IAC Ask.com: Geht Google gegen Suchmaschine vor?

In der Internetszene mehren sich die Gerüchte, dass die Google Inc. möglicherweise gegen Web-Portale stärker vorgehen könnte, also schlechter ranken könnte, die zu wenig eigenen Content auf die Seite stellen. Im Gespräch sind derzeit nach Gerüchten beispielsweise Internetsuchmaschinen wie ask.com (bekannt durch sein add-on) oder wow.com. An dieser Stelle möchte netz-trends.de etwas näher auf ask.com eingehen.

Die Internetsuchmaschine ask.com.

Nach eigenen Aussagen gehört die 1995 in den USA gegründete Webseite ask.com zum US-Konzern IAC, wobei ask.com in Europa, also auch in Deutschland, über die "IAC Search & Media Europe, Ltd." (InterActiveCorp) oder die "APN, LLC and Mindspark Interactive Network, Inc." betrieben wird. Die IAC Search & Media Europe ist, wie Google oder Microsoft, im gerne durch US-Konzerne genutzten EU-Steuerparadies Irland, genau genommen in Dublin, ansässig. Außerdem ist ask.com nach eigenen Angaben Mitglied in der deutschen "Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter" (FSM). Die FSM ist "ein gemeinnütziger Verein, der sich mit Jugendmedienschutz in Onlinemedien befasst".

Die Frage- und Antwortseite ask.com rangiert nach Angaben des Alexa Page Rank weltweit auf Platz 35, wobei der wichtigste Markt die USA sind. Dort ist die Seite mit dem Alexa Rank Platz 61 ausgewiesen.

ask.com wurde als "Frage- und Antwort"-Suchmaschine bereits vor 20 Jahren, 1995 gegründet und zwar von Garrett Gruener und David Warthen im kalifornischen Uni-Städtchen Berkeley nördlich von San Francisco. Im Zuge immer stärkerer Konkurrenz durch andere Suchmaschinen - wie Google oder Bing, beendete im Jahr 2010, heißt es auf Wikipedia, ask.com die eigenen Suchtechnologie. Seither nutzt ask.com einen externe Content-Lieferanten (Yahoo) und beschränkt sich auf eine Webseite, die schlicht Antworten auf Fragen liefern möchte und Umsatz durch die Einblendung von Werbung generiert - also ähnlich wie Google selber (Screenshot).

Kritik an Ask.com wegen teils unerwünschtem Kombi-Download mit Oracle-Software

In die Kritik geriet Ask.com auf Grund seines vielfach auch unerwünschten Browser Add-on, welches sich in Toolbars teils festsetzte wie eine unerwünschte Malware, also Schad-Software. Das Add-on lud sich meist bei der Installation anderer Programme herunter, vor allem mit Oracles Java Programm.

Dabei veränderte ask.com die komplette Browser-Toolbar, sofern man nicht vorher sehr deutlich ein Häkchen herausgenommen hatte, das besagte, man wünsche keinen Kombi-Download von Oracle-Software und ask.com. Doch oftmals übersahen Nutzer dieses Häkchen und hatten dann eine komplett veränderte Toolbar und das gegen ihren Wunsch. Für die durchschnittlichen Verbraucher dürfte es dabei recht schwer, wenn nicht unmöglich gewesen sein, die original Toolbar wieder herzustellen. Doch es mag auch Nutzer gegeben haben, die sich bewusst für die ask.com-Toolbar entschieden hatten und das Häkchen deshalb nicht entfernt hatten.

Die einen freuen sich über aks.com, andere finden vor allem das add-on als lästig.Bild: Screenshot bing.com Bilder

Doch nimmt man beispielsweise die seit 2012 in der Europäischen Union (EU) geltende Gesetzgebung als Basis, müssen zusätzliche Produkte beim Kauf eines Produktes per "click in" (Opt In) und nicht "click out" (Opt Out) angeboten werden. Das heißt:

Bucht jemand beispielsweise eine Reise, darf kein Häkchen zu einer Reiserücktrittsversicherung bereits vom Anbieter gesetzt worden sein. Vielmehr muss der Verbraucher selbst so ein Häkchen setzen, sofern er eine Reiserücktrittsversicherung wünscht zu buchen. Allerdings ist der Unterschied zwischen einer Reiserücktrittsversicherung und ask.com der, dass die Frage- und Antwort-Seite kostenlos ist, während eine Reiserücktrittsversicherung kostenpflichtig ist. Dem Verbraucher droht also nicht nur ein möglicherweise unerwünschtes oder gar lästiges Add-on, sondern es entstehen Kosten und ein rechtsverbindlicher Vertrag, der gekündigt werden muss, sollen weitere Kosten möglicherweise sogar Jahr für Jahr verhindert werden.

Frühe Ask.com-Investoren

Sehr frühe Investoren bei ask.com waren die Venture Capital-Firmen Highland Capital Partners, Institutional Venture Partners sowie die Roda Gruppe.

Nach im Netz kursierenden Angaben erreicht Ask.com nach wie vor um die 100 bis 140 Millionen Benutzer weltweit im Monat, wobei angeblich rund 2 Millionen Personen die ask.com-App monatlich herunterladen würden. Allerdings ergab ein netz-trends.de-Test, dass wir beispielsweise im ask.com Konkurrenzunternehmen Google und dessen obligatorisch auf allen rund 1,5 Milliarden Google Android Handys installiertem Google Play-Appstore aks.com als App nicht finden konnten. Was uns wiederum nicht verwunderte, da ask.com eben durchaus als Konkurrenz von Google angesehen werden kann. Jedoch gibt es die ask.com App bereits seit 2010 im App Store von Apples iPhone.

In den Jahren 1999 bis Juli 2005 war ask.com direkt an der Börse gelistet und zwar über seine damalige Muttergesellschaft Ask Jeeves, Inc. Im Juli 2005 war das Unternehmen durch die IAC übernommen worden und zwar zu einem Börsenwert von 1,85 Milliarden US-Dollar. Seither versucht ask.com durch Übernahmen seine eigene Relevanz als Suchmaschine, beziehungsweise Frage- und Antwort-Seite weiter auszubauen. So wurde im Jahr 2012 nRelate "zu einem nicht bekannten Betrag" (Wikipedia) übernommen. Außerdem wurde im gleichen Jahr about.com sich einverleibt. Von about.com wurde im wesentlichen ab dann die Technologie verwendet, weniger die Marke.

IAC ist die erfolgreiche Muttergesellschaft - auch Dating-App Tinder gehört dazu

Zum Unternehmen, welches ask.com betreibt, IAC, gehört auch die relativ erfolgreiche und recht neue Dating-App Tinder. Über sie schreibt aktuell (23. September 2015) auf horizont.net Tim Theobald:

"Seit einiger Zeit spricht die ganze Welt von Tinder. Das hat einen einfachen Grund: Das 2012 gegründete Unternehmen hat es in sehr kurzer Zeit geschafft, das etablierte Feld des Online-Datings zu revolutionieren, es aus der Nerd-Nische befördert….Mehr als 50 Millionen User weltweit, eine durchschnittliche Verweildauer pro Session von 8,5 Minuten bei Frauen und 7,2 Minuten bei Männern, am Tag ist der durchschnittliche Tinder-Nutzer rund 90 Minuten auf der Plattform."

Diese "schier unglaublichen Zahlen" der Dating-App Tinder, zeigten, so Theobald auf horizonet.net, "nicht nur den schnellen Vormarsch der App", sondern verdeutlichten eindrucksvoll, was aber die Werbebranche längst wisse, "welche Bedeutung mobile Applikationen in der Lebenswelt der modernen Internetnutzer" hätten. Co-Gründer von Tinder ist Jonathan Deen.

Bei IAC arbeiten nach eigenen Angaben rund 3.200 Mitarbeiter (im Jahr 2011). Der operative Gewinn (Operating Income) von IAC lag im zweiten Quartal 2015 bei 62,8 Millionen US-Dollar, was allerdings -34% weniger ist, als im Vergleichsquartal 2014 (95,7 Millionen US-Dollar). Alleine der Umsatz aus dem Bereich "Search & Applications" belief sich im Zweiten Quartal 2015 auf 351,4 Millionen US-Dollar (-11%). Davon entfielen 164,8 Millionen US-Dollar auf Webseiten und 186,5 Millionen auf Applikationen.

Auch das in Google News US sehr gut gerankte Nachrichtenportal The Daily Beast gehört zu IAC

Die IAC ist an der New Yorker Börse notiert und bezeichnet sich selbst als eine führende Media und Internet Company. IAC basiert auf vier Pfeilern: Der "The Match Group", welche sich auf Dating, Bildung und Fitness spezialisiert hat - wie Match.com, OkCupid, Tinder, The Princeton Review und DailyBurn.

Zudem gibt es bei IAC den Geschäftsbereich "Search & Applications", ein Geschäft, das Brands umfasst wie About.com, Ask.com, Dictionary.com und Investopedia. Der dritte Geschäftsbereich lautet "Media" (News), wozu Online-(Nachrichten)portale gehören wie Vimeo, Electus, The Daily Beast (sehr gut in Google News US gelistet) oder CollegeHumor.

Der vierte Geschäftsbereich von IAC ist der "eCommerce". Hierzu gehören HomeAdvisor und ShoeBuy.

Barreserven in Höhe von 889,9 Millionen US-Dollar

Das Unternehmen IAC hat sein Headquarter in New York City. Mit Barreserven oder ähnlichen Reserven in Höhe von 889,9 Millionen US-Dollar im Juni 2015 kann das amerikanische Unternehmen auf eine hohe Liquidität verweisen. Allerdings wurden im Juni 2015 auch 1,1 Milliarden US-Dollar langfristige Verbindlichkeiten ausgewiesen, wovon 80 Millionen zum 1. September 2015 zu begleichen waren.

Zudem verfügt das Unternehmen über eine Kreditlinie in Höhe von weiteren 300 Millionen US-Dollar. Der Aktienkurs von IAC/INTERACTIVECORP liegt aktuell (25. September 2015) bei 59,69 US-Dollar (-0,08% zum Vortag). Die Marktkapitalisierung liegt laut MSN Money bei 4,95 Mrd. US-Dollar. Das KGV (Gewinn je Aktie) beträgt 19,31.

MSN Money schreibt: "Die Umsätze IAC/InterActiveCorp sind gewachsen um 2,86% in GJ 2014 im Vergleich zu GJ 2013 auf 2,78Mrd. Der Nettoumsatz ist um 45,17% auf 370,51Mio. gestiegen."

Nach eigenen Angaben besitze die Muttergesellschaft von aks.com, IAC, eine Vielzahl Webseiten auch mit länderspezifischen Domain-Änderungen unter anderem in Großbritannien, Deutschland, Italien, Japan, den Niederlanden oder Spanien.

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