Geld Uber-Investorenspiel: Microsoft soll 100 Mio. US-Dollar in den Mitfahrdienst geben

Kommentar - Angeblich habe sich nun, behauptet zumindest das Wall Street Journal, auch der amerikanische Software-Riese Microsoft entschieden in den amerikanischen umstrittenen App-Fahrdienst Uber zu investieren. Die Rede ist von einem weiteren Venture Capital in Uber in Höhe von 100 Millionen Dollar.

Uber: Wie viel ist etwas wert, von dem man kaum Bilanzzahlen kennt?

Gleichzeitig macht die Zahl die Runde, wonach amerikanische Investoren mit diesem Investment den angeblichen theoretischen Wert von Uber nun auf 50 Milliarden US-Dollar schätzten. Dies wäre entsprechend dieser Lesart die höchste Bewertung eines Start-Ups, welche jemals vorgenommen wurde.

Interessant ist, sich eine solche Bewertung näher anzuschauen, zumal kaum übliche Bilanzkennziffern von Uber bekannt sind. Weder gibt es Zahlen zum Umsatz, noch zum Gewinn, oder genaue Angaben, wer denn nun genau wie viele Anteile an Uber hält. Doch eines fällt immer wieder auf:

Das große Casino mit Start-Ups ist wieder im Gange und erinnert ein bisschen an 2001/2002 als die Internet-Blase platze und viele profitable und werthaltige Unternehmen in den Abgrund riss. Das muss nicht so kommen, aber die Gefahr ist da. Die Gefahr ist vor allem deshalb vorhanden, da sehr viel Geld auf wenige Köpfe im Internet gesetzt wird. Ganz nach dem Motto: The winner takes it all. Doch es geht dabei nicht um Leistungen eines Gewinners, sondern um die Vision von Leistung dessen, auf den man gesetzt hat und zwar darum, welche Performance das investierte Kapital später an der Börse hinlegen könnte.

Grundsätzlich gilt bei Start-Ups: Basis für eine Bewertung sind schlicht die Prozent-Anteile, welche an Investoren zu einem bestimmten Betrag verkauft werden konnten. Auf Grund dieser Anteils-Beträge werden dann theoretische Hochrechnungen bewerkstelligt, mit welchen man in den Medien der Welt hausieren geht.

Dabei spekuliert das in aller Regel beteiligte Investoren-Großkapital aber nicht darauf, dass ein Unternehmen tatsächlich jemals Gewinn macht, sondern darauf, dass es an die Börse geht und dort dann Kleinanleger und sonstige Investoren - zum Beispiel aus Europa oder Asien - ebenfalls nachträglich einsteigen. Das soll dann den Aktienkurs in die Höhe treiben.

Da es, einfach ausgedrückt, viel Geld auf der Welt gibt, welches derzeit geparkt wird zu relativ schlechten Zinssätzen - zum Beispiel im Bereich der Staatsanleihen - werden Investments gesucht, die eine höhere Rendite versprechen. In Start-Ups, welchen es gelingt auf Grund weltweiter Medienberichterstattung Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hofft man, diese Investment-Möglichkeiten gefunden zu haben. Eben in Unternehmen wie Uber oder Rocket Internet aus Berlin. Letztlich ist es ein großes Casino-Spiel, in welchem aber vor allem das Großkapital den Reibach macht.

Angeblich sei der Deal zwischen Microsoft und Uber am Freitag beschlossen worden, schreiben diverse US-Blogs. Noch vor wenigen Wochen machten Zahlen die Runde, wonach Uber auf Grund der bisherigen Investments auf 40 Milliarden Dollar geschätzt werde, jetzt plötzlich eben auf 50. Geschehen ist nicht viel, bis auf dass eben Microsoft investiert haben soll. Die pure Geste von einem Weltkonzern zählt, nicht die Substanz der Bilanz. Dass sich für Microsoft im Falle eines Uber-Börsengangs das Investment gelohnt haben dürfte, gilt als ausgemacht, da der Aktienkurs von Uber so oder so dann erst einmal in die Höhe gehen wird.

Angeblich wolle Uber Chief Executive Officer Travis Kalanick das Geld nun nutzen, um weltweit Uber in weiteren Städten an den Start zu bringen. Auch in Deutschland ist Uber aktiv. Allerdings sei das Unternehmen im Job-Markt hierzulande keine gute Adresse, erzählt eine deutsche Managerin, die bei Uber anfangen wollte und den Bewerber-Marathon mitmachte:

"Uber will erstens an nicht-amerikanische Manager selbst in Ländern wie Deutschland nur miserable Gehälter für Top-Postionen bezahlen und zweitens nerven sie einen mit monatelangen Bewerbungsgesprächen über Skype." Bis zu fünf Gesprächsrunden, jeweils rund eine Stunde, seien nicht ungewöhnlich, ohne dass irgendetwas entschieden worden sei. Weiter sagte die Bewerberin: Wolle man dann endlich mal eine Entscheidung, sei der Manager in Paris oder London, mit welchem man das Gespräch über Skype geführt hatte, dann schon wieder ausgetauscht worden. Das Bewerber-Spiel fange also von vorne an. Hire and Fire auf amerikanisch.

Dass Microsoft in Uber investiert, ist aber nicht nur der Hoffnung geschuldet, dass man am Börsenplatz später aus den 100 Millionen Dollar mehr machen könnte, sondern soll wohl auch künftige Geschäftsfelder öffnen. So hinkt Microsoft in der Qualität seiner bing.com Maps nach wie vor hinter den Google Maps hinterher. Sowohl die Integration des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) lässt bei Bing Maps sehr zu wünschen übrig, als auch die Aktualität der Karten. In vielen Dingen sind Google Maps oder Falk Karten meilenweit Microsoft voraus. Künftig könnte Uber zwar in Bing Maps integriert werden.

Doch hier sagt zum Beispiel Internet-Fachmann Pit Miller: "Ist das wirklich ein Verbraucher-Mehrwert? Die sollen doch erst einmal die Integration des weltweiten städtischen Personennahverkehrs vorantreiben, ehe sie davon reden, irgendwelche Taxi-Apps werblich zu integrieren. Angeblich, heißt es, wolle Microsoft mit Uber ebenso im Bereich des Sprach-Assistenten Microsoft Cortana künftig kooperieren.

Uber war im Jahr 2009 von Kalanick und Garrett Camp gegründet worden. Mittlerweile bietet die Uber-App ihre Fahrdienst-Leistungen angeblich in über 300 Städten an, welche auf 57 Länder verteilt wären. Fahrer für Uber arbeiten in einem Art Franchise-System: Sie sind in aller Regel selbständig und nutzen lediglich die Marke Uber.

Doch ob Brasilien, Deutschland, Niederlande, Schweiz oder New York - in zahlreichen Regionen hat Uber erhebliche rechtliche und regulatorische Auseinandersetzungen mit den Aufsichtsbehörden. In Frankreich sollen Uber-Manager sogar in U-Haft gekommen sein. Vor allem die Taxi-Konkurrenten sehen zahlreiche Verstöße im Personenbeförderungsrecht beim Konkurrenten Uber.

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