Glück gehabt! Dating-App Lovoo aus Dresden schafft Exit für 54 Millionen Euro

Da haben es welche richtig gemacht: Die in Dresden gegründete Dating-App Lovoo wurde nun für 54 Millionen Euro, beziehungsweise 65 Millionen US-Dollar, an die amerikanische Meet Group verkauft.

Solle bis Ende des Jahres 2017 ein bestimmtes Umsatzziel erreicht werden, kämen weitere 4,2 Millionen Euro, beziehungsweise 5 Millionen US-Dollar, hinzu. (1)

Bei Lovoo arbeiten derzeit knapp 100 Mitarbeiter. Sie würden, erklärte Meet-CEO Geoff Cook, alle übernommen.

Ebenfalls an Bord bliebe zunächst der Lovoo-Geschäftsführer Florian Braunschweig. Gründer Benjamin Bak wolle noch bis zu 6 Monate das Unternehmen begleiten, welches er gemeinsam mit seinem Bruder gegründet hatte.

Brak wird mit den Worten zitiert: "Nach aufregenden fünf Jahren halten wir den Zeitpunkt für einen Verkauf für genau richtig".

Erst vor einem Jahr, im September 2016, hatte Lovoo mit der Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen (INES) eine Einigung rund um ein das Portal massiv schädigendes Ermittlungsverfahren erzielt. Deshalb war das Verfahren gegen Strafzahlung von 1,2 Millionen Euro eingestellt worden.

Die Staatsanwaltschaft begründete die Einigung nach Angaben der Mitteldeutschen Zeitung unter anderem damit, dass sich die beschuldigten Geschäftsführer kooperativ gezeigt hätten und einsichtig.

Im Juni 2016 war die Dresdner Staatsanwaltschaft noch mit Brachialgewalt gegen Lovoo vorgegangen und hatte die Geschäftsführer zwischenzeitlich gar in U-Haft genommen (siehe unseren Artikel: "Anwalt Peter Manthey zur Lovoo Razzia: "Sachsen ist kein guter Standort für Unternehmen" vom 12.06.2016).

Der Grund für die sächsische Razzia und U-Haft bei dem jungen Dresdner Start-Up: Man warf der Dating-App vor, mit Fakeprofilen von Frauen auf Kundenfang gegangen zu sein. Der Schaden wurde mit 20 Cent bis 20 Euro pro geschädigter Kunde beziffert. (2)

Ein Vorwurf allerdings, der in der Dating-Szene durchaus kein Alleinstellungsmerkmal hat, da in den vergangenen 20 Jahren viele Datingportale ähnliche Praktiken angewendet haben, um zum Laufen zu kommen.

Den vergangenen 12-Monatsumsatz von Lovoo beziffert Meet auf 27,2 Millionen Euro. Das ist ein Bruchteil dessen, was ein anderes sächsisches Internetunternehmen nach Schätzungen umsetzte, nämlich Unister.

So soll der Umsatz von Unister, eines der ehemals größten selbständigen deutschen E-Commerce-Unternehmen, bei 400 bis 500 Millionen Euro gelegen haben: Ehe auch hier die Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen im Jahr 2012 mit über 100 Ermittlern und U-Haft gegen drei Top-Manager, darunter gegen zwei Gründer (unter anderem dem verstorbenen Thomas Wagner, 38), vorgegangen war.

2016 musste Unister schließlich auch auf Grund dieser Ermittlungen Insolvenz anmelden. Unister war seit der Razzia im Dezember 2012 - es folgten noch drei weitere – nicht mehr richtig auf die Füße gekommen, da die Ermittlungsverfahren das Unternehmen von den üblichen Venture Capital-Gebern abgeschnitten hatte und den geplanten Verkaufsprozess von Unister massiv beeinträchtigte.

Große Investoren, auch familiy offices, schrecken nämlich vor Beteiligungen an Unternehmen, die in einem Ermittlungsverfahren stehen, zurück, wie der Teufel das Weihwasser scheut. Insofern kann man wohl mit Blick auf Lovoo sagen: Die Einstellung der staatsanwaltlichen Ermittlungen haben das sächsische Unternehmen gerettet und den jetzigen Exit erst ermöglicht.

Der Aktienkurs der börsennotierten The Meet Group Inc liegt aktuell bei 3,74 US-Dollar, beziehungsweise 3,14 Euro. Die Marktkapitalisierung der US-Internetfirma wird mit 267,81 Mio. US-Dollar beziffert, umgerechnet 225 Millionen Euro. (3)

Einzelnachweise

(1) "The Meet Group to Acquire LOVOO", Pressemitteilung auf ir.themeetgroup.com vom 20.09.2017.

(2) "Betrugsvorwürfe Verfahren gegen Dating-Dienst Lovoo eingestellt", in: Mitteldeutsche Zeitung vom 30.09.2016. Abgerufen am 21.09.2017.

(3) "The Meet Group Inc", in: msn finanzen.

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