Britische Supermarkt-Kette My Local vor Zusammenbruch / 1700 Jobs auf der Kippe

Der Einzelhandels-Kampf, angeheizt durch Aldi und Lidl, geht in Großbritannien weiter: Nun steht auch die britische Supermarktkette "My Local" unter Druck. 1700 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Es droht der Bankrott.

pixabay.com | CC0 Public Domain
Auf der britischen Insel tobt ein Kampf im Einzelhandel.

Die Convenience-Store-Kette des Handelskonzerns Morrisons, der "My Local" vergangenes Jahr an "Mike Green" und andere Investoren verkaufte, steht bereits seit Monaten am Abgrund.

Das Konzept der Nachbarschaftsladenkette "My Local" erinnerte ein bisschen an die deutsche Supermarkt-Kette "Edeka". Seit Monaten ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG dabei zu versuchen, de 120 Läden umfassende Supermarkt-Kette "My Local" zu retten, beziehungsweise weiter zu verkaufen. Die jetzt erreichte Einigung bietet "My Local" weitere 10 Tage Schutz vor dem Zugriff durch Gläubiger.

Der Besitzer von "My Local", Mike Green, ist in Großbritannien legendär. Der gleichnamige Gründer der Supermarkt-Kette schilderte in seinem Buch "Failure Breeds Success", wie er mit 27 Jahren finanziell am Abgrund stand und es später dennoch zu einem Supermarkt-König brachte. Auch als Host in der Channel 4-Sendung "The Secret Millionaire" ist Green in Großbritannien bekannt.

Neben Green ist Co-Investor bei "My Local" Greybull Capital. Diese Investmentfirma hatte gemeinsam mit OpCapita die britische Elektronik-Handelskette Comet übernommen, nachdem diese 2012 Konkurs anmelden hatte müssen.

Gut möglich, dass nun wieder Morrison bei "My Local" einsteigt. Denn eine Klausel sichert dem Handelskonzern ein Vorkaufsrecht. Seit dem Verkauf von "My Local" sind bei der Supermarkt-Kette 600 Jobs in den vergangenen Monaten abgebaut worden. Als weiterer potentieller Käufer von Teilen von "My Local" wird die "Co-operative Group" genannt.

Für die Angestellten von "My Local" sind die finanziellen Verwerfungen ihres Arbeitgebers eine erhebliche Belastung. So wird Gewerkschafter Joanne McGuinness mit den Worten zitiert, dass beim Verkauf 2015 ein gewisser Optimismus bei den Angestellten eingekehrt war. Angesichts des nun wiederholt drohenden Konkurses sei die Stimmung gedrückt. Oberstes Ziel der Gewerkschaften ist es, die Arbeitsplätze zu retten.

Die Krise von "My Local" schreiben Analysten auch der schlechten städtischen Lage zahlreicher My-Local-Geschäfte zu. Im Wesentlichen befinden sich diese in ehemaligen Läden der britischen Videoverleih-Kette "Blockbuster", die ebenfalls bankrott gegangen war.

Die Verwerfungen im britischen stationären Einzelhandel beruhen auf zahlreichen Einflüssen. Neben dem Internet wirbelt besonders die Expansionspolitik der deutschen Discounter Aldi und Lidl den Einzelhandel auf der britischen Insel durcheinander.

Nachdem die Platzhirsche über Jahrzehnte nahezu ein Preiskartell im britischen Lebensmittelmarkt bildeten und die Kosten für Lebensmittel immer weiter nach oben gegangen waren, gehen die Lebensmittel-Preise Dank Aldi und Lidl seit gut drei Jahren nach unten. Gewinner sind dabei die Verbraucher. Gleichzeitig wird der Wettbewerb durch immer mehr Filialen der Einzelhandels-Ketten angeheizt, was auf einen Verdrängungswettbewerb hinausläuft.

Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens "The Local Data Company" kletterte die Anzahl der Convenience-Stores in Großbritannien von 2010 mit 13.617 Filialen auf 16.426 Ende 2015. Dies entspricht einem Plus von 21%. Dabei verteilen sich diese Convenience-Stores auf 288 britische Städte.

Der drohende Konkurs von "My Local" steht in einer ganzen Reihe ähnlicher Fälle. Alleine 2016 hatten drei weitere Handelsketten in Großbritannien Konkurs anmelden müssen oder standen kurz davor.

Es waren dies BHS, Austin Reed und die Schuhkette Brantano. Brantano konnte nur gerettet werden, da der alte Besitzer, Alteri, wieder eingestiegen war. Ebenfalls am Konkurs vorbei schrammte die britische Bekleidungs-Kette Blue Inc (Officers Club menswear). Über 60 der 240 Geschäfte stehen seitdem bei Blue Inc auf der Kippe. Betroffen sind dabei 500 Arbeitsplätze.

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