Handys für Gehirntumor als Berufskrankheit verantwortlich sagt Gericht in Italien

Ein Gericht in Italien ist zu der Überzeugung gelangt: Die Ursache für einen Hirntumor sei bei Roberto Romeo das Handy gewesen. Angefangen hatte alles mit einem dumpfen Gefühl in seinem Ohr.

Achtung vor zu intensiver Handynutzung. (Bild: pixabay.com)

Der Mann hatte während seines Jobs und in der Freizeit in 15 Jahren täglich mindestens zwanzig Minuten, häufig über drei Stunden, Handytelefonate geführt. Die meisten Telefonate waren aber Geschäftstelefonate gewesen. Bei Gericht hieß es nun: Gutachten hätten ausreichend belegt, wonach die exzessive Smartphone-Nutzung vor allem im Arbeitsalltag für den Gehirntumor des Angestellten verantwortlich gewesen sei.

Zudem hieß es: Dir Firma, für welche der Mann gearbeitet habe, habe die exzessive Smartphone-Nutzung angeordnet. Deshalb müsse man dem Unternehmen vorwerfen, wonach es seine Weisungsbefugnis missbräuchlich angewendet habe. Besonders gefährlich seien Handy-Kopfhörersysteme.

Dir Richter werteten den Gehirntumor durch intensive Handynutzung folglich als eine Berufskrankheit. zumal der Angestellte bei der italienischen Telecom arbeitet.

Die beiden Anwälte, welche das Opfer vertreten hatten, erklärten gegenüber der Presse:

"Das Urteil erkennt den ursächlichen Zusammenhang zwischen Gehirntumoren und der Verwendung eines Mobiltelefons an", so Renato Ambrosio und Stefano Bertone.

Zudem erklärte Anwalt Bertone: "Die Tatsache, dass im Jahr 2017 die italienischen Gerichte in erster Instanz die Ursache für Tumore in elektromagnetischen Feldern von Mobiltelefonen anerkennen, ist ein Zeichen für die kontinuierliche Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisse."

Das Gerichtsurteil fällte Richter Luca Fadda aus der kleinen bei Turin liegenden Stadt Ivrea.

Bereits seit 15 Jahren, seit 2000, untersuchte die Weltgesundheitsorganisation WHO den möglichen Zusammenhang zwischen Gehirntumoren und der Handynutzung.

Unter anderem hatte im Jahr 2011 die IARC, also die Internationale Agentur für Krebsforschung, festgestellt, dass sie sehr wohl elektromagnetischen Wellen von Mobiltelefonen als ursächlich für Tumore anerkenne.

Roberto Romeo, der das jetzt hohe Wellen schlagende Urteil erstritten hatte, erklärte, er wolle die Handynutzung nicht verteufeln. Vielmehr wolle er aber darauf hinweisen, wie gefährlich Smartphones seien.

Bei ihm habe alles mit einer Ohrentzündung angefangen. Mit dem Gerichtsprozess, den er nun gewonnen habe, wolle er darauf hinweisen, wie wichtig es sei, sich über die Handynutzung Gedanken zu machen.

Roberto Romeo erklärte vor Gericht:

"Seit 15 Jahren habe ich unzählige Telefonate, oft zwanzig oder dreißig Minuten oder länger gemacht. Zu Hause, im Auto, im Job. Dann begann ich das kontinuierliche Gefühl von verstopften Ohren zu haben, von Klingeln in den Ohren. Und im Jahr 2010 wurde bei mir Krebs diagnostiziert. Jetzt höre ich im Ohr nicht mehr richtig, weil bei mir der Hörnerv herausgeschnitten wurde."

Da der Tumor auf das Ohr gedrückt habe, habe er seine Kinder und Frau nur noch wie durch einen Wattebausch gehört. Jetzt erhält er 500 Euro monatlich als Entschädigung, da er nie mehr richtig hören wird können.

Eine ähnliche Geschichte ging vor Jahren durch italienische Medien in Bezug auf einen Innocente Marcolini.

Auch bei ihm hatte es mit Ohrenproblemen angefangen und mündete schließlich in einem Gehirntumor. Auch er hatte einen Zusammenhang zwischen der intensiven Handynutzung und seinem Tumor gesehen und deshalb bis vor den Obersten Gerichtshof Italiens geklagt.

Das italienische Nachrichtenportal avantionline.it weist auf zwei wichtige wissenschaftliche Untersuchungen und Stellungnahmen bezüglich der möglichen Korrelation zwischen der Handynutzung und Gehirntumoren hin:

Zum einen auf Interphone-Studien:

So sei eine Interphone-Studie, welche im Jahr 2000 angefangen wurde, zu dem Urteil gelangt, wonach sie keinen Zusammenhang zwischen Krebs und der Nutzung von Mobiltelefonen habe eindeutig belegen können.

Allerdings sei die Studie sehr wohl zu dem Urteil gelangt, dass die intensive Nutzung von Smartphones das Risiko, an einem Gehirntumor zu erkranken, deutlich erhöhe.

Unter jenen, die ein Gehirntumor gehabt hätten, also ein Gliom, seien viele gewesen, welche in den vergangenen zehn Jahren täglich mindestens eine halbe Stunde mit dem Smartphone telefoniert hätten.

Auch in Australien habe es eine ähnlich großangelegte Studie zur Smartphone-Nutzung und Gehirntumoren gegeben. An der Studie hätten rund 35.000 Menschen teilgenommen. Das Ziel sei es gewesen, zu erforschen, ob es einen Zusammenhang zwischen Gehirnkrebs und Handynutzung gebe. Das Urteil stehe aber noch aus.

avantionline.it verweist zudem auf Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation WHO:

So habe die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), ein Teil der WHO, erklärt, wonach sie die elektromagnetischen Felder als Karzinogen der Gruppe 2B einstufe.

Allerdings sehe man bislang ebenfalls keine ausreichend vorhandenen Korrelationstests in Bezug auf die Frage, ob man sagen könne: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Gehirntumoren und der Handynutzung.

Dies liege aber auch daran, so die WHO, dass weltweit mittlerweile Milliarden Menschen Handys nutzten.

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