Wende trotzdem geschafft? Blackberry: Niedrigster Quartalsumsatz seit 8 Jahren, aber Gewinn

Jetzt wurde bekannt: Die Blackberry Ltd. muss den niedrigsten Umsatz in einem Quartal bekannt geben seit 8 Jahren. Scheinbar kann die höhere Sicherheitsstufe, mit welcher Blackberry-Handys ausgestattet sind, die Massen der Käufer weltweit nach wie vor nicht überzeugen.

Mobile Endgeräte von Blackberry.
Bild: Blackberry

Auch wenn der kanadische Smartphone-Pionier Blackberry nach wie vor über eine weltweite Fangemeinde verfügt: Die seit Monaten währende Krise ist nicht vorüber, aber ein Turnaround scheint beim Gewinn und Cashflow geschafft.

Jedenfalls sagte Blackberry, wonach man für die abschließenden drei Monate des fiskalischen Geschäftsjahres 2014 lediglich einen Umsatz von 660 Millionen Dollar ausweise. Dies entspricht einem Rückgang von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahresvergleichs-Quartal.

Mit dem nun bekannt gewordenen Umsatz dürften Analysten der Börsen weltweit enttäuscht worden sein. Banker der New Yorker Wall Street waren von einem Quartalsumsatz von wenigstens 782 Millionen Dollar ausgegangen – also gut 100 Millionen mehr.

Die Gründe, warum Blackberry immer stärker beim Smartphone-Verkauf einbricht, sind nach Ansicht der Branche recht klar: Ein schlechtes bis kaum wahrnehmbares Marketing. Ein zu langes Festhalten an Handys ohne Tastatur-Display, ein schlechter Vertrieb, kaum Präsenz auf den wichtigsten Digital-Messen weltweit. Blackberry – das steht bei vielen für Altbacken, nicht für Hip. Junge kennen Blackberry schon gar nicht mehr. Das Desaster ist groß – wie groß, das zeigen die Quartalszahlen einmal mehr.

Noch 2011 waren es 5 Milliarden Dollar Quartalsumsatz

Mit welcher dramatischen Geschwindigkeit Konzerne heute in eine Schieflage kommen können, zeigt sich daran, dass Blackberry noch 2011 einen Quartalsumsatz von 5 Milliarden Dollar ausweisen konnte – also bald 10 Mal so viel wie heute.

Da Umsatz nicht die entscheidende Größe ist, um ein Unternehmen zu beurteilen, sondern auch die Kriterien Cashflow und Gewinn, sind Analysten froh, dass es in diesem Bereich bei Blackberry nicht ganz so schlecht aussieht. So konnte das kanadische Unternehmen immerhin einen schmalen Gewinn von 20 Millionen Dollar ausweisen, was 4 Cent je Aktie entspricht.

Vor allem deutliche Kosteneinsparungen am Personal und der Produktion sollen dazu beigetragen haben, dass am Ende des Quartals ein Gewinn ausgewiesen werden konnte. Auch kann Blackberry mit 76 Millionen Dollar Cashflow im vierten Quartal 2014 ein positives Ergebnis bekannt geben. Hier kann sogar bilanziert werden: Blackberry hat möglicherweise die überlebenswichtige Wende geschafft. Denn ein Jahr zuvor musste Blackberry noch einen Quartalsverlust von 784 Millionen Dollar in die Bilanz schreiben.

Immerhin: Deutsche Bundesregierung arbeitet mit Blackberry zusammen - trotz NSA-Skandal

John Chen, Blackberry Chief Executive, erklärte angesichts der nun veröffentlichten Bilanzkennziffern, wonach es oberstes strategisches Ziel sei, eine solide finanzielle Grundlage zu schaffen. Neben dem Absatz von Handys möchte Blackberry zudem mit neuen Softwares an Boden gewinnen. Im Fokus stehen dabei Sicherheits-Softwares, welche man auch Regierungen anbieten möchte. Selbst die deutsche Bundesregierung – von kriminellen Hackerangriffen durch die US-Stasibehörde NSA geplagt – wagte kürzlich sogar den Schritt, mit Blackberry zusammenzuarbeiten.

Von US-Unternehmen im Digital- oder Softwarebereich hält man sich aber derzeit in deutschen Regierungsbehörden wo es nur geht fern. Groß ist die Angst, dass es zu einer heimlichen Zusammenarbeit zwischen solchen Unternehmen und den US-Stasibehörden NSA, CIA oder ähnlichen Einheiten kommen könnte.

Denn bis heute hat sich der US-Präsident Barack Obama (Demokraten) nicht für den jahrelangen Hackerangriff durch die USA auf das berühmte Handy der deutschen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) entschuldigt. Auch weigern sich die USA künftig Handys von deutschen Regierungs-Ministern nicht mehr heimlich und letztlich nach deutschem Recht kriminell anzuzapfen. Was heißt: Jedes Handygespräch, jede SMS ist letztlich öffentlich.

Blackberry setzte im letzten Quartal 2014 insgesamt 1,6 Millionen Handys ab. Zum Vergleich: Beim US-Superkonzern Apple Inc. waren es über 74,5 Millionen Handys weltweit, die im abgelaufenen Quartal an Verbraucher gebracht werden konnten. Noch vor sieben Jahren, 2008, konnte Blackberry auf einen Marktanteil in Höhe von 20% beim weltweiten Handy-Verkauf verweisen. Heute muss sich der Klassiker mit einem Anteil von nur noch 1% zufrieden geben. Eine Wende ist derzeit nicht in Sicht, wohl aber eine möglicherweise stabilere finanzielle Basis.

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