Nach Bahn-Streik, Bus-Insolvenzen: Fernbusse als Alternative? Metasearcher wie Fahrtenfuchs aktiv

Dass das Geschäft nicht einfach ist, zeigten nun die Insolvenzen zweier Fernbus-Anbieter: Kürzlich gab das Darmstädter Unternehmen DeinBus.de bekannt, Insolvenz anmelden zu müssen. Ausgerechnet jenes Unternehmen, das wie kein anderes in juristischen Auseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn versuchte, das Fernbus-Geschäft in Deutschland ins Rollen zu bringen:

Metasearcher wie FahrtenFuchs.de versuchen in den Markt Transparenz zu bringen. Die Berliner Humboldt Uni fördert das Projekt.

Nach Jahren der Diskussion, ob nun Linienbusse in Deutschland in Konkurrenz zur Deutschen Bahn AG auftreten dürften oder nicht, ist der Markt seit Anfang 2014 nahezu komplett liberalisiert. Seither treten immer mehr Fernbus-Anbieter auf.

Doch ob, wie focus-online behauptet, Preisunterbietungen im Zuge der Bahnstreiks zu den Konkursen führten, darüber ist nichts bekannt. Immerhin hatte bereits vor DeinBus auch im Oktober der Frankfurter Busdienst city2city Insolvenz angemeldet.

Dass im Zuge der Krise beim ADAC ebenfalls längst nicht alle Bereinigungsprozesse beendet sind und der ADAC nach wie vor bemüht ist, sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren, zeigt sich daran, dass Deutschlands größter Automobilclub am Montag bekannt gab: er steige aus dem umkämpften Fernbusmarkt aus. Künftig wird deshalb wohl der ADAC Postbus möglicherweise nur noch Postbus heißen.

GDL bringt Fernbusse wieder stärker in den Fokus: Vor- und Nachteile der Fahrt

Fakt ist aber dennoch: Im Zuge der massiven Bahnstreiks durch die Lokführergewerkschaft GDL rücken erstmals für Hunderttausende Verbraucher Fernbusse als Alternative zur Bahnlinie in den Fokus.

Doch nicht für jeden sind die Angebote von Fernbussen etwas. Beispielsweise dauern Fernbusfahrten in der Regel deutlich länger, als Fahrten mit dem Zug. Dafür sind aber Fernbusse deutlich billiger. Im Kurzstrecken-Test von netz-trends.de zwischen Berlin und Leipzig ergaben sich beispielsweise folgende Alternativen:

Einerseits könnte man von Berlin nach Leipzig mit dem ICE oder IC fahren, kommt dann aber ohne Bahncard kaum unter 80 Euro weg. Dennoch sind Fahrten mit dem ICE nach wie vor gemeinsam mit dem privaten deutlich seltener fahrenden Konkurrenzanbieter Interconnex die deutlich schnellste Alternative.

Ein Vorteil bei der Fahrt mit einer Bahn ist auch die bessere Infrastruktur zu den Haupt-Abfahrtsbahnhöfen. So gibt es in der Regel nur ganz wenige Haltestellen von Fernbussen in einer Stadt wie Berlin - in Westberlin am Zentralen Omnibusbahnhof Nähe Reuterplatz oder beispielsweise im Süden Berlins am Südkreuz.

Doch wer, wie beispielsweise unser Testkandidat, im Südosten Berlins am Hermannplatz wohnt, für den ist alleine schon eine Fahrt zum Berliner Zentralen Omnibusbahnhof Nähe Reuterplatz mit einem Aufwand von über 30 Minuten verbunden - um dann anschließend mit dem Bus die fast gleiche Strecke wieder gen Süden zu fahren. Man würde also eine Stunde umsonst durch Berlin herumgondeln.

Züge sind deutlich schneller, aber etwas teurer

Nimmt man eine Fahrt mit dem Zug Interconnex ab Berlin-Südkreuz, ergäbe sich für den Bewohner der Berliner Region Hermannplatz beispielsweise die folgende schnellste Fahrtroute:

Abfahrt nach Berlin Südkreuz ab Station Berlin Hermannplatz beispielsweise um 16.38 (U8, umsteigen um 16.42 an S-Hermannstraße in S41 Ring, Gleis 1; Ankunft Berlin-Südkreuz um 16.49 Uhr am Gleis 11). Dann Abfahrt Interconnex Zug ab Berlin Südkreuz um 17:10 Ankunft, Ankunft am Leipziger Hauptbahnhof schließlich um 18:31 Uhr. Das ergäbe zwar für die reine Fahrt ab Berlin-Südkreuz nur eine Fahrzeit von 1:21 Stunden.

Doch rechnet man den Aufwand ab Hermannplatz hinzu, muss man hier einen Gesamtzeitaufwand von um die 2 Stunden für eine Bahnfahrt von Berlin Hermannplatz bis Leipzig Hauptbahnhof rechnen. Allerdings ist der Preis beim Interconnex Zug - sofern man online bucht - mit 19 Euro recht günstig. Doch wer direkt in der privaten Bahn bezahlt, muss kräftige Aufschläge berappen und kommt auf einen Einzelstrecken-Preis von 27 Euro. Das bedeutet: Dann würde eine Hin- und Zurück Berlin-Leipzig, beziehungsweise Leipzig-Berlin mit dem Interconnex um die 60 Euro kosten. Beispielbuchung: interconnex.com/strecken-fahrplaene/fahrplan

Alternative haben wir uns eine Fernbus-Linie und zwar den Anbieter "Meinfernbus.de" angeschaut mit einer Fahrt ab Berlin-Südkreuz. Hier sähe eine Fahrtkonstellation wie folgt aus: Abfahrt nach Südkreuz ab Hermannplatz um 13:13 (U8, umsteigen um 13:17 an der Station S-Hermannstraße in die S41 Ring auf Gleis 1. Dann wäre Ankunft auf Gleis 11 in Berlin-Südkreuz um 13:25 Uhr.

Fahrzeitunterschiede Berlin - Leipzig von über einer Stunde

Da sich unser Test-Kandidat noch nicht perfekt an Berlin-Südkreuz auskennt, haben wir in der Testbuchung einen Puffer von 20 Minuten eingebaut, also den Bus von "meinfernbus.de" erst um 13.50 Uhr genommen. Dieser ist schließlich um 16:20 Uhr in Leipzig Hauptbahnhof. Die reine Busfahrzeit könnte ab Berlin Südkreuz (vom Berliner Zentralen Omnibusbahnhof wäre es noch länger gewesen) um die 2,20 Stunden dauern.

Rechnet man aber noch die Fahrzeit mit U- und S-Bahnen ab Hermannplatz im Südosten Berlins hinzu, summiert sich die Gesamtfahrzeit von dort bis Leipzig Hauptbahnhof auf rund 3 Stunden one-way.

Wem die Dauer der Fahrzeit relativ egal ist, der machte im Falle unserer Testbuchung bei meinfernbus.de mit einem Strecken-Fahrpreis von nur 7 Euro bei der Online-Buchung einen sehr günstigen Schnitt. Beim Ticketkauf im Bus wäre die Fahrt aber teurer geworden. Beispielbuchung: meinferbus.de.

Insgesamt stehen nach Angaben des Berliner Unternehmens fahrtenfuchs.de mittlerweile Busverbindungen auf der Fernstrecke - also als Alternative zur Bahn, dem Flugzeug oder dem Auto - in 450 Städten und Flughäfen in Deutschland zur Verfügung. Dabei seien seit Jahresbeginn 2014 - also mit Inkrafttreten der weiteren Liberalisierungswelle - 120 neue Linien angemeldet worden. Alleine die Strecke Hamburg - Berlin würde nun 270 Mal pro Woche durch Fernbusse angesteuert.

Für Wochenendpendler ist ein Bus zwischen Hamburg und Berlin deutlich billiger

Da gerade diese Strecke für Wochenendpendler (hin- und zurück) mit einem regulären Verkaufspreis für den ICE ohne Bahncard mit rund 156 Euro für die schnellste Verbindung (nur 2 Stunden für eine Fahrt Berlin-Gesundbrunnen bis Hamburg-Hauptbahnhof; bei 1 Mal umsteigen) nicht gerade günstig ist, könnte der Linienbus für Dauerpendler eine zwar deutlich langsamere, aber auch günstigere Alternative darstellen (von Mitfahrzentralen für Autos einmal abgesehen).

Neben den Webseiten der einzelnen Buslinienanbieter haben sich Meta-Suchmaschinen wie fahrtenfuchs.de gebildet. Hier können Reisende die Verbindungen und Preise von über 50 Fernbusanbietern finden und vergleichen. Allerdings bieten noch nicht alle Fernbus-Anbieter die Möglichkeit über solche Metasearcher zu buchen, was allerdings bei Flugportalen in der Regel auch nicht der Fall ist.

FahrtenFuchs wurde erst im November 2012 gegründet und wird durch die Humboldt-Universität Berlin unterstützt. Das Unternehmen beschäftigt 10 Mitarbeiter an zwei Standorten in Berlin und Bonn.

Wie bei Fluglinien, so gilt auch für Fernbusse: Es können unentgeltlich nicht beliebig viele und beliebig schwere Koffer oder sonstige Gepäckstücke an Bord gehievt werden. In aller Regel grundsätzlich erlaubt und im Fahrpreis enthalten sind ein Gepäckstück. Doch schon wenn man ein Hand- sowie ein weiteres Reisegepäck hat, kann dies zusätzliche Kosten produzieren. Ein Leser schrieb uns dies mit Blick auf den Bus-Anbieter BEX. Bei BEX stehe in den Beförderungsbedingungen:

"5. Gepäck und Beförderung von Sachen Im nationalen Linienverkehr können maximal 4 Gepäckstücke bis 25 kg je Stück pro Fahrgast befördert werden. Bis zum 2. Gepäckstück ist eine Gepäckgebühr von EUR 1,– zu entrichten. Ab dem 3. Gepäckstück und für Gepäckstücke über 25 kg fallen erhöhte Gebühren von EUR 10,– je Gepäckstück an. Das Handgepäck, das die Größe von 35 x 25 x 15 cm nicht überschreiten darf, ist frei."

Gepäckstücke sind kostenlos, aber nicht in jedem Fall

Allerdings entfielen, so FahrtenFuchs, für "die Mitnahme von weiteren Koffern oder Sperrgepäck zwischen 5 und 10 Euro" an. Immerhin würden "viele Fernbusunternehmen, wie MeinFernbus oder FlixBus" es erlauben "gegen einen geringen Aufpreis" ein Fahrrad in die andere Stadt mitzunehmen. Allerdings ist die Fahrradmitnahme gegen Aufpreis beispielsweise auch beim privaten Zuganbieter Interconnex möglich.

Immerhin rüsteten die Fernbusse in den vergangenen Jahren teils kräftig in Sachen Komfort auf. Zum Standard in den Fernbussen gehörte, sagt zumindest FahrtenFuchs, dass es Dinge wie Klimaanlage, Toiletten und Bordverpflegung gäbe. Außerdem würden angeblich Steckdosen und WLAN zum Angebot gehören. Allerdings darf wohl bezweifelt werden, dass gerade der Internet-Zugang immer kostenlos im Fahrtpreis enthalten ist.

Neben Internet oder Klimaanlage ist immer mehr Reisenden aber auch ein anständiges Entertainment-Programm in Flugzeugen oder Bussen wichtig. Als Vorreiter möchte sich hier beispielsweise der ADAC Postbus positionieren. Er würde "ein reichhaltiges Medienangebot mit aktuellen Filmen und Serien" anbieten, heißt es:

Für Liebhaber von Haustieren gilt wiederum: Nicht jeder Fernbus akzeptiert das. Ein Busanbieter, welcher Haustiere ausdrücklich begrüßt, ist beispielsweise BerlinLinienBus.

Als Tipp gibt schließlich Julian Hauck, Geschäftsführer von FahrtenFuchs mit auf den Weg: "Anbieter vergleichen und rechtzeitig buchen lohnt sich". Dies gelte vor allem an Streiktagen bei der Deutschen Bahn AG.

Gefällt mir
0