Tax Steuerliche Förderung Elektroautos in EU: Deutschland Schlusslicht, Norwegen führt mit 16.910 Euro pro e-Auto-Kauf

Während es in Deutschland fast gar keine steuerliche Förderung beim Kauf eines Elektroautos gibt (gerade einmal 150 Euro), sieht das in anderen Ländern der Europäischen Union (EU) ganz anders aus. Nach einem Bericht der International New York Times sei Deutschland in der EU, aber auch weltweit, mit seinen 150 Euro Steuervergünstigung beim Kauf eines Elektroautos absolutes Schlusslicht. Selbst China stehe besser dar.

Grafik: www.evnorway.no/
Das sind die beliebtesten Elektroautos in Norwegen nach Angaben der Norwegian Electric Vehicle Association (elbil.no).

Spitzenreiter bei der steuerlichen Förderung beim Kauf von Elektroautos in der EU sei Norwegen mit 16.910 Euro pro Auto, gefolgt von Dänemark mit 15.650 Euro und China (als Nicht-EU-Land) mit 7.546 Euro. Auch zahlreiche weitere Länder innerhalb wie außerhalb der Europäischen Union fördern den Kauf der als umweltfreundlicher geltenden Elektrofahrzeuge (e-Autos).

So erhält beispielsweise in Frankreich jeder Käufer eine steuerliche Vergünstigung von 6.500 Euro, in Britannien sind es 6.022 Euro, in Japan 5.976 Euro, in den USA 5.512 Euro, den Niederlanden 5,365 Euro, in Italien 3.810 Euro, in Portugal sind es 1.014 Euro. Das Schlusslicht unter den Industriestaaten bei der steuerlichen Förderung des Kaufs von e-Autos ist Deutschland mit den genannten 150 Euro.

Entsprechen mau sieht der Absatz von e-Autos in Deutschland aus. Im Gegensatz zu Norwegen. Dort schnellte nach Angaben der Norwegian Electric Vehicle Association (Evnorway) der Verkauf von Elektroautos seit der starken steuerlichen Förderung vor zehn Jahren deutlich nach oben. So wurden alleine im 1. Quartal 2015 insgesamt 22.800 Elektroautos in Norwegen abgesetzt – fast so viel, wie in einem ganzen Jahr in Deutschland.

Wie dramatisch steuerliche Vergünstigungen den Autokauf beeinflussen können, zeigen weitere Zahlen der International New York Times. So schrieb die Zeitung am 16. Oktober 2015 in einem Artikel, überschrieben mit der Schlagzeile "Incentives reward Norwegians for switching to electric cars", dass beispielsweise in der norwegischen Hauptstadt Oslo ein Standard Diesel Golf 40.000 US-Dollar (330.000 Norwegische Kronen) koste, aber ein e-Golf, also ein elektrischer Golf, für unter 31.000 US-Dollar zu haben sei - also für rund 25 Prozent weniger. Im Nachbarland Schweden, schreibt die US-Zeitung, koste ein Standard-Golf weniger als 30.000 US-Dollar, ein e-Golf würde in Schweden aber rund 40.000 Dollar kosten - da der Kauf steuerlich kauf gefördert werde.

Alleine in Oslo gibt es schon 700 Strom-Ladestationen für e-Autos (Charger)

Doch nicht nur mit steuerlichen Anreizen ist der Absatz von Elektroautos beeinflussbar, sondern auch mit Ladestationen. Alleine in Oslo gebe es mittlerweile, schreibt die "International New York Times" weiter, 700 Strom-Ladestationen für Elektroautos, sogenannte public charging spots. Bis Ende 2015 sollen diese Ladestationen in Oslo auf über 1000 aufgestockt werden.

Ursprünglich hoffte die norwegische Regierung, dass bis Ende 2017 insgesamt 50.000 e-Autos auf den norwegischen Straßen unterwegs sein würden. Doch Fakt war, schreibt die New York Times, wonach Norwegen diese Anzahl bereits im April 2015 erreicht habe und man für Ende September 2015 bereits von 66.000 e-Autos auf Norwegens Straßen ausgehe. Hinzu kämen weitere 8.000 "gasoline-electric hybrides", wie der Toyota Prius.

Derzeit sieht die steuerliche Förderung von Elektroautos in Norwegen wie folgt aus: Man erhält 25 Prozent Kaufrabatt über die Steuer und im Schnitt einen weiteren Preisnachlass pro e-Auto in Höhe von 12.000 US-Dollar. Hinzu kommt, dass beim Abschluss einer Kfz-Versicherung ganz auf eine Kfz-Steuer verzichtet wird.

Auch wenn die deutsche Volkswagen AG immer noch von ihrem Emissions-Skandal weltweit gerockt wird, so kann der Wolfsburger Automobilbauer doch stolz sein, dass er in Norwegen neben Nissan mit Abstand der erfolgreichste Verkäufer von Elektrofahrzeugen ist.

Das steuerliche Anreize durchaus Absatz schaffen können, zeigen die Zahlen sehr klar. Denn fast so hoch, wie die steuerliche Förderung für den Kauf von Elektroautos (25 Prozent), ist der Anteil von e-Autos in Norwegen – rund 20 Prozent.

Der e-Golf ist der Renner in Norwegen

Als Bestseller unter den in Norwegen verkauften e-Autos gilt der Volkswagen e-Golf. Er ist der Renner unter den Elektroautos in Norwegen. Keines verkauft sich besser. Das VW in Norwegen Kultstatus hat, zeigen auch die weiteren Zahlen: Denn zusätzlich zu den e-Autos von VW werden Dieselfahrzeuge seit Jahren in dem nördlichsten EU-Land sehr gut verkauft. Alleine 300.000 Diesel-Golf rollen auf Norwegens Straßen.

Doch trotz der großen Elektroauto-Begeisterung, schrieb kürzlich auch das deutsche Handelsblatt, solle man keine Augenwischerei bezüglich der Umweltfreundlichkeit betreiben. So schrieb die bekannte nationale Wirtschaftszeitung am 19. Oktober 2015 im Wirtschaftsteil auf Seite 13:

"Teure Problemverschiebung. Hilfen für E-Autos könnten die Umweltbelastung vergrößern, warnen Experten." In Deutschland seien bislang, führt das Handelsblatt weiter aus, unter Einberechnung der aufladbaren Hybridfahrzeuge gerade einmal 126.000 Elektrofahrzeuge unterwegs (Stand: 1. Halbjahr 2015). Ursprünglich hatten die GRÜNEN im Jahr 2010 einmal davon geträumt, dass zu diesem Zeitpunkt bereits gut 500.000 Elektroautos auf deutschen Straßen seien.

Jedenfalls, schreibt das Handelsblatt zudem, zeige nun eine neue Studie aus den USA, dass die Umweltbilanz für e-Autos tatsächlich mindestens so schlecht ausfalle, wie schon einmal eine ähnliche im Jahr 2011 durch das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg vorgelegte Arbeit belegt worden sei. Die Verfasser der neuen e-Auto-Studie aus den USA sind Stephen Holland, Erin Mansur, Nicholas Muller und Andrew Yates.

Ökobilanz von Elektroautos sei nicht besser, als bei Benzinern, schreibt das Handelsblatt unter Bezug auf Studien

Schon 2011 hatten die Heidelberger Forscher kritisiert, dass die Umweltauswirkungen bei Elektroautos in etwa vergleichbar mit denen konventioneller Autos seien – trotz der angeblichen Null-Emissionsfahrzeuge. Das Handelsblatt erklärt die nicht hervorragende Umweltbilanz von e-Autos damit, das "bei der Produktion des nötigen Stroms… je nach Energiequelle zum Teil beträchtlich Emissionen" anfielen. Dies mache das ganze wieder zu einem gewissen Nullsummenspiel in der Ökobilanz zwischen Benzinern und e-Autos.

Deshalb sei auch die Emissions-Ausweisung, schreiben nun die US-Wissenschaftler in ihrer neuen Studie, letztlich falsch. Sie unterschlage, dass die umweltschädlichen Emissionen zwar nicht aus dem Auspuff kämen, aber eben dort, wo man das Auto lade: Beim Strom, beziehungsweise dessen Herstellung.

Die wichtigsten Elektroautos in Norwegen sind jedenfalls: Citroën Berlingo, Peugeot Partner, Tesla Model S 85 kW, Tesla Model S 60 kW, Renault Twizy, VW e-Golf, VW e-up!, Renault Zoe, Ford Focus Electric, Renault Kangoo Z.E., BMW i3, Buddy BAES, Nissan LEAF, Peugeot iOn, Mitsubishi i-MiEV und der Citroën C-ZERO.

Die Verkaufszahlen von Elektroautos sehen in Norwegen 2015 nach Angaben des Verbandes Norwegian Electric Vehicle Association so aus: Volkswagen (10182 e-Autos), Nissan (4474 e-Autos), Tesla (3243 e-Autos), Mitsubishi (3187 e-Autos), BMW (1423 e-Autos), Andre (7305 e-Autos).

Das heißt: Bis circa Mitte Oktober 2015 kauften 29.814 Norweger als neues Kraftfahrzeug ein Elektroauto. Auf den Gesamtabsatz der vergangenen zehn Jahre gerechnet führt nach Angaben des Norwegian Electric Vehicle Association beim Elektroauto in Norwegen Nissan kurz vor Volkswagen. Insgesamt gibt es bislang rund 7000 Strom-Charger für Autos in Norwegen.

Quellen der Zahlen: Neben Angaben von International New York Times, auch das Handelsblatt, die Norwegian Electric Vehicle Association sowie die Unternehmensberatung McKinsey & Company.

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