Vermögensverteilung CNN: Die Mittelschicht dominiert nicht mehr die USA

Der amerikanische Nachrichtensender CNN machte mit einer Geschichte auf, die es in sich hat. So titelte der Sender nicht nur, wonach die Mittelschicht die Gesellschaft der USA nicht mehr dominiere, sondern auch, dass Amerika ein "Land der schrumpfenden Gelegenheit" sei.

Bild: pewsocialtrends.org
Die Mittelschicht steigt in den USA immer weiter ab. Die Ärmeren und Reichen nehmen zu.

Die Mittelschicht sei nicht mehr, so CNN, die beherrschende Klasse in den USA, sondern die Reichen (Upper Class) und die arme Schicht. Grund für die CNN-Aussagen sind Statistiken, die derzeit publiziert werden. Demnach seien die einst so starken Mittelklasse-Amerikaner erstmals unter einen Anteil von 50% gerutscht und entsprächen jetzt noch einem Anteil von 49,9% der Bevölkerung des Landes. Bald 45 Jahre zuvor, 1971, gehörten noch 61% aller Amerikaner zur Mittelschicht, rechnete jetzt der Pew Research Center aus.

Nach Angaben des amerikanischen Instituts Pew Research Center rechne man zur Mittelschicht in den USA, wenn ein Drei-Personen-Haushalt im Jahr 2014 mindestens zwischen 41.900 US-Dollar (38.308 Euro) und 125.600 US-Dollar (114.832 Euro) verdiente. Als Mittelschicht-Einkommen definiert das Pew Research Institut zudem, wenn ein amerikanischer Haushalt über 50 und 75% des amerikanischen Durchschnittseinkommens verfügt.

Ein CNN-Reporter fasste die Ursachen der sinkenden Mittelschicht in den USA so zusammen: "Sie haben das Bildungssystem geändert. Sie haben die Sozialpolitik geändert. Sie haben das Rechtssystem geändert". Beispielsweise saßen noch nie so viele Amerikaner wegen Nichtigkeiten in Gefängnissen - über 2 Millionen. Die meisten entstammen armen Familien oder Schwarzen, beziehungsweise der Hispanics.

Doch, so CNN, hätten sich in den vergangenen 70 Jahren nach World War Two (WWII) letztlich die Amerikaner selber dramatisch geändert. Damit hätten sie selber - Dank ihres politischen Systems - die USA für die breite Masse immer weiter weggebracht von einem Land der Möglichkeiten (Land of Opportunities), hin zu einem Land, in welchem die Reichen und Superreichen im Paradies mit allen Freiheiten lebten. "Wer zu den 1 Prozent der Reichsten gehört, der hat wirklich ein traumhaftes Leben in Amerika, doch die Armen leben hier schlechter als in vielen anderen Ländern der Welt", sagte ein CNN-Reporter.

Jeder dritte Bürger aber, so CNN, lebte mittlerweile am Ende der Gesellschaft - in Armenvierteln. Sie lebten mit schlechten Einkommen, schlechter Bildung, schlechter Gesundheitsversorgung und faktisch Null Chancen auf Aufstieg. Die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär war vor dem Zweiten Weltkrieg noch Alltag in Amerika gewesen, doch 2015 scheint es von wenigen Ausnahmen nicht mehr viel mehr als ein für die meisten Amerikaner nicht zu erreichendes Ziel.

Rakesh Kochhar, der stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts Pew Research Center, fasst seine Studienergebnisse mit den folgenden Worten zusammen: "Es gibt weniger Möglichkeiten, die Menschen in der Mitte an der Einkommensverteilung zu beteiligen".

Ebenfalls ein Ergebnis der neuen Studie: Die Reihen der Oberklasse wachsen schneller. Vor allem den Senioren über 65 Jahren sei seit 1971 der Aufstieg in die obere Klasse gelungen. Sie entsprechen mittlerweile einem Anteil an der Oberschicht von 27%. Ebenfalls ein Gesellschafts-Aufstieg sei Ehepartnern ohne Kinder geglückt.

Die Zunahme der Oberschicht lässt sich in den USA auch daran erkennen, dass das jährliche Durchschnittseinkommen der Oberschichts-Haushalte seit 1970 um 47% gestiegen ist und zwar auf im Schnitt 174.600 US-Dollar im Jahr (159.631 Euro). Die Mittelschicht hingegen konnte ihr Einkommen seit 1970 lediglich um im Schnitt 28% steigern auf ein Durchschnittseinkommen von 73.400 US-Dollar im Jahr (67.107 Euro).

In den Jahren 1970 bis 2014 konnte die Oberschicht ihren Anteil zudem von 14% auf 21% steigern. Sie verdient so viel, dass sie es mittlerweile auf einen Anteil am Gesamteinkommen der USA in Höhe von 49% bringt - im Gegenzug zu 29% im Jahr 1970. Damals, 1970, brachte es die Mittelschicht der USA noch auf 62% des gesamten in den USA erwirtschafteten Einkommens. Heute liegt auch dieser Anteil nur noch bei 43%.

Noch dramatischer ist der Abstieg der armen Amerikaner, des etwas diskriminierend in den USA als "Unterschicht" bezeichneten Gesellschafts-Anteils. Sie verfügt nur noch über 9% des Einkommens. Das ist zudem noch weniger als 1970. Damals waren es noch 10%.

Wie die einen absteigen, steigen in den USA die Wohlhabenderen, als "Oberschicht" bezeichneten Bürger auf. Ihnen gelang es in den vergangenen 45 Jahren ihr durchschnittliches Einkommen stetig zu erhöhen. Alleine in den Jahren 1983 bis 2013 konnten sie ihr durchschnittlich zur Verfügung stehendes Reinvermögen auf 650.100 US-Dollar erhöhen (594.366 Euro). Auch das ist eine Erkenntnis der neuen Studie (Grafiken bitte beachten):

Die Mittelschicht verlor zwischen 2007 und 2013 am stärksten Vermögen in den USA. Verfügte diese 2007 im Schnitt noch über ein Reinvermögen (Immobilien, Barvermögen etc.) in Höhe von 161.050 US-Dollar (147.006 Euro), waren es 2013 nur noch 98.057 US-Dollar (89.506 Euro). Überdurchschnittlich hart traf es die Ärmsten der Gesellschaft:

30% der Amerikaner mussten nach der Weltwirtschaftskrise von 2007 bis 2013 hinnehmen, dass sich ihr durchschnittliches Reinvermögen halbierte und zwar von 18.264 US-Dollar (16.671 Euro) auf 9.465 (8.640 Euro). Am wenigsten Vermögen verlor in den USA die Oberschicht durch die Weltwirtschaftskrise, beziehungsweise, konnte diese anfängliche Verluste sehr schnell wieder ausgleichen. Für das durchschnittliche Reinvermögen der amerikanischen Mittelschicht in Höhe von 98.100 US-Dollar (89.690 Euro) gilt zudem: Das sind gerade einmal 2% mehr, als es 1983 der Fall war. Nach wie vor zu den wohlhabendsten Amerikanern gehören wie die 200 Jahre zuvor die Großgrundbesitzer (Farmer) und Minenbesitzer (Grafiken beachten).

Das Institut Pew Research Center legte für seine Einkommens-Berechnungen Daten des "Survey of Consumer Finances" der Federal Reserve Bank zur Grundlage.


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