Streaming: Europas großer Kabelnetzbetreiber, John Malone von Liberty Global, kauft für 5,3 Mrd. Dollar Cable & Wireless

Der amerikanische Kabelnetz-Konzern Liberty Global, den der Unternehmer John Malone aufgebaut hat, übernimmt für 5,3 Milliarden US-Dollar (4,97 Mrd. Euro) ein weiteres Kabelnetz-Unternehmen: Die Cable & Wireless Communications Plc (CWC).

Bild: pixabay.com / ClkerFreeVectorImages
Die Konzentration im weltweiten Kabelmarkt schreitet voran. Ganz vorne dabei ist Liberty Global von John Malone.

Mit der CWC-Übernahme wird der 74-Jährige John Malone mit seiner Liberty Global Plc auch in Lateinamerika zu einem der wichtigsten medialen Anbieter. Neben Chile ist Liberty beispielsweise in Puerto Rico ein dominanter Kabelnetzbetreiber. Während vor gut 15 Jahren noch vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) bis hin zum Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) Deutschlands Medien-Elite sich gegen einen Verkauf weiter Teile des Kabelnetzes an John Malone, den Hauptaktionär von Liberty Global wendeten, expandierte Malone in den vergangenen Jahren von der Öffentlichkeit kaum bemerkt auch in ganz Europa zu einem der größten Kabelnetzbetreiber. Es ist also das eingetreten, was BDZV und VDZ eigentlich verhinderten wollten: Der Ausverkauf des Kabelnetzes.

Mehrere US-Medien, darunter die amerikanische Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg, berichten, wonach der Medienkonzern von John Malone alleine in den vergangenen zehn Jahren rund 50 Milliarden US-Dollar für den Aufkauf von Kabelnetzbetrieben in Europa ausgegeben habe. Aufgeschrien hat dabei niemand mehr - im Gegensatz zu vor rund 15 Jahren, als sich sogar das deutsche Bundeswirtschaftsministerium gegen Liberty in Deutschland stellte und gegen einen Ausverkauf der Kabelnetze an amerikanische Großkonzerne, die sowieso schon das Internet beherrschen.

Eine Konzentration im so wichtigen Kabelmarkt scheint auch die Kartellbehörden - weder das Bundeskartellamt in Bonn, noch die Regulierer in Brüssel - nicht mehr sonderlich zu stören. Auch das war einmal anders. Dabei haben schon heute die Verbraucher durch zu wenig Wettbewerb das Nachsehen. Treiben doch einige Kabelnetzbesitzer die Kosten immer weiter nach oben oder behalten künstlich ein hohes Kostenniveau bei.

Beispiel Unitymedia: Wer in Karlsruhe lebt und weiter über sein übliches Radio Musik und Nachrichten hören möchte, kommt an dem Unternehmen nicht vorbei. Denn es gibt nur einen Wettbewerber - die Deutsche Telekom, die aber nicht den Zugang zum Kabelnetz in Karlsruhe hat, wie Unitymedia. Der weitere Wettbewerber, die britische Vodafone-Gruppe, verfügt in der Region über kein Kabelnetz, bietet also nur Internetradio an, also nicht mehr Radio über das klassische Antennenkabel. Das bedeutet: Das alte Radio ist nutzlos, man muss sich entweder über seinen Fernseher die Radiosender aufrufen oder sich ein internetfähiges teures Digitalradio kaufen.

Unitymedia nutzt seine faktische Monopolstellung beim Kabel in der Region Karlsruhe: Rund 48 Euro muss ein Haushalt für Kabel-Radio, Kabel-Fernsehen (Digitalsignale) und Internet bezahlen. Hinzu kommen rund 17 Euro ARD- und ZDF-Zwangsgebühren für öffentlich-rechtliches bei vielen Haushalten eher unerwünschtes Fernsehen und Radio. Macht also fast 65 Euro monatlich pro Haushalt oder über 700 Euro im Jahr nur dafür, dass man überhaupt Fernsehen, Radio und Internet empfangen und nutzen darf. Zum Vergleich: Die durchschnittlich in Deutschland ausbezahlte Rente pro Kopf liegt derzeit bei rund 719 Euro monatlich.

Globale Player übernehmen die Kabelnetze - nicht zum Vorteil des Wettbewerbs

Doch Konzentrationstendenzen zum Nachteil des Wettbewerbs sind im Medien- und Kabelmarkt nicht nur in Deutschland und der sonstigen Europäischen Union (EU) zu beobachten, sondern weltweit. Und einer der zentralen Player ist hier eben John Malone mit seiner Liberty Global. Hinzu kommen weitere Monopolanbieter wie Vodafone (übernahm kürzlich Kabel Deutschland) oder Orange. Der Telekommunikations-Konzern Orange verfügt beispielsweise nach eigenen Aussagen weltweit über 263 Millionen Kunden in 111 Ländern - unter anderem in Afrika, dem Mittleren Osten, oder der Karibik (z.B. Dominikanische Republik).

Liberty Global Chief Executive Officer Mike Fries sagte angesichts der Übernahme des Kalelnetzbetreibers Cable & Wireless Communications: Man kaufe damit 10 Millionen weitere Video-, Daten-, Sprach- und Mobilfunkkunden hinzu. Cable & Wireless verfügt unter anderem auch auf den Seychellen über eine führende Position, ist ebenso in Panama sowie der Karibik der führende Kabelnetzbetreiber. Der Umsatz von Cable & Wireless wird auf 1,75 Milliarden US-Dollar (1,64 Mrd. Euro) beziffert.

Erst vor einem Jahr kaufte sich John Malone zudem am Kabel-TV und Internet-Provider Columbus International Inc. ein und zwar mit 36 Prozent.

Wie immer, wenn Monopolisten weitere Übernahmen feiern, bedient sich ebenso Liberty Global - früher als Liberty Media bekannt - gerne des Vokabulars vom angeblichen Nutzen, den die Verbraucher durch Wirtschafts-Konglomerate angeblich hätten. Man könne, erklärte Liberty, angesichts der Cable & Wireless-Übernahme den Verbrauchern angeblich nun Business-to-Business-Dienstleistungen noch schneller und besser anbieten.

Liberty will mit Medien-Inhalten in Europa expandieren

Mit dem Kauf von CWC übernimmt Liberty Media 2,7 Milliarden US-Dollar (2,53 Mrd. Euro) an Schulden. Immerhin überweist Liberty rund 10,7 mal das bereinigte Jahresergebnis vor Zinsen, Abschreibungen, Steuern, Amortisationen und das nach Berücksichtigung der Kostensynergien, schreibt Bloomberg.

Derzeit führt John Malone zudem Gespräche über eine engere Verbindung mit der britischen Vodafone Group Plc. Künftig wolle man möglicherweise in Europa noch enger als bislang zusammenarbeiten, heißt es von Liberty. Doch möchte Malone in Europa nicht nur seine Kabelgeschäfte weiter vorantreiben, sondern zudem sein Geschäft mit medialen Inhalten. Im Gespräch ist zum Beispiel der britische Fernseh-Anbieter ITV Plc, an welchem Liberty Global schon heute mit 9,9 Prozent beteiligt ist.

Liberty Global gilt weltweit als führender Anbieter von Breitbandanschlüssen für Streaming und On-Demand-TV-Diensten. Weitere Einnahmen beispielsweise in Europa erzielt Liberty aus der Produktion von TV-Shows oder Mobilfunkdiensten.

Während die Kabel-und Medieninhalte in Europa über die Liberty Global Group geführt werden, operiert John Malone seine Lateinamerika-Geschäfte und Karibik-Geschäfte über die Holding mit dem Namen LiLAC Group.

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