Dennoch war vor allem für Pressestellen von Unternehmen die Nutzung von Flickr-Fotos beispielsweise für eigene PR-Zwecke immer schon riskant. Dieses Problem dürfte sich nun verschärfen: So kündigte der Fotodienst Flickr an, künftig wolle der Mutterkonzern Yahoo für die Nutzung der eigentlich kostenlosen Fotos auf Flickr Gebühren erheben. Dabei gilt:
Fotos können heute digital gekennzeichnet werden, was bedeutet, dass Verstöße gegen die neuen Lizenzregeln zu empfindlichen Strafen führen können. Bis heute sind auf Flickr immerhin rund 300 Millionen Bilder mit einer CC lizenziert. Doch war bis vor wenigen Jahren die Mehrzahl der Fotos auf Flickr kostenlos, lässt sich zunehmend die Tendenz feststellen, dass immer mehr auf Flickr eingestellte Fotos zumindest für kommerzielle Zwecke (also zum Beispiel Werbung) nur noch entgeltlich heruntergeladen werden dürfen.
Doch schon bei der Frage, was kommerziell ist, sind cc-Lizenzen heikel: Nach deutschem Recht würde eine redaktionelle Verwendung von Flickr-Fotos nach einer offenen cc-Lizenz häufig kostenlos, doch nach anglikanischem Recht könnten selbst redaktionelle Veröffentlichungen auch als kommerzielle Veröffentlichungen gewertet werden.
Deshalb ist die Nutzung von Flickr-Fotos schon seit Jahren ein bei Rechtsanwälten umstrittenes Unterfangen und viele Kommunikationsabteilungen in Unternehmen, auch Marketingabteilungen, selbst Redaktionen, meiden das Fotoarchiv lieber, statt sich in die Nesseln zu setzen und hinterher teure Rechtsstreitigkeiten ausstehen zu müssen:
Denn immerhin können hierzulande bis zu 2.500 Euro Strafe für Urheberrechtsverletzungen vor deutschen Gerichten eingeklagt werden - pro Foto. Nutzt also eine Webseite 20 Fotos von Flickr könnten im worst Case über 30.000 Euro eingeklagt werden. Besonders fleißig im Einklagen von Lizenzverletzungen sind traditionell die großen Fotoagenturen.
Auch Webseitenbetreiber, die bislang ihre Visualisierung mit Hilfe von Flickr-Fotos umsetzen, sollten künftig lieber zwei Mal auf die genaue Lizenzbeschreibung achten, anstatt das hart verdiente Geld für Lizenzverletzungen wieder abdrücken zu müssen.
Yahoo selber steht seit Jahren finanziell mit dem Rücken zur Wand: Der einst weltgrößte amerikanische Internetkonzern ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst und kämpft Jahr für Jahr um das nachhaltige Überleben. Daher ist es nachvollziehbar, dass die Yahoo-Tochter Flickr nun ihrerseits helfen soll, Yahoo langfristig wieder auf stabilere Füße zu stellen.
Yahoo hatte Flickr im Jahr 2004 - also fast exakt vor zehn Jahren - für knapp 25 Millionen US-Dollar gekauft. Doch bis heute ist Flickr für Yahoo eher ein Zuschussgeschäft: Jährlich dürften alleine die Surfer-Kosten von Flickr einige Hunderttausend, wenn nicht Millionen Euro verschlingen.
Das dürfte einer der Gründe sein, warum Yahoo nun überlegt, rund 50 Millionen derzeit kostenloser Flickr-Bilder künftig nur gegen eine Nutzungsgebühr frei zu geben. Wie hoch die Kosten für die Nutzung dieser Bilder sein werden, ist noch nicht klar. Das Wall Street Journal berichtet von einer möglichen Gebühr pro Bild in Höhe von stolzen 49 Dollar - zumindest für den Fall, dass jemand die höchst mögliche Auflösung des Fotos als Lizenz kaufen möchte.
Derzeit teilen sich Flickr und die Foto-Bereitsteller, also Profi-Fotografen oder Hobby-Fotografen, die Einnahmen aus dem Verkauf von Fotos: Der Flickr-Nutzer erhält 51%, Flickr 49%. Doch gilt diese Regel nur für Fotos, für welche der Nutzer auch eine cc-Lizenz angegeben hatte. Tat der Fotograf dies nicht, wolle Flickr künftig, berichten Medien, selbstständig und automatisiert Gebühren auch für solche Fotos erheben. Allerdings gelte dann angeblich ein Unterschied: In solchen Fällen wolle Flickr, schreiben Medien, 100% des Verkaufserlöses sich selbst in die Tasche stecken.
Doch genau das sorgt derzeit für Ärger bei vielen Fotografen: Denn viele wollten gerade Flickr nutzen, um ihre Fotos - seien es Privat-Fotos oder Profi-Fotos - den Nutzern kostenlos zur Verfügung zu stellen und nicht primär aus kommerziellen Gründen.
Die Kritik am Yahoo-Plan der neuen Flickr-Gebühren fasste Flickr-Mitbegründer Stewart Butterfield im Wall Street Journal mit den Worten zusammen, wonach er sich nach der nun von Yahoo bekannt gegebenen Änderung einen enormen Vertrauensverlust bei den Nutzern vorstellen könne:
Doch wer sich derzeit auf Flickr umschaut, der liest eigentlich nur Positives. So schreibt Flickr beispielsweise: "Bei Flickr erhält jeder 1.000 GB kostenlosen Speicherplatz. Das reicht für mehr als 500.000 Fotos. Dank unserer leistungsstarken Suchtechnologie findest du jederzeit das gewünschte Foto. Übertrage die Fotos von deinem Smartphone auf Flickr – egal wo du gerade bist. So kannst du die Erinnerungen aus einem ganzen Leben an einem einzigen Ort speichern."
Insgesamt seien, schreibt Flickr, 75 Millionen Fotografen auf Flickr registriert.