Flop! JT Touristik von Jasmin Taylor knallt in die Insolvenz

Kommentar (tb) - Freitagabend schleicht sich plötzlich eine Meldung durch das Internet: "JT Touristik stellt Insolvenzantrag". (1) Insolvenz ist ein anderes Wort für Konkurs oder Pleite (2), wobei diese heutzutage keine Zahlungsunfähigkeit oder Einstellung des Geschäftsbetriebes mehr bedeuten muss.

Dabei war JT Touristik aus Berlin mit seiner Geschäftsführerin Jasmin Taylor (3) für ihre schrillen ITB-Auftritte bekannt und galt als bunter Aufstiegs-Reiseveranstalter der Branche, was die Unternehmensfarbe Pink deutlich machen sollte. Viele wunderten sich aber seit Jahren, wie sich das Unternehmen diverse teure Marketing-Aktionen leisten konnte.

Zur ITB sah man Taylor an ihrem Stand mit einigen anderen Damen thronen, wie die Königin von Gizeh. Und jetzt das. Ein solcher Absturz. Statt mit Prominenten auf Partys um die Wette zu lächeln muss sich Gründerin Jasmin Taylor nun mit der Last des Insolvenzrecht herumschlagen.

Auch ist ein solches Insolvenzverfahren für alle Geschäftsführer unangenehm: Denn in Fällen des Insolvenzantrages müssen Geschäftsführer und Gründer immer auch die Strafvorschriften im Kopf haben: Diese bestrafen falsches unternehmerisches Handeln, beispielsweise die zu späte Anmeldung der drohenden Zahlungsunfähigkeit in Firmen. Doch dafür spricht vorliegend gänzlich nichts und die Gründe dieser Maßnahmen erscheinen außergewöhnlich.

Die Meldung von JT Touristik ist in seiner gestelzten Formulierung, die sich eine PR-Agentur ausgedacht hatte, sicherlich recht einmalig:

Denn liest man die Zeilen, könnte man fast glauben, als sei nun alles Top auf der Zielgeraden.

Dabei ist nichts Top. Immerhin müssen sich JT Touristik-Kunden nun damit auseinandersetzen, dass der Reiseveranstalter Insolvenz in Eigenverwaltung macht, was bedeutet: Die bisherigen Gesellschaftsanteile könnten beispielsweise entweder liquidiert werden oder, wenn sich ein oder mehrere neue Gesellschafter finden, würde das Unternehmen mit anderen Gesellschaftern fortgeführt. Es ist aber auch möglich, dass ein alter Gesellschafter auch künftig wieder mit dabei ist.

JT Touristik verbreitet jedenfalls, wonach man nun ein "Sanierungsverfahren eingeleitet" habe und eine "Neuausrichtung unter Aufsicht eines Sachverwalters" durchführe. Sachverwalter ist die vornehme Umschreibung für Insolvenzverwalter. (4) Ganz ähnlich dem Vorbild von Air Berlin eben.

Deswegen schwafelt die von Jasmin Taylor beauftragte PR-Agentur davon, wonach "vor dem Hintergrund einer weiterhin fehlenden Kundengeldversicherung" sich "die JT Touristik GmbH am Freitag ein Sanierungsverfahren" unterzogen habe, "bei dem der Berliner Reiseveranstalter den Geschäftsbetrieb in Eigenregie und unter Aufsicht eines Sachverwalters" fortführe.

Bis auf weiteres möchte man sagen. Denn wie bei Air Berlin hängt der langfristige Geschäftsbetrieb nun am seidenen Faden und an der Frage, ob sich neue Investoren, Geldgeber, finden.

Weiter heißt es jedenfalls in der Pressemeldung zur Insolvenz von JT Touristik:

"Über das nun eingeleitete Verfahren erhält der Veranstalter den notwendigen Spielraum, um die laufenden Verhandlungen mit größeren internationalen Investoren weiter zu führen und eine Fortführungsregelung vorzubereiten."

Zudem schreibt der Reiseveranstalter: "Reisenden, die über JT Touristik Reisen bis zum 31. Oktober 2017 gebucht haben oder gegenwärtig mit Pauschalreisen des Veranstalters unterwegs sind, entsteht kein Schaden. Sämtliche Reisen sind zu 100 Prozent durch den Versicherungsschutz der Generali Versicherung gedeckt."

Als "Auslöser" für die Insolvenz sieht JT Touristik scheinbar weniger das eigene Geschäft, als vielmehr das Verhalten der Generali Versicherungs AG, die schon als Rückversicherer für die Unister-Tochter Urlaubstours fungierte und seit Juli 2017 im Gläubigerausschuss der Unister Holdingsitzt (neben der HanseMerkur Versicherungsgruppe).

So schreibt die PR-Agentur von Jasmin Taylor:

"Auslöser für das sogenannte Insolvenzverfahren unter Eigenverwaltung, das die JT Touristik GmbH am 29. September 2017 beantragt hat, ist der Rückzug der Generali Versicherungs AG aus dem Geschäftsmodell der Kundengeldversicherung und die daraus resultierende Kündigung ihrer Versicherungsnehmer zum 31. Oktober 2017."

Zudem ist zu lesen:

"Trotz intensiver Bemühungen war es der JT Touristik GmbH bis zum 29. September 2017 nicht gelungen, eine Anschlussversicherung abzuschließen. Infolge der Insolvenz des Leipziger Onlinereisebüros Unister hatten sich zahlreiche Versicherer aus diesem Markt zurückgezogen oder Sicherheitsleistungen mit einem Volumen angesetzt, das von der JT Touristik GmbH in der geforderten Höhe nicht zu erbringen war."

Der im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanz von JT Touristik zum Geschäftsjahr vom 01.11.2013 bis zum 31.10.2014 (5) ist zu entnehmen, wonach der Berliner Reiseveranstalter mit Bilanzveröffentlichungstag 21. April 2016 insgesamt 38 Angestellte gehabt habe und 8 Auszubildende, also insgesamt 46 Mitarbeiter.

Interessant ist zudem diese Passage der Bilanz:

"Der Geschäftsführung gewährte Kredite: Die Höhe des gewährten Kredits belief sich zum 01.11.2014 auf Teuro 1.300 und zum 31.10.2013 auf Teuro 1.799 und er wird mit 3,5% verzinst. Im Wesentlichen wurde der Kredit zur Immobilienfinanzierung gewährt. Im Geschäftsjahr 2013/2014 wurden Tilgungen in Höhe von Euro 498.539,60 geleistet. Zu Gunsten der Geschäftsführung wurden keine Haftungsverhältnisse eingegangen."

Außerdem ist der Bilanz im Abschnitt "Forderungen gegen Gesellschafter" folgender Satz zu entnehmen: "Zum Bilanzstichtag bestanden gegenüber Gesellschaftern Forderungen in Höhe von Teuro 1.300 (im Vorjahr: Teuro 1.799)."

In der Gewinn- und Verlustrechnung wird der Jahresüberschuss für den Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.11.2013 bis zum 31.10.2014 mit 180.626 Euro angegeben.

Einzelnachweise

(1) "JT Touristik stellt Insolvenzantrag", in: touristik aktuell vom 29.09.2017.

(2) "Insolvenz", in Wikipedia.

(3) "Jasmin Taylor (Unternehmerin)", in Wikipedia.

(4) "Sanierungsverfahren eingeleitet: JT Touristik strebt Neuausrichtung unter Aufsicht eines Sachverwalters an", Pressemitteilung vom 29.09.2017.

(5) "JT Touristik GmbH Berlin. Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.11.2013 bis zum 31.10.2014", in: bundesanzeiger.de. Abgerufen am 29.09.2017.

Webseitenverweise

Jasmin Taylor eigene Webseite

Liebte den großen Auftritt: Jasmin Tayler, die JT Touristik ihren Namen gab. (Bild: Wikimedia, CC BY-SA 3.0)

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