Mobile Payment Android Pay für Handybezahlen kommt

Unter Android Pay versteht man das Bezahlen mit Smartphones, welche das Android-Betriebssystem installiert haben. Doch bevor Android Pay massenhaft gerade in Industrieländern mit einem hohen Datenschutz-Standard von den Verbrauchern akzeptiert wird, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. Auch Apple Pay spielt in Deutschland beispielsweise bislang so gut wie keine Rolle. Klar ist, dass Android Pay, das neue Handy-Zahlungssystem von Google, in gewisser Weise eine veränderte Imitation von Apple Pay sein dürfte.

Android Pay von Google soll in den nächsten Monaten starten.

Die Google Inc. möchte es jetzt Apple Pay gleichtun und ruft Android Pay ins Leben.

Zwar ist das Projekt Android Pay schon seit Herbst 2014 bekannt, doch konnte Google bislang, im Gegensatz zum Konkurrenten Apple, keine großen Partnerschaften mit dem Handel und den Banken vorweisen. Immerhin - jetzt scheint etwas Bewegung ins Spiel zu kommen. Vorneweg scheinen vor allem jene US-Konzerne dabei sein zu wollen, welche eine hohe Affinität zu jungen Käufern haben. So sollen die folgenden großen amerikanischen Einzelhandels-Ketten künftig bei Android Pay mit von der Partie sein: Macys, Best Buy, Walgreen, Whole Foods sowie McDonalds.

Apple Pay wurde bereits 2011 gegründet und hat entsprechend sowohl im Bekanntheitsgrad, wie in der Verbreitung im Handel, einen deutlichen Vorsprung vor Android Pay. Das mobile Zahlungssystem Android Pay könnte man eigentlich auch gleich Google Pay nennen, da Android Google ist, auch wenn zu Anfang 2008/2009 gerne von einem offenen Betriebssystem freier Entwickler die Rede war. Doch war dieses wohl vor allem ein PR-Versuch, um sich den Anstrich von Unabhängigkeit zu geben.

Android Pay soll schon einige Geschäftspartner haben

Wenn Android Pay in den kommenden Monaten des Jahres 2015 an den Start geht, sollen folgende Kreditkartenanbieter ebenfalls dabei sein: American Express, Visa, Mastercard sowie Discover. Hinzu kommen einige Bankkartenunternehmen, wobei noch nicht bekannt ist, welche.

Eines dürfte gerade eine Datenkrake wie den US-Megakonzern Google sicherlich in den nächsten Jahren bewegen: Die Skepsis der Nutzer. Wer will allen Ernstes durch Google irgendwann eine Rundumdieuhr-Überwachung? Ob wir auf dem Klo sind, im Supermarkt, mit Freunden uns Treffen, im Internet nach guten Kondomen suchen oder einem Kinderwagen: Schon heute kann Google faktisch alles mit tracken. Die geografische Skizzierung von Nutzerverhalten ist möglich, durch standardmäßig eingebaute Handy-Ortungstechnik, die theoretisch und praktisch immer läuft. Natürlich kann man so nachvollziehen, welcher Nutzer sich wann mit wem und wo und wie lange getroffen hat.

Geheimdienste könnten sogar automatisch heimlich die Mikrophone einschalten und mithören - ohne dass man das merken würde. In Deutschland ist dies zwar noch verboten, doch möchte die deutsche Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD im Juli das lange geplante Vorratsdatenspeicher-Gesetz verabschieden. Dieses wäre dann die gesetzliche Grundlage, um staatlich oder behördlich alles mitzuschneiden und offiziell bis zu 10 Wochen abfragen zu können. Doch dürfte dir Frist inoffiziell recht unlimitiert sein.

Wenn GPS nicht aktiviert ist, dann wird über Handymasten der Standort von Handynutzern ermittelt. Gleichzeitig erstellt Google über Cookies, wie es Webseiten auch tun, Interessens-Bereiche, um personalisierte Werbung ausliefern zu können. Wobei die Webseiten nur dann Werbeeinnahmen bei geschalteten Onlineanzeigen von Google erhalten, wenn ein Nutzer auf eine Anzeige klickt. Das reine Einblenden von Werbung auf Webseiten bringt zumindest im Falle von Google kein Geld.

Rundumbild des Konsumenten

Sollte es also Android Pay geben, wären Nutzer von dem US-Konzern auch in Hinsicht des Konsumverhaltens datentechnisch kontrollierbar und auswertbar. Ein Rundumbild des Konsumenten ist dann Realität. Während die eine Studentin sagen mag, sie habe "nichts zu verstecken", sagen andere: "Doch, mein Privatleben, das keinen Konzern und keine Regierung etwas angeht". Jedenfalls sieht auch Jay Bhattacharya, der Geschäftsführer des All-in-One-Zahlungsservice Zipmark die neuen Handy-Bezahlmodelle kritisch: "Es ist eine potenziell heikle Frage".

Wie im Falle von Apple Pay soll wohl auch bei Android Pay die Fingerabdruck-ID-Prüfung der Schlüssel zur Öffnung des Handy-Bezahlsystems sein. Erst dann wäre das Mobile Payment möglich. Warum Google das Geschäft mit dem mobilen Bezahlen forciert, liegt laut Analysten auf der Handy: Nur so könne die Google Inc. ihre Einnahmen - schon heute rund 60 bis 70 Milliarden US-Dollar im Jahr - erhöhen. Denn im Falle von Mobile Payment via Diensten wie Google Android Pay, könnte die Wirksamkeit von Suchmaschinen-Anzeigen angeblich noch besser verfolgt werden, meinen zumindest Analysten.

Ähnliche Versuche gibt es derzeit mit der TV-Werbung. Ein Softwareanbieter ist beispielsweise in diesen Monaten in Deutschlands Online-Unternehmen unterwegs, um ihnen eine kostenpflichtige Software anzubieten, welche angeblich die Wirkung von TV-Werbung auf Onlinemedien besser belegen soll. Möglich werden soll dies, indem je ausgestrahltem Werbespot im Fernsehen parallel über Cookies getrackt wird, ob zur gleichen Zeit oder leicht zeitversetzt, die Nutzerzahlen auf die im Fernsehen beworbenen Produkte und Angebote steigen und ob dieses die conversion rate, also jenen Bereich, in welchem ein Klick im Internet zu Umsatz für das Unternehmen führt, positiv beeinflusst wird. Ein TV-Planer eines großen Online-Unternehmens sagte gegenüber netz-trends dazu:

"Das ist Mist"

"Das ist zwar ein idealistischer Ansatz, aber Mist und passt nicht in das tatsächlich ausgeübte Konsumentenverhalten". Wie immer lasse sich Werbung nur als Gesamtpaket mit anderen Marketing-Kanälen mittel- und langfristig beurteilen, nicht aber durch eine Software, die parallel etwas mitlese. Dennoch gibt es gegenteilige Stimmen, Datenfreaks, die fasziniert sind, wenn sie jeden Move eines Verbrauchers kontrollieren und möglichst parallel in Kurven, Diagrammen und verbesserten Angeboten mitverfolgen und nutzen können. Solche Freaks bezahlen in Unternehmen wie Regierungen gerne viele Tausende bis Millionen Euro im Jahr, um möglichst viel über Kunden, Webseiten-Nutzer, beziehungsweise Bürger zu wissen.

Das dürfte entsprechend ebenso für Android Pay von Google gelten und seine sehr erfolgreichen Milliarden-Umsatzbringer, die Werbeanzeigen Google Adsense oder Google Adwords, positiv beeinflussen. Was viele nicht wissen: Werbung auf Webseiten wird den Webseiten-Betreibern von Google nur dann honoriert, wenn ein Nutzer auf so eine eingeblendete Werbung (Textteil oder Display-Anzeigen) klickt. Über das reine Einblenden von Werbung können sich viele Webseiten nicht refinanzieren.

Gerade kostenlose Nachrichtenportale oder Blogs sind deshalb darauf angewiesen, dass auf Werbung einmal geklickt wird. Jedenfalls sind vor allem Börsen-Analysten überzeugt, dass mobile Zahlungen dazu beitragen könnten, dass Google mehr über die Wirksamkeit seiner Suchmaschinen-Anzeigen (Adwords, Adsense) in Erfahrung bringen könne.

Wenn Visionen Wirklichkeit werden sollen

Wie immer, wenn Visionen Wirklichkeit werden sollen, gibt es Marktforscher, die schon einmal kräftig auf die Trommel schlagen und die neue Technik-Vision versuchen medial zu befeuern. So behauptet die US-Marketing-Firma Interactions, wonach sie schätze, dass bereits rund 30% der Käufer die Mobilbrieftasche nutzten (allerdings dürfte Interactions dies vor allem für die USA annehmen).

Zudem gehe man davon aus, so Interactions, dass dieser Wert in den nächsten Jahren auf 62% steige. In Deutschland, Österreich oder der Schweiz dürften mobile Bezahlsysteme über das Handy oder Tablet aber sicherlich im Mai 2015 lediglich im Promillebereich genutzt werden.

Neben Android Pay sind auf der diesjährigen I / O-Entwicklerkonferenz in San Francisco von Google noch andere Themen im Zentrum des Interesses. Hierzu gehört beispielsweise "Brillo", ein neues Betriebssystem für das "Internet der Dinge". Brillo soll künftig Googles Nest-Produkte besser vernetzen. Das heißt: Das über ein Zusammenspiel von Handy oder Tablet, Google-Apps oder im Haushalt installierte Sensoren vom Mülleimer über den Geschirrspüler bis hin zur Alarmanlage alles via Handy kontrolliert und gesteuert werden kann.

Mit einer solchen Vision ist Google aber nicht alleine: Amazon träumt ebenfalls davon, dass die Verbraucher künftig auf jede Klopapier-Verpackung einen digitalen Amazon-Stick kleben, welchen diese dann nur drücken bräuchten, und schon käme das Klopapier im Falle des Bedarfs am nächsten Tag per Post von Amazon ins Haus.

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