VW-Händler in Europa erhalten vorerst Kündigung

Deutschlands Autokonzerne haben weltweit ein dichtes Vertriebsnetz. Egal ob in Kalifornien, Bangkok, der Dominikanischen Republik, Südafrika oder in Rumänien: Marken wie VW vertreiben VW-Händler auch in den entlegensten Winkeln auf dem Erdball.

Bild: Pixabay.com / CC0 Creative Commons

Doch Vertrieb ist teuer. Und Europa ist besonders teuer. Das mag einer der Gründe sein, weshalb die Volkswagen AG nun mitteilte, sie kündige allen 3500 Handelspartnern in Europa. [1]

Doch trotz der anstehenden Kündigungswelle sollten, heißt es, nach Ablauf einer zweijährigen Kündigungsfrist ab 2020 den Händlern neu Verträge ausgehändigt werden, zumindest an jene, die dann noch mitmachen möchten.

Für VW steht künftig der Ausbau eines funktionierenden Elektroauto-Vertriebsnetzes mindestens so im Zentrum, wie der übliche Vertrieb von Verbrennungsmotoren.

Es sei wichtig, dass die VW-Händler eine "elementare Schnittstelle zu den Kunden" auch künftig seien, erklärte der Marken-Vertriebsvorstand des Volkswagen-Konzerns, Jürgen Stackmann. Natürlich, so Stackmann weiter, seien die VW-Händler auch künftig "ein Eckpfeiler des Volkswagen-Geschäftsmodells".

Bereits im Herbst 2017 hatte Dirk Weddigen von Knapp, der Der Geschäftsführende Vorstand des "Volkswagen und Audi Partnerverbandes e. V." [2] in einem "Spiegel"-Interview die Politik des VW-Konzerns vor allem hinsichtlich des Dieselskandals heftig kritisiert. [3]

Derzeit wolle er sich aber nicht weiter zum Thema VW-Politik und Händler öffentlich äußern, schreibt kfz-betrieb. Erst zum 1. Februar wolle er sich wieder im Rahmen der Händlerversammlung erneut äußern.

Die Volkswagen-Automarken werden europaweit von rund 3.500 Handelspartner verkauft. Präsident des europäischen VW Händlerverbandes ist Matti Pörhö. [4]

Ihn zitiert das Fachportal kfz-betrieb mit den Worten, wonach der Volkswagenkonzern zwar "das Know-how des Autobauens" habe, aber die VW-Händler seien es, welche die Emotionen verkauften. Keiner könne "ohne den anderen leben."

Kfz-betrieb nennt zudem noch einige interessante Kennziffern. So mache ein durchschnittlicher VW-Händler 27 Millionen Euro Umsatz bei einer Rendite von im Schnitt einem Prozent.

Das wären also Größenordnungen, welche in etwa mit dem Lebensmittelhandel vergleichbar wären.

Laut VW-Vorstandsmitglied Stackmann sei eine Neuaufstellung der Konditionen rund um die VW-Händler wichtig, um "Zukunftsfähigkeit zu erreichen". Vor allem die Digitalisierung setze die Branche unter Druck. Keinesfalls gehe es aber darum, nun neue Autohäuser zu bauen, "sondern clevere neue Möglichkeiten für die Handelspartner zu schaffen."

Einzelnachweise

[1] VW kündigt Ende März sein europäisches Händlernetz, In: kfz-betrieb vom 25. Januar 2018.

[2] Dirk Weddigen von Knapp, Geschäftsführender Vorstand des Volkswagen und Audi Partnerverbandes e. V.

[3] Interview zum Dieselskandal: "VW lässt uns im Stich". Der oberste VW- und Audi-Händler Deutschlands prangert Volkswagen an: Der Konzern frustriere Autoverkäufer und Kunden gleichermaßen, von Jürgen Dahlkamp und Frank Dohmen, In: Der Spiegel Print AUSGABE 38/2017 und Online vom 18. September 2017.

[4] Matti Johannes Pörhö “ist ein finnischer Unternehmer, Kommerzienrat, und CEO der Autohaus-Gruppe Pörhön. Er führt die Auto-Handelsgeschäfte seiner Eltern und ist so einer der größten Autohausketten in Finnland geworden. Das Filialnetz umfasst neun Autogeschäfte in Ostbottnien und Nordfinnland. Sie vertreten neun Automarken: Audi, Kia, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, SEAT, Škoda und Volkswagen. Aus: Wikipedia.

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