Lieferzeit Tesla Model 3: Zwei Jahre Wartezeit für 325.000 Kunden?

Es klingt wie die Geschichte aus Tausendundeiner Nacht: Der amerikanische Elektroautohersteller Tesla gab nun bekannt, er habe bereits 325.000 Vorbestellungen für ein Auto, das aber frühestens Ende 2017, also möglicherweise erst in knapp zwei Jahren, überhaupt ausgeliefert wird.

Foto: netz-trends.de
Der härteste Model 3-Konkurrent in Deutschland ist BMWs preisgekröntes Elektroauto BMW i3. Hier steht eines an einer Strom-Zapfsäule nähe dem Berliner Krankenhaus Charité.

Für den Ami-Elektroschlitten Tesla Model 3 sollen Kunden, die schon jetzt bestellen, 1000 US-Dollar anzahlen, umgerechnet 878 Euro. Letztlich soll das Auto dann 35.000 US-Dollar kosten, also umgerechnet 30.727 Euro. In diesem Verkaufspreis seien aber mögliche staatliche Rabatte auf Käufe von Elektroautos noch nicht berücksichtigt. Was heißt: Es könnte noch etwas billiger werden.

Die hohe Anzahl an Vorbestellungen für den neuen Tesla Model 3 verwundert: Denn die bisherigen Verkaufszahlen von Tesla Autos liefen alle eher unter ferner liefen.

So konnten im ersten Quartal 2016 gerade einmal 12.420 Model S verkauft werden und 2.400 Model X. Das sei zwar, verkündete Tesla Motors, 50 Prozent mehr, als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Aber für einen Automobilkonzern ist es nicht wirklich viel.

Mit angeblich 325.000 Vorbestellungen für das Mittelklasse-Auto Model 3 kann der Autobauer Tesla gut bei Investoren hausieren gehen. Immerhin lässt sich nun darauf verweisen, wonach die hohe Anzahl an Vorbestellungen für das Model 3 einem theoretischen Umsatz von 14 Milliarden US-Dollar entspräche, also 12,3 Milliarden Euro. Vorausgesetzt, die Bürger bezahlen dann in einem Jahr auch tatsächlich das restliche Geld für den neuen Tesla.

Für das Gesamtjahr 2016 geht Tesla derzeit von weltweit gerade einmal 80.000 bis 90.000 verkauften Tesla-Neuwägen aus. Das wäre für den relativ jungen Automobilkonzern, dessen Firmenzentrale im kalifornischen Palo Alto ist, das beste Geschäftsjahr.

Reichweiten von 300 bis 400 Kilometer

Dass auch jeder deutsche Automobilmanager gut daran tut, Tesla nicht zu unterschätzten, zeigt die pure Innovationskraft der amerikanischen Autobauer. Sie reicht mindestens an jene von Google oder Apple heran. Immerhin waren es die Ingenieure von Tesla, welche die Reichweite von Elektroautos überhaupt mal an die 300 bis 400 Kilometer heranbrachten.

Ob es dem deutschen Automobilzulieferer Bosch tatsächlich gelingt, wie kürzlich der Vorstandschef verlautbarte, die Reichweite von Elektroautos dank besserer Akkus auf bis zu 500 Kilometer zu steigern, wird sich zeigen.

Wer bislang in Aktien von Tesla Motors, Inc. investierte, der sitzt nach wie vor auf einem heißen Wertpapier. Denn trotz der hervorragenden Verkaufsprognosen des Model 3 steht bislang in den Sternen, ob es dem Autobauer Tesla jeweils gelingt, nachhaltig profitabel zu sein. Für Kleinanleger sind deshalb Tesla-Papiere eher nichts.

Dass Medien nach wie vor einen großen Einfluss auf Kaufentscheidungen haben, das gibt Tesla selber in einem Blog-Post indirekt zu: So haben man für Werbung für sein neues Auto Model 3 weder bezahlt, noch sonstwie groß dafür getrommelt. Ist ja nicht nötig: Auch alle deutschen Massenmedien verbreiten seit Jahren einen Hype um Tesla. Zudem sollte man die wachsende Fangemeinde Gutbetuchter, die nicht mehr unbedingt zu Mercedes, BMW, Audi, Porsche oder VW greifen möchten, nicht unterschätzten.

So schrieb Tesla in dem Blog-Eintrag (übersetzt von netz-trends.de):

"Vor einer Woche haben wir begonnen, Reservierungen für das Modell 3 entgegenzunehmen... Wir haben jetzt mehr als 325.000 Reservierungen erhalten, was etwa $ 14 Milliarden impliziertem zukünftigem Umsatz entspricht… Das Interesse (am Model 3) hat sich ganz organisch verbreitet. Im Gegensatz zu anderen wichtigen Produkteinführungen haben wir nicht die Markteinführung beworben oder dafür bezahlt… Am wichtigsten ist es, dass wir alle einen großen Schritt in Richtung einer besseren Zukunft gehen durch den Übergang zu einem nachhaltigen Transport…".

Tesla gibt die Reichweite des relativ teuren Mittelklassewagens Model 3 mit 325 Kilometer an. In sechs Sekunden gehe es von 0 auf 100. Das Auto liefere Platz für bis zu 5 Erwachsene. Das Model 3 werde "mit einer 5-Sterne Sicherheitsbewertung… das sicherste Auto in seiner Klasse sein", behauptet Tesla.

Mit der Auslieferung der ersten Model 3 soll frühestens Ende 2017 begonnen werden, sagt Tesla. Da Tesla aber schon in der Vergangenheit Liefertermine eher später als früher einhalten konnte, könnte aus dem jetzt angegebenen frühesten Liefertermin "Ende 2017", möglicherweise auch erst Anfang 2018 werden.

Dies könnte auch deshalb der Fall sein, da Autoexperten bezweifeln, dass Tesla wirklich die Kapazitäten hat, aus dem Stand heraus seine Automobilproduktion drastisch zu steigern.

In Deutschland ist derzeit im Mittelklasse-Segment vor allem BMW mit seinem Preisgekrönten BMW i3 sehr erfolgreich. Der Autovermieter Drive Now, an welchem BMW maßgeblich beteiligt ist, bietet in diversen deutschen Städten das Auto zum stundenweisen oder tageweisen Mieten an. An immer mehr Straßen sind in Deutschlands Städten mittlerweile auch Ladegeräte zu finden, welche aber beispielsweise in Leipzig immer wieder für Ärger sorgen.

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