Spiele Valves Steam Controller im Test: Gutes Gamepad mit Kompromissen

Gamepad, Tastatur und Maus vereint in einem Gerät. Kann das gutgehen? Oder hat sich Valve mit dem Steam Controller zu viel vorgenommen? Netz-trends.de hat an den neuartigen Controller Hand angelegt.

Bild: netz-trends.de
Praktisch, quadratisch, gut? Der Test wird es zeigen.

Das Softwareunternehmen Valve hat mit seiner Vertriebsplattform Steam die Art, wie wir Computerspiele beziehen, grundlegend verändert. Statt CDs oder DVDs im Handel zu kaufen, laden sich immer mehr Gamer die Software digital über Steam aus dem Netz.

Nun will das amerikanische Unternehmen auch das Daddeln am Computer revolutionieren. Mit dem neuen Steam Controller soll es angeblich möglich sein, verschiedene Spiele-Genres wie Strategie, Jump & Run und Action bequem vom Sofa aus zu steuern. Doch klappt das wirklich? Der Steam Controller auf dem Prüfstand.

Ausstattung: Kein Rütteln, dafür viele Knöpfe

Nimmt man den Controller zum ersten Mal in die Hand, fallen sofort die zwei riesigen Touchpads ins Auge. Die aufgerauten Pads stellen wohl den größten Unterschied zu den klassischen Controllern von Playstation und Xbox dar. Das Besondere: Je nach Bedarf simulieren sie die Eingaben eines Trackpads, eines Trackballs oder eines Analog-Sticks – ein absolutes Novum unter den Gamepads.

Der Steam Controller ist seit dem 10. November im Handel erhältlich. Bild: netz-trends.de

Darüber hinaus geben die beiden Touchpads haptisches Feedback an den Nutzer. Gleitet der Daumen über die Oberfläche, fühlt man ein sanftes Vibrieren. Ein ähnliches Feature nutzen auch die Trackpads der neuesten Macbook-Reihe von Apple, die das Klicken dank eines eingebauten Mechanismus simulieren können.

Mehr Gefühl darf man von dem Valve-Controller aber nicht erwarten. Er besitzt weder Rumble- noch Force-Feedback-Funktionen. Hier ist die Konkurrenz weit voraus. Sowohl das Xbox-Gamepad als auch der Dual Shock-Controller von Sony unterstützen entsprechende Features schon seit Jahren. Im Vergleich liegt der Steam Controller daher etwas regungslos in den Händen.

Die restliche Ausstattung des Geräts überzeugt: Ein Power-Button, vier Aktionstasten (A, B, Y, X), je ein Start- und Select-Knopf, ein Analog-Stick für den linken Daumen, vier Schultertasten sowie zwei Griff-Schalter an der Rückseite des Controllers, die sich mit dem Ringfinger problemlos bedienen lassen. Zudem ist ein Gyro- und Beschleunigungssensor eingebaut.

Die Verbindung zwischen Steam Controller und PC erfolgt drahtlos über einen kleinen USB-Adapter. Betrieben wird das Steuerungsgerät über zwei AA-Batterien. Außerdem kann der Steam Controller über ein Micro-USB-Kabel an den Computer angeschlossen werden.

Funktionsumfang: Ohne Steam nur so halb so gut

Der Controller ist vor allem für Valves eigene Plattform Steam konzipiert. Zwar funktioniert das Gerät auch ohne Probleme mit Windows, wenn man allerdings Zugriff auf die zahlreichen Konfigurations- und Steuerungsprofile haben möchte, muss der sogenannte Big-Picture-Modus in Steam aktiviert werden.

Anschließend können die Spieler ihre Wunschkonfiguration festlegen. Alternativ bietet der Steam Controller bereits drei Voreinstellungen an und kann entweder als Xbox-Gamepad, als Maus und Tastatur sowie als ein Mix aus beiden genannten Optionen, also Gamepad und Maus, verwendet werden. Die eingestellten Präferenzen können jederzeit gespeichert und bei Bedarf auch online geteilt werden.

Drei Spiele ausprobiert: So funktioniert das Gamepad in der Praxis

Die große Frage ist, ob der Controller tatsächlich ein äquivalenter Ersatz für Maus, Tastatur und Gamepad sein kann. Immerhin verlangt Valve für das kleine Stück Hardware fast 55 Euro. Damit bewegt sich der Controller preislich auf dem Niveau eines Dual Shock-Gamepads für die Playstation 4.

Im Praxis-Test von netz-trends.de musste sich Valves Gerät in drei verschiedenen Titeln bewähren: Ori and the Blind Forest (Jump & Run), Portal 2 (Action) sowie StarCraft II: Legacy of the Void (Strategie).

Jump & Runs: Heimspiel für den Steam Controller

Sogenannte Jump & Runs werden seit jeher vorzugsweise mit dem Gamepad gesteuert. Aus diesem Grund sollte sich auch der Steam Controller in diesem Genre beweisen. Getestet wurde er an dem 2D-Spiel "Ori and the Blind Forest", das von Microsoft vertrieben wird. Die Konfiguration verlief dabei ohne Probleme, da das Spiel bereits volle Controller-Unterstützung bietet.

Sinnvolle Ergänzung: Der Steam Controller hat zwei große Touchpads.Bild: netz-trends.de

Im Optionsmenü wurde die Voreinstellung für den Xbox-Controller ausgewählt. Im Anschluss konnte der kleine Waldgeist ganze ohne weitere Konfigurationshürden durch die Welt gesteuert werden. Über das berührungsempfindliche Touchpad ließ sich außerdem der Kamera-Ausschnitt manuell bewegen. Kleiner Nachteil: Nutzer des Steam Controllers müssen auf die Force-Feedback-Funktion des Spiels verzichten.

Action: "WASD-Alternative" mit Abstrichen

Das Action- und Abenteuerspiel "Portal 2" wird von dem neuartigen Controller ganz offiziell unterstützt. Dafür liefert Valve sogar eine eigene Konfiguration für das Spiel mit. Dank der Software werden im Optionsmenü die korrekten Knöpfe auf dem Bildschirm angezeigt. Zudem geht das Zielen, Laufen und Springen mit dem Steam Controller deutlich flotter von der Hand als mit einem klassischen Gamepad.

Den hohen Präzisionsgrad von Maus und Tastatur hat der Controller allerdings nicht. Gerade bei äußerst kniffligen Sprungpassagen macht sich das bemerkbar. Ab und zu kommt dann eben doch der Wunsch auf, wieder auf die wesentlich genauere "WASD-Steuerung" mit Maus zu wechseln.

Strategie: Spielbar, aber ohne Spielspaß

Die größte Herausforderung für den Controller sind wohl Strategiespiele. Im Test mit dem Blizzard-Titel "Starcraft II: Legacy of the Void" zeigt sich, dass das Gamepad schnell an seine Grenzen stößt. Zwar ist das Scrollen über die Landkarte äußerst komfortabel, die Auswahl von Gebäuden und Einheiten läuft dann aber doch viel zu langsam ab.

Mehr schlecht als recht: Steam Controller und Starcraft II Bild: netz-trends.de

Insbesondere bei schnellen Echtzeitstrategiespielen kommt mit dem Steam Contoller kein Spielspaß auf. Zu behäbig ist die Steuerung mit dem Touchpad, als dass sie tatsächlich eine Alternative zu Maus und Tastatur sein könnte. Ehe man die ersten Einheiten und Gebäude erstellt hat, wird man schon vom Computer-Gegner überrannt. Da kommt schnell Spielfrust statt Spiellust auf.

Fazit: Eben doch nur ein besseres Gamepad für PC

Am Steam Contoller scheiden sich die Geister. Einerseits bietet er mit seinen zahlreichen Knöpfen, den zwei Touchpads und dem Analog-Stick mehr Eingabemöglichkeiten als vergleichbare Gamepads. Andererseits ist die Steuereinheit für herausfordernde Strategie- und Actionspiele einfach zu unpräzise.

Fest steht: Valve hat mit dem Steam Contoller ein grundsolides Gamepad für den heimischen PC geschaffen. Das Eingabegerät bietet denselben Komfort wie ein Xbox-Controller. Auch die zusätzlichen Touchpads überzeugten im Test. Ein vollwertiger Ersatz für Tastatur und Maus ist das Gamepad allerdings nicht.

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