Pharma US-Krankenkassen-Studie: Anti-HIV-Pille Truvada verhindert Infektion zu 100%

Eine am Donnerstag vorgelegte Studie der größten kalifornischen Krankenkasse in den USA, an welcher 657 Personen teilnahmen, zeigt: Die vom börsennotierten Biotechnologie-Unternehmen Gilead Science hergestellte Anti-HIV-Pille Truvada verhindere bei lückenloser täglicher Einnahme zu 100% eine Ansteckung mit dem potentiell lebensgefährlichen Sexualkrankheits-Virus HIV.

HIV ist nach wie vor nicht heilbar. Die amerikanische Krankenkasse sagte, wonach die tägliche Einnahme der Anti-HIV-Pille Truvada eine HIV-Ansteckung auch bei Hochrisiko-Gruppen nach bisheriger Studien-Erkenntnis zu 100% verhindert habe. Man spricht auch von einer Pre-Expositions-Prophylaxe (PrEP).

Die neue Studie wurde von Forschern am San Francisco Medical Center unter Leitung des Epidemiologisten Dr. Jonathan Volk in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse Kaiser Permanente durchgeführt. Insgesamt über zweieinhalb Jahre nahmen 657 Personen, die die Mediziner als Hochrisikogruppe klassifiziert hatten, an der Studie teil. Überrascht waren die Mediziner, dass es kaum Nebenwirkungen gegeben habe und obendrein das Schutzrisiko wohl ähnlich einer Schutzimpfung entsprochen habe.

Deshalb, so die Krankenkasse und Wissenschaftler, sehe man sich derzeit eindeutig in den Ansätzen von New York City und San Franzisco bestätigt, wonach Risikopersonen kostenlos von ihren Krankenkassen Truvada-Pillen zur Verhinderung einer HIV-Infektion verschrieben werden sollten. Denn im Test habe es nicht eine einzige Neuinfektion gegeben (siehe auch Artikel in der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT). Die Studie war von der wichtigsten amerikanischen Aufsichtsbehörde, der US Food and Drug Administration (FDA), genehmigt worden, ebenso die Dosis: täglich eine Truvada-Pille, beziehungsweise täglich die Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin.

Kein HIV, aber andere Sexualkrankheiten

Allerdings sagte die FDA im Vorfeld der klinischen Studie, dass die Teilnehmer beides machen sollten – Safer Sex und die Anit-HIV-Pille. Wie viele von den getesteten Personen sich an diese Vorgaben während der knapp drei Test-Jahre gehalten haben, ist nicht klar. Allerdings hatten rund 50% der Studienteilnehmer auch während ihrer PrEP-Behandlung eine der folgenden Sexualkrankheiten: Gonorrhö, Chlamydien oder Syphilis – und das sogar innerhalb des ersten Test-Jahres.

Dies könnte wiederum darauf hindeuten, dass viele doch unsafen Sex gehabt haben könnten. Immerhin hatten 40% der Teilnehmer bereits nach den ersten sechs Monaten zugegeben, während der Studie die Verwendung von Kondomen "reduziert" zu haben. Auch hatten die meisten der Studienteilnehmer angegeben, die Anti-HIV-Pille Truvada täglich zu nehmen, aber nicht alle. Im Gegensatz zu Deutschland wird Truvada in den USA mittlerweile aktiv von der Politik und den Krankenkassen vor allem homosexuellen oder bisexuellen Menschen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Vorbeugung sei um ein vielfaches nützlicher, wichtiger und kosteneffizienter, als die Nachbehandlung nach einer HIV-Infektion, argumentiert selbst das amerikanische Gesundheitsministerium.

Wann gibt es die Anti-HIV-Pille in Deutschland?

Denn hat sich erst einmal jemand mit HIV angesteckt, ist nach heutiger Erkenntnis eine lebenslange Behandlung – allerdings auch mit "nur" ein bis zwei Tabletten - notwendig. Lediglich Menschen, die sich bereits vor mehr als fünf Jahren mit HIV angesteckt haben, müssen häufig immer noch bis zu acht Tabletten täglich nehmen.

In Deutschland sind rund 80.000 Menschen behördlich als HIV-infiziert anonym beim Robert Koch Institut gemeldet. Doch dürfte die Dunkelziffer bereits bei über 100.000 Menschen liegen. Rund 30% der Infizierten sind in Deutschland Frauen. In den USA leben derzeit 1,3 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion, wovon auch rund ein Drittel Frauen seien.

Die jetzige Truvada-Studie wurde in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Clinical Infectious Diseases vorgestellt. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 37 Jahren, wobei rund 99 Prozent von ihnen Männer waren, die in der sexuellen Aktivität selber Männer bevorzugten.

Auch in Deutschland nehmen Forderungen zu, dass die Krankenkassen – sowohl die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) wie die Privaten Krankenkassen (PKV) - endlich die Kosten für die Anti-HIV-Pille Truvada übernehmen. Bislang berechnet der Hersteller Gilead eine Monatspackung mit rund 1000 Euro.

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