Google baut an "Brillo OS", Internet der Dinge - wozu?

Der Code-Name des Google-Projektes laute angeblich "Brillo OS". Doch wer im Internet unter dem Stichwort Brillo schaut, landet nicht zu erst bei Google, sondern bei einem weltbekannten amerikanischen etwas verrückt aussehenden Künstler - Andy Warhol. Er hatte 1964 eine Brillo Box (Soap Pads) sowie einen Brillo-Karton (Putzkissen)) als Kunstobjekt der Öffentlichkeit vorgestellt und angeblich auch markenrechtlich schützen lassen.

Android ist längst Kult bei vielen in der IT-Szene - auch wenn der große Gewinner Google ist.

Noch klingt es abstrakt und das dürfte auch eine weile so bleiben: Die Google Inc. (NASDAQ: GOOG) baut angeblich an einem android-basierten Betriebssystem für das "Internet der Dinge" (Internet of Things, kurz IoT).

Ob Google nun in einen Markenrechtsstreit schlittert oder nicht, dürfte derzeit eher zweitrangig sein. Interessant ist, was Wikipedia zu Brillo schreibt: "Das Objekt besteht aus einer mit Acrylfarbe weiß grundierten Holzkiste, die mittels einer Siebdruckschablone zweifarbig (blau und rot) mit dem leicht geschwungenen Firmenlogo ‚New! Brillo ®‘ bedruckt ist."

Im Unterschied zu "Brillo" von Google klingt Brillo von Andy Warhol konkret und anfassbar. Bislang lässt sich nur erahnen, was Google unter Internet der Dinge verstehen könnte: Die Milliarden Terrqabyt an Nutzerwissen, welches sich die Google Inc. seit seiner Gründung 1998 aneignen konnte, sollen nun stärker denn je verknüpft werden. Googles E-Commerce Projekte sollen damit befeuert werden, der Umsatz weiter steigen.

Mit rund 70 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz ist Google schon heute ein Schwergewicht wie Siemens. Aber es gibt einen Unterschied: Google ist mit einem Jahresgewinn von rund 13 Milliarden Dollar deutlich profitabler als ein Unternehmen der Schwerindustrie, wozu der deutsche Siemens-Konzern gehört.

Android und "Internet der Dinge"

Internet der Dinge soll bei Google rund um das mobile Betriebssystem Google Android aufgebaut werden. Dabei kann man an großartige Erfolge anknüpfen: In den vergangenen sieben Jahren schaffte es Google aus einem einst mit einer freien Entwicklerszene hervorgerufenen Konkurrenz-Produkt zu Microsofts Window und Apples iOS das weltweit wichtigste Handy-Betriebssystem Android zu basteln.

Weltweit über Milliarde Menschen - also gut jeder sechste Erdenbürger - nutzen mittlerweile Smartphones vom Galaxy bis Lenovo, welche Android und Google Play, den Monopol-App-Store auf Google Android-Handys, haben. Schon bald sollen es zwei Milliarden androide Menschen sein.

Das Google Projekt Internet der Dinge mit dem Codenamen "Brillo" solle angeblich gezielt für mobile Endgeräte, also eher Low-Power-Geräte, entwickelt werden. Mit "Brillo" von Google könnten also beispielsweise im Bereich der Smart Home Technologie via Apps diverse Haushaltsgeräte von der Glühbirne bis zum Kühlschrank gesteuert werden.

Vor gut zwei Jahren hatte Google rund drei Milliarden Dollar an den Smart Home-Hersteller Nest (NestLabs) bezahlt, um sich im Hardware-Markt auf die nächste Stufe der Technologie-Entwicklung rund um vernetztes Wohnen aufzurüsten.

Bislang ist jedoch außer großen Plänen nicht viel Neues zu erkennen. Entsprechend gespannt sieht die IT-Szene der am 28. und 29. Mai anstehenden Google-Entwicklerkonferenz "Google I / O 2015" (IO 2015) entgegen. Hier erzählen hochkarätige und weniger hochkarätige Referenten in Dutzenden Workshops und Vorträgen neuestes aus dem Internet, IT, Google & Co.

Kommentar: Googles "Internet der Dinge"-Projekt

So schön Smart Home klingt: Ob Überwachungskameras, Rauchmelder, intelligente Thermostate, Kühlschränke oder Fußbodenheizung: All diese Geräte - ob von Bosch, Siemens, Miele oder Samsung - sind schon heute in der Regel hoch entwickelt und arbeiten selbstregulierend effizient. Man spricht nicht umsonst von Echtzeit-Betriebssystemen.

Denn ein Kühlschrank reguliert sich seit vielen Jahren automatisch, sollte er zu warm oder zu kühl werden. Dazu benötigt niemand eine App aus dem Google App-Store "Google Play" oder aus dem "App Store" von Apple. Das gleiche für für Heizsysteme, welche seit bald Jahrzehnten ohne das viel beschworene "Internet der Dinge" intelligent gesteuert werden.

Deshalb benötigt man eigentlich nicht Google, auch nicht das "Internet der Dinge", um einen Haushalt im Rahmen des Smart Home oder der Smart Energy effizienter zu gestalten.

Den größten Nutzen aus dem Internet der Dinge haben wohl einmal mehr die amerikanischen Superkonzerne, die versuchen werden, Nutzer auf bestimmte Produkte - natürlich überwiegend US-Produkte - zu lenken. Heißt: Die Verbraucher sollen diese entweder via Google erstehen (Google Shopping, Google Compare) oder via Apple, Amazon oder Priceline (Reise).

Internet der Dinge soll die digitale Weltherrschaft der Amerikaner nur weiter festigen. Der Verbraucher sollte sich deshalb nicht all zu viel davon erhoffen und kritisch nachdenken, ob das, was man ihm verkaufen möchte, wirklich jenes ist, was man wünscht und braucht.

Dass die IT-Szene skeptisch gegenüber dem gesamten Bereich der "Internet der Dinge" ist, lässt sich alleine an den Überschriften zu Kommentaren eines Heise-Artikels zu "Google Brillo" ablesen:

"Ob die das ähnlich verkacken wie Smartphones?" lautet ein Eintrag von "jetzt nicht - Schatz" vom 23.5.2015. Ein anderer ("Sajoh") schreibt: "Fehlt nur noch das Problem zur Lösung". Wiederum ein anderer - "Über allen Wipfeln ist Ruh" - führt spöttisch aus: "Mein nächster großer Wachstumsmarkt". Und "yoshi1985 82" ist sicher: "‚Meine "Dinger‘ brauchen kein Internet".

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