Monopol-Missbrauch? US-Regierungsbehörde FTC: Google manipuliere Suchergebnisse gegen Wettbewerber


Als vor wenigen Jahren die amerikanische Regierungs-Aufsichtsbehörde FTC (Federal Trade Commission) sagte, man werde kein Kartellrechtsverfahren gegen die Google Inc. einleiten bis zu jenem Zeitpunkt, wo man feststelle, dass Google zum Nachteil der Wettbewerber die Rankings in der Google Suchmaschine manipuliert, war eigentlich klar:

Es ist ein Schuss vor den Bug gegen die geniale Suchmaschine Google. Doch jetzt wurde Medien ein zwei Jahre alter 160-Seiten Bericht von der mächtigen amerikanischen Aufsichtsbehörde FTC zugespielt, welcher wohl in Teilen die Vermutung nahe legt, dass Google-Mitarbeiter wohl doch die Treffer in Google manipuliert haben könnten und Google-Angebote entgegen der Beteuerungen per IT-Eingriffen höher ranken, als von Wettbewerbern (beispielsweise des E-Commerce).

Als Beispiel nennt die FTC in dem Bericht das Google-Produkt "Google Flights". Mit diesem Reiseangebot versucht Google seit Jahren seinen weltweit Tausenden Werbekunden im Reisesegment Konkurrenz zu machen. Dabei muss man wissen: Es gibt auch in Deutschland Online-Reiseportale, welche über 100 Millionen Euro jährlich für Werbe-Einblendungen in den Google-Suchergebnissen (über den redaktionell von Google eingeblendeten Google-Treffern, sowie rechts und teils auch unten) bezahlen.

Die als Google AdWords bezeichneten Werbeeinblendungen gelten als äußerst mächtiger Hebel von Google, zu Gunsten oder zu Ungunsten von Webseiten den E-Commerce erheblich zu beeinflussen. Denn die meisten Nutzer klicken auf einen der ersten drei Treffer nach einer Suchanfrage in Google – und das sind eben von Google kommerziell vermarktete Werbeplätze.

Alleine in den vergangenen Monaten wurden Google-Anzeigenpreise für Finanz-Anzeigen in Google um bis zu 3o% teurer. Was heißt: Das Google-Werbesystem Google AdWords treibt immer mehr Finanz-Webseiten an den finanziellen Abgrund, da diese es sich nicht leisten können, noch mehr Gelder an Google zu überweisen.

FTC-Vorwurf: Google Flights wird besser gerankt um Wettbewerber zu verdrängen

Im Rahmen des FTC-Berichts soll auch das Produkt "Google Flights" kritisiert werden. Google Flights steht in unmittelbarer Konkurrenz zu den Werbekunden im Google AdWords-System. Die Google Inc. arbeitet seit Jahren daran, Google Flights zum weltweit wohl größten Reisebüro für die Vermittlung oder den Verkauf von Flugtickets aufzubauen. Wahrscheinlich ist, dass sich Google dabei eine Provision von diversen Fluglinien erhofft. Dabei geht es um einen Multimilliarden-Dollar-Markt den Google anzapfen möchte.

Jedenfalls soll die FTC festgestellt haben, wonach Google sein Vermittlungsportal für Flugtickets, Google Flights, beispielsweise in den USA besser gerankt haben soll, als die sonstigen privaten Flugportale und das, wo Google Flights keinesfalls besser sei, als die anderen Flugvermittler. Sollte ein solcher Vorwurf zutreffen, könnte dieses auch in den USA als eine erhebliche und kartellrechtlich eher nicht zulässige Behinderung des freien Wettbewerbs gewertet werden.

Da Google ein Internetsuchmaschinen-Monopolist ist mit einem Marktanteil beispielsweise in Deutschland von geschätzt bis zu 98% dürften Wettbewerbs-Hüter angesichts des bekannt gewordenen FTC-Berichts alarmiert sein.

Die 160 Seiten der FTC widerlegen auch Äußerungen der jetzigen Chefin von Yahoo, Marissa Mayer, die einstmals erklärt haben soll, wonach der Google Algorithmus angeblich nicht manipuliert werde, um Google Produkte besser zu ranken, als Konkurrenz-Produkte.

Manipulieren Google-Mitarbeiter Google-Algorithmus zu Gunsten von Google?

Der Google-Algorithmus bestimmt, welche Produkte und Webseiten-Angebote in der Internetsuchmaschine wie stark in den Google-Trefferlisten abgebildet werden und vor allem wo. So klicken rund 80 Prozent der Nutzer schon nicht mehr auf die zweite Seite in Google, was heißt: Das Ranking ist die entscheidende Macht von Google für den Wettbewerb.

Außerdem: Immer dominanter verdrängt Google beispielsweise lokale Suchergebnisse zu Gunsten seines eigenen Angebots "Google Local". Fand man beispielsweise bis vor wenigen Jahren bei einer Anfrage "Zahnarzt Leipzig" auf der ersten Google-Seite fast nur Nicht-Google-Webseiten, welche lokale Zahnärzte listeten, fällt zunehmend auf, dass Google sein eigenes Produkt häufig wesentlich besser rankt, als beispielsweise die traditionellen Gelben Seiten.

Man könnte dabei zu der Überzeugung kommen, dass Google vorsätzlich Telekommunikations-Verzeichnisse wie die gelbeseiten zu Gunsten der Adress-Listung "Google Local" zunehmend verdrängt. Dabei dürfte - nimmt man Googles Behauptung zum Maßstab, die Qualität von Webseiten sei entscheidend für ein Ranking - eigentlich wohl selbst Google nichts an der Qualität der Gelben Seiten auszusetzen haben. Warum dann die offensichtliche partielle Benachteiligung?

Hinzu kommt das Google-Adressverzeichnis "Google My Business". Hier schreibt Google:

"Mit Google My Business ist Ihr Unternehmen im Internet präsent. Kunden finden Sie über die Google-Suche, in Google Maps oder auf Google+…. Mit Google My Business erscheinen Ihre Unternehmensangaben in der Google-Suche, in Google Maps und auf Google+. So können Ihre Kunden jederzeit und geräteunabhängig Kontakt zu Ihnen aufnehmen… Bieten Sie Ihren Kunden die richtigen Informationen zur richtigen Zeit ‒ sei es ein Anfahrtsweg in Google Maps, Ihre Öffnungszeiten in der Google-Suche oder eine Telefonnummer, auf die sie nur zu tippen brauchen, um vom Mobiltelefon bei Ihnen anzurufen."

Vorwurf: Ob "Google Local" oder "Google My Business" - Wettbewerbs-Verdrängung laufe

Noch stellt Google Angebote wie "Google Local" oder "Google My Business" gerne "kostenlos" zur Verfügung, doch dürfte die Zeit nicht fern sein, wo für solche Adress-Einträge erhebliche Abo-Gebühren an den US-Konzern abzuführen sind. Da schon heute Konkurrenz-Angebote wie die gelbenseiten.de häufig schlechter gerankt werden, dürfte klar sein, auf wen es Google auch abzielt: Auf Konkurrenten, die man so platt machen möchte.

Google verteidigt sich – wie in der Vergangenheit – mit der Aussage, wonach man angeblich nur den Nutzer im Blick habe, nicht aber Webseiten. Auch diese Aussage kennen wir: Google sagt, man arbeite lediglich an der Verbesserung von Treffern in der Google-Suche.

Google sieht es anders

Auch wenn viele den nun bekanntgewordenen FTC-Bericht als Kritik an Google interpretieren, scheint die Google Inc. selbst die Sache völlig anders zu sehen. So teilte das Unternehmen mit:

"Nach einer umfangreichen 19-monatigen Untersuchung, welche neun Millionen Seiten umfasste und viele Stunden der Beobachtung, stimmten sowohl die beteiligten Mitarbeiter der FTC als auch alle fünf Kommissare der FTC zu, dass es keine Notwendigkeit gibt, Aktionen gegen Google zu fahren im Hinblick auf das von Google durchgeführte Ranking von Suchtreffern.

Wir ändern unseren Such-Algorithmus regelmäßig und zwar über 500 Mal im Jahr, um unseren Nutzern zu helfen, die Informationen zu finden, welche sie wollen. Wir bauen Treffer für Nutzer, nicht für die Webseiten. Dieser Fokus hat uns über ein Jahrzehnt hinaus getragen."

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