US-Eroberungskriege Nokia Here Maps Bieterverfahren: Daimler, BMW gegen Facebook & Co

Deutsche Automobilkonzerne wie BMW, Daimler oder Audi (VW-Konzern) hätten nun recht deutlich mitgeteilt, wonach man sich von Nokia Here Maps trennen könnte, sollten auch in diesem Bereich während des laufenden Bieterverfahrens amerikanischen Internet- und Digital-Weltmächte wie Facebook, Apple, Google, oder der Taxi-Alternativanbieter Uber den Zuschlag erhalten. Dies schreibt sinngemäß die US-Wirtschaftstageszeitung Wall Street Journal.

Die deutsche Automobilbranche wendet sich in einem klaren Schritt gegen die weitere Amerikanisierung der weltweiten Digitalindustrie und damit auch der Kartendienste.

Das klare Zeichen der deutschen Automobilbranche gilt auch in der deutschen Internetszene als unabwendbar und richtiger Schritt.

Welch erdrückende Weltmacht die USA im Kampf um die globale digitale Infrastruktur-Vorherrschaft schon heute darstellen, zeigt sich an wenigen zahlen: 2014 wurden weltweit rund 2 Milliarden Smartphones und Handys verkauft. Das bedeutet: Jeder 3 bis 4 Erdenbürger wechselte sein Smartphone oder Handy oder legte sich erstmals eines zu. Gut 85% der Smartphones sind mit Googles Betriebssystem für mobile Geräte, also mit Google Android ausgerüstet.

Hinzu kommt: Der Monopol-Store für Apps auf dem Google Android-Betriebssystem heißt natürlich Google Play und gehört ebenfalls der Google Inc. Da Google am liebsten seine eigenen Produkte pusht, wundert nicht, warum Google Maps bereits über 500 Millionen Mal heruntergeladen worden ist in Google Play.

Google Maps ist die digitale Navigations-Weltmacht: 500 Millionen App-Downloads

Keine Wettbewerbsverzerrung liebe Google Inc.? Dann wundern wir uns, warum auch in Google Play immer stärker eine klare Wettbewerbsverzerrung durch eine über-dominierende Präsenz von Google-Apps derzeit in vollem Gange ist. Wer auf Google Play auf den Button geht "Meine Apps" und auf "aktualisieren", bekommt reihenweise plötzlich unbekannte Apps in der Liste ungebeten angeboten, die natürlich einen Absender haben: Den US-Konzern Google Inc.

Während die Europäische Unions-Regierung, die EU-Kommission unter Beihilfe des Europaparlaments, die Tausenden europäischen E-Commerce-Unternehmen zwingt, einen Newsletter mit werblichen Angeboten nur dann den 500 Millionen EU-Bürgern zuzusenden, wenn diese vorab ihre Einwilligung gegeben haben, können US-Konzerne wie Apple oder Google das in ihrem eigenen geschaffenen Wirtschafts-Kosmos leicht umgehen:

Denn wozu einen Newsletter senden, wenn man doch direkt den Zugang auf Milliarden Menschen und sämtliche 500 Millionen EU-Bürger hat und zwar nicht durch die für die Branche so wichtigen Newsletter, sondern durch Angebote wie Google Play als Monopol-App-Store auf über 1 Milliarde Handys oder den App Store von Apple. Auch der Apple Store ist auf Hunderten Millionen Endgeräten der Monopolanbieter für Produkte – und damit auch für Werbung.

Derzeit versucht Google den Android-Nutzern in ungebetenen angeblichen Aktualisierungs-Angeboten von nicht genutzten Google-Angeboten seine eigenen Apps massiv in den Markt zu drängen. Klar ist, dass sich die Google Inc. damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten erschleichen möchte: Ob Gmail, Google Docs, Google Drive, Google Play Books, Google Play Filme, Google Text- in Sprache, Google+ - all diese Produkte nutzen wir von netz-trends.de beispielsweise nicht auf einem Handy.

Dennoch bietet Google in Google Play uns diese Apps in werblicher Form ungebeten zur Aktualisierung an. Dass wir die Apps nie willentlich oder unwillentlich installierten, sondern dass Google uns diese Google-Apps aufgezwungen hat, wie vor rund 15 Jahren Microsoft seinen Internet Explorer als Monopol-Browser im Internet, ignoriert Google einfach. Aus gutem Grund: Man will die Welt jetzt aufteilen - egal was die EU reguliert oder verhindern will.

Deutsche Automobilbranche will nicht den eigenen Sargnagel schlagen - verständlich

Da ist es verständlich, dass die deutsche Automobilindustrie den eigenen Sargnagel durch Verlust des Zugangs zu Kartendiensten nicht dadurch schlagen möchte, indem sie zum künftigen Bittsteller bei Google, Facebook oder Uber degradiert wird.

So heißt es, wonach man die Kündigung der Geschäftsbeziehungen erwäge, sollte Nokia Here an einen der die globale Internet-Wirtschaft dominierenden US-Konzerne gehen. Das heißt: Das Bieterkonsortium um Audi, BMW und Daimler ist sich um die strategische Position digitaler Kartendienste sehr bewusst. Das liegt auch an ihrer bisherigen Stellung als Here-Kunde: Die deutschen Autobauer gehöreten zu den wichtigsten Noki Here Kartendienst-Kunden, schreibt Dow Jones Newswires.

Für BMW, Audi oder Daimler ist es mittelfristig überlebenswichtig, dass diese Autokonzerne über einen eigenen Kartendienst verfügen und damit ihre eigenen Navigationssysteme bauen können.

Nokia Here ist von strategischer Bedeutung für Automobilbranche

Nach Angaben von Dow Jones Newswires sorgten alleine die deutschen Premiumhersteller für gut 30% der Einnahmen von Nokia Here. Insgesamt entfallen wohl über 50% der Einnahmen von Here alleine auf Automobillösungen.

In Zeiten, in welchen Apple sein eigenes Apple Car bauen will und Tesla im Bereich der Elektronikautos langsam aber stetig voranpirscht, oder Google Car in den Startlöchern ist, dürfte klar sein, warum in den Chefetagen der deutschen Autobranche die Alarmlampen auf rot sind. Gerade im Bereich der selbstfahrenden Autos spielen perfekte Navigationssysteme die zentrale Rolle.

Der finnische Konzern Nokia selbst konnte sein digitales Kartengeschäft Here dadurch absichern, indem er 2008 Navteq übernommen hatte. Spätestens als die einstmals weltweit erfolgreichste Mobilfunksparte von Nokia in die Hände von Microsoft viel, dürfte so langsam aber sicher auch in deutschen Dax-Chefetagen angekommen sein:

Wir sind im dritten Weltkrieg – der wird aber nicht mehr primär mit Panzern geführt, sondern mit der Vereinnahmung der kompletten digitalen Infrastruktur durch die USA. Nokia gibt den Wert von Here mit circa zwei Milliarden Euro an, der Umsatz liege bei überschaubaren rund 970 Millionen Euro. Neben deutschen Automobilkonzernen gehören zu den Here-Kunden auch General Motors, Ford, Jaguar Land Rover, Honda, Nissan oder Renault, schreibt DowJones.


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