur Weltverbesserer. Er ist auch Unternehmer, der knallhart kalkuliert und immer mehr sagen, Google sei in seinem Bestreben die digitale Weltherrschaft weiter auszubauen durchaus evil. Dieser Verdacht besteht auch in Brüssel. So hat die EU-Kommission nun ein offizielles Verfahren gegen die Google Inc. eingeleitet. Der Verdacht: Google nutze seine erdrückende Monopolstellung zu Lasten des Wettbewerbs aus und begehe damit eine erhebliche die freie Wirtschaft beschädigende Wettbewerbsverzerrung.

Doch auch wenn jeder beim Blick in die Internet-Suchmaschine Google oder in Google Play feststellen kann, dass die Google Inc. seine eigenen Produkte stets dominanter präsentiert als jene von Wettbewerbern (die EU nennt beispielhaft Google Shopping) so sieht Larry Page auch hier keinerlei Wettbewerbsverzerrung. Dass man vor gut 15 Jahren Microsoft vorwarf, mit dem Vorinstallieren des Web-Browsers Internet Explorer den Wettbewerb zu verhindern und das in der EU schließlich mit einer Strafe in Höhe von rund einer Milliarde Euro gegen den US-Softwarekonzern geahndet wurde, scheint den Google-Gründer nicht groß zu beeindrucken. Doch Fakt ist auch: Ohne ein Einschreiten der EU hätte es Wettbewerber wie Mozilla Firefox wohl nie gegeben.

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