Fosun Group: Chinas Star-Investor Guo Guangchang verhaftet in Shanghai?

Es ist nichts China-spezifisches: Wenn ein Unternehmer verhaftet wird, dann geschieht dies meist leise. Die Polizei kommt, macht eine Razzia oder auch nicht, nimmt einen mit. Das ist in Dresden so, in Leipzig, in München oder eben auch in China.

Die Schockstarre ist für alle gleich. Denn auch in Deutschland gilt: Die Staatsanwaltschaft teilt oft nicht einmal der Ehefrau mit, wenn sie einen Ehemann in U-Haft genommen hat. Der in U-Haft-Sitzende darf häufig nur einen Anruf tätigen - und das ist meist ein Anwalt. Sofern man überhaupt einen hat, auf den man zurückgreifen kann.

Was auch immer nun rund um den chinesischen Milliardär Guo Guangchang, unter anderem Großinvestor in die Modemarke "Tom Tailor", geschehen ist: Der Schock rund um den Gründer der chinesischen Fosun Group, bekannt auch als Fosun International, ist im Umfeld des Milliardärs groß.

Scheinbar so groß, dass sogar der Handel mit seinen Aktien (zur Gruppe gehören unter anderem Fosun International, Shanghai Fosun Pharmaceutical, Logo Star Limited) teils ausgesetzt wurde, wie das Unternehmen Fosun selbst unter der Überschrift "TRADING HALT" mitteilte. Das soll Panikverkäufe verhindern. Denn auch das ist fast immer der Fall: alleine eine Verhaftung eines Unternehmers gilt in Medien heute schon als Gerichtsurteil. Die Aktien sinken dann immer ins Bodenlose.

Das gehört für viele Staatsanwälte - ob in Deutschland oder China - auch zum Spiel. Zum Machtspiel. Gleichzeitig wird den betroffenen Unternehmern von Banken häufig umgehend auch ein hoher Sonderzuschlag abverlangt.

So liegt netz-trends.de beispielsweise ein Brief von einer großen Münchner Bank vor, die einem Unternehmer, der in den Weihnachtstagen für eine Woche in U-Haft genommen wurde, gleich mal 250.000 Euro als Sicherheits-Pfand abverlangte. Zu zahlen in sieben Tagen. Sonst müsse die Bank den Millionenkredit an das Unternehmen kündigen. Das bedeutet nicht selten sogar einen Konkurs für ein Unternehmen - egal wie groß es ist.

In China laufen solche Dinge nicht anders, möglicherweise sogar noch schlimmer ab. Insofern dürfte bei einem der reichsten Chinesen, Guo Guangchang, einem 48-Jährigen Multimilliardär - sollten alle Gerüchte zutreffen -derzeit viel auf dem Spiel stehen.

Die Medien schreiben, er sei verschwunden. Andere berichten, wonach Menschen am chinesischen Flughafen von Shanghai beobachtet hätten, wie er von Polizisten abgeführt worden sei. Einige Medien bezeichnen Guo Guangchang von der Fosun Group auch als "Warren Buffet Chinas".

Die Aktien des Hauptunternehmens von Guo Guangchang werden in Hongkong gehandelt. Das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin behauptet, dass der Star-Investor aus China seit Donnerstagmorgen angeblich nicht mehr zu erreichen sei. Guo ist einer der reichsten Männer Chinas. Über seine Beteiligungsgesellschaft Fosun hatte er auch in Deutschland diverse Geschäfte getätigt. Dazu gehören neben Investitionen in das Hamburger Modeunternehmen Tom Tailor auch ein Hauptinvestment in die deutsche Privatbank Hauck & Aufhäuser. Zudem soll er angeblich in die "Übernahmeschlacht" um die BHF-Bank in Frankfurt involviert sein.

Seit dem Börsencrash in China im Sommer, als zahlreiche chinesische Aktien dramatisch eingebrochen waren, versuchen die chinesischen Behörden die Ursachen ausfindig zu machen. Im Zuge der Versuche, Ursachen zu finden, geraten auch zahlreiche chinesische Investoren ins Visier der chinesischen Justiz.

Verhaftet wurde im Rahmen dieser Versuche unter anderem auch der Hedgefonds-Milliardär Xu Xiang. Doch gibt es auch Kritik am Vorgehen der chinesischen Behörden: Man agiere willkürlich und beschuldige relativ wahllos irgendwelche Investoren, die mit Chinas kommunistischer Partei nicht ausreichend Kontakte pflegten. Ob ein Zitat in der Hongkonger Tageszeitung "South China Morning Post" hilfreich ist, darf wohl bezweifelt werden.

Demnach soll ein Mitarbeiter von Guo Guangchang gesagt haben: "Guo is sehr vorsichtig im Umgang mit der Regierung. Wie er uns oft gesagt hat, halte enge Kontakte zur Regierung, aber halte dich fern von den Politikern." Dass es möglicherweise wirklich nicht gut um Guo stehen könnte, zeigt sich auch daran, dass die South China Morning Post schreibt, ein Anruf beim Chef der Public Affairs-Abteilung von Fosun, bei Li Haifeng, sei bislang unbeantwortet geblieben. So reagieren in aller Regel alle Konzernsprecher, die selbst nicht genau wissen, was zu tun ist im Falle, dass der Inhaber in U-Haft sitzt. Man möchte dann nichts falsch machen. Denn nach wie vor besteht immer die Hoffnung, dass vor Gericht eine Entlassung aus der U-Haft erreicht werden kann. Doch dafür gibt es oft nur wenige Tage Einspruchsfrist. Und die müssen genutzt werden. Kein Fehler darf passieren.

Die South China Morning Post schreibt zudem, dass dem chinesischen Milliardär und Star-Investor zum Verhängnis sein könne, dass er angeblich enge Beziehungen zu Yao Gang, einem Vice-Chairman der "China Securities Regulatory Commission" pflege, ebenso zu Ai Baojun, einem Vize-Bürgermeister von Shanghai. Nach Gerüchten stünden beide derzeit im Fokus in der Anti-Korruptions-Untersuchungen der chinesischen Regierung. Gerüchte besagen zudem, gegen Guo Guangchang bestünden Vorwürfe, er habe umstrittene Immobiliengeschäfte getätigt und zwar durch den Verkauf eines Anwesens unter Marktpreis an Wang Zongnan, den früheren Chef der chinesischen staatlichen "Bright Food Group".

Die Fosun Group, beziehungsweise die Fosun International Ltd., gilt als eines der größten private-sector Konglomerate. Beteiligungen bestehen unter anderem am Urlaubs-Resort "Club Med", zudem an der "America’s Meadowbrook" (Versicherungsgruppe) und an "ronshore", ebenfalls einer Versicherungsgruppe und zwar aus Portugal. Fosun International wird derzeit an der Hongkonger Börse mit einer Marktkapitalisierung von 13,7 Milliarden Euro gelistet (116,07 Milliarden Hongkong Dollar). Die Shanghai Fosun Pharmaceutical Group Co Ltd bringt es auf einen Börsenwert von 6,67 Milliarden Euro.

Update Freitag 12:41 Uhr: Mittlerweile ruderte die South China Morning Post wieder etwas zurück und sagte, es sei eher unwahrscheinlich, dass ein Mann von dem Format von Guo Guangchang einfach am Flughafen verhaftet werde. Auch in der Vergangenheit habe es immer mal wieder Nervosität gegeben, wenn Guo Guangchang nicht erreicht worden sei.

Gleichzeitig schob die Hongkonger Zeitung einen Artikel nach mit der Überschrift "Update: Missing Fosun billionaire ‘allowed calls’, as company prepares announcement on disappearance of ‘China’s Warren Buffett’". Im Text heißt es, der Milliardär habe Anrufe getätigt, doch sei nach wie vor nicht klar, ob gegen ihn ermittelt werde und was man ihm eventuell vorwerfe. In Kürze solle es aber von Fosun eine Stellungnahme geben.

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