Uber arbeitet in Deutschland mit offiziellen Taxis / Taxifahrer begeistert

Deutschlands Taxifahrer scheinen froh zu sein, dass es Uber gibt. Netz-trends.de bestellte sich in Berlin ein Uber Taxi und erfuhr von dem Taxifahrer erstaunliches:

Bild: netz-trends.de
In Berlin fährt Uber jetzt Taxi.

Es ist fast absurd: Monatelang hörte man von einem heftigen Streit zwischen dem amerikanischen Taxi App Anbieter Uber und den deutschen Taxiverbänden. Auch davon, wonach gegen Uber kommunalen Verbote erlassen wurden, in deutschen Städten Fahrgäste an private Fahrer zu vermitteln. Doch das Blatt scheint sich zu wenden:

Zunächst einmal: In Deutschland kommt Uber nicht, wie Bilder auf der Uber-Homepage vermuten lassen, grundsätzlich mit schwarzen Autos, sondern, wie in unserem Fall, auch in normalen Taxis – in altbekannten weißen Taxis.

Nachdem wir die Uber-App auf dem Smartphone installiert hatten und dort unsere Kreditkarten-Nummer eingegeben hatten, bestellten wir das Uber-Taxi. Dank der App und des von uns aktivierten GPS-Signals konnten wir live auf dem Smartphone verfolgen, wo das Uber Taxi sich befindet und in wie vielen Minuten es in etwa da sein würde.

Nahezu so, wie die Uber-Prognose berechnet hatte, traf das Uber Taxi bei uns nach rund sieben Minuten ein. Wir staunten nicht schlecht, als ein normales weißes Berliner Taxi bei uns anhielt. Wir öffneten die Türe und der Fahrer fragte, ob wir Thomas seien, denn das habe man ihm über die Uber App mitgeteilt. Er zeigte uns unseren Namen auf seinem Smartphone in der Windschutzscheibe.

Etwas irritiert, da uns nicht klar war, dass unser Name in dem bestellten Uber-Taxi auch gleich eingeblendet wird, bejahten wir das. Dann ging die eigentlich normale Taxifahrt los.

Berliner Taxifahrer ist "heilfroh, dass es Uber gibt"

Der Taxifahrer, ein Türke, erzählte uns, er sei "heilfroh", dass es endlich Uber in Deutschland gebe. Als Grund führte er an, wonach er Monatelang kaum mehr Kunden gehabt habe. Neben der allgemeinen angespannten Wirtschaftssituation in Europa nannte er als Grund den neuen Mindestlohn in Deutschland (8,50 Euro die Stunde), welcher bei Deutschen seit Monaten das Gefühl hinterlassen habe, Taxifahren mit öffentlichen Taxis sei nun unerschwinglich geworden. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht:

Nach Schätzungen wurden die Taxipreise in Deutschland zum 1. Januar 2015 um 25 Prozent angehoben. War Taxifahrern in Deutschland schon bislang ein Luxusgut, wird es das jetzt erst Recht. Nirgends weltweit ist Taxifahren so teuer wie in Deutschland – selbst in New York City ist es billiger.

Doch Dank Uber, berichtet uns der Berliner Taxifahrer, sei nun alles anders: in nur zwei Monaten habe er gut 200 bis 300 Kunden über die Uber-App erhalten. Rund 80 Prozent der Uber-Kunden seien bei ihm Berliner Touristen gewesen, wobei die meisten aus den USA, Großbritannien, Australien, Frankreich oder auch arabischen Ländern über die Uber App ihn als Taxifahrer bestellt hätten.

Dass Touristen in Berlin häufig Taxis mittels der Uber App bestellten, erklärt der Berliner Taxifahrer damit, wonach das "einfacher" sei: Die Touristen könnten häufig kein Deutsch und die Uber App helfe ihnen, sehr einfach auch ohne jegliche deutsche Sprachkenntnisse ein Taxi zu bestellen und via App mitzuteilen, wohin die Fahrt gehen solle.

Auch der Bezahlvorgang im Taxi sei für viele Touristen in Deutschland bislang ein Problem gewesen, wenn sie über keine Deutschkenntnisse verfügten. Doch da Uber grundsätzlich direkt über die jeweilige vom Kunden zentral hinterlegte Kreditkarte die Gebühren für die Uber Fahrdienstleistung abrechne, sei auch dieses Problem nun keines mehr.

Doch nicht nur für Uber fährt der türkische Berliner Taxifahrer, sondern auch für zwei weitere Auftraggeber: einmal für einen privaten Taxiunternehmern (welcher ihm das Auto stellt) und einmal für die Taxi App Mytaxi (Intelligent Apps GmbH). Mytaxi habe nach eigenen Angaben 10 Millionen Nutzer und kooperiere mit 45.000 Taxis.

Uber-Konkurrent MyTaxi ist nicht bei allen Taxifahrern beliebt

Doch mit Mytaxi sei er nicht sehr glücklich, erzählt uns der Berliner Taxifahrer. Zum einen fände er deren Provisionsmodell nicht sehr attraktiv: Angeblich würden die Taxifahrer von Mytaxi unterschiedliche Provisionsmodelle erhalten, welche sich danach richteten, wie viele Fahrten man bereit sei, für MyTaxi zu absolvieren:

Wer viele Fahrten für Mytaxi übernehme, erhalte, führt der Berliner Taxifahrer aus, "bis zu 15 Prozent Provision von MyTaxi, wer weniger Fahrten übernimmt" bekomme beispielsweise nur 6 Prozent. Er selber erhalte nur 6 Prozent Provision von MyTaxi. Ob dieses Provisionsmodell so stimmt, vermögen wir nicht zu sagen. Jedenfalls schrieb uns ein Leser, wonach das von dem Berliner Taxifahrer uns beschriebene MyTaxi-Provisionsmodell nicht korrekt sei, vielmehr gelte angeblich folgendes (siehe auch Kommentar am Textende):

"Betreffend MyTaxi ist das beschriebene Provisionsmodell völlig falsch beschrieben. Es ist egal, wie viele Fahrten ein Taxifahrer von MyTaxi übernimmt. Jeder Teilnehmer kann entscheiden, wie viel Provision er bereit ist, an MyTaxi zu zahlen! Ein Auftrag wird an den meistbietenden Taxifahrer, Spanne von 3 - 15%, versteigert."

Doch unabhängig von dem Provisionsmodell störe den Berliner Taxifahrer an MyTaxi-Kunden noch anderes: "Viele zahlen nicht und dann habe ich den Ärger", behauptet er. So sei es häufig schon vorgekommen, dass jemand über MyTaxi ein Taxi bestellt habe, er dann angefahren gekommen sei und am vereinbarten Abholungsort sei niemand mehr gewesen. Die Kosten die dann entstünden, müsse er als Taxifahrer selber tragen.

Bei Uber sei dies angeblich besser geregelt, da Uber grundsätzlich über die Daten der Kunden verfüge und bei einer Uber Taxibestellung das Konto des Bestellers auf jeden Fall mit einer Grundgebühr belastet werde – unabhängig davon, ob der Taxikunde dann auch tatsächlich noch vor Ort ist oder nicht.

Doch auch bei MyTaxi ist es so, dass Kunden digital bezahlen können – aber wohl nicht müssen. Jedenfalls schreibt die App: "Vergessen Sie Bargeld, vergessen Sie den Papierkram – Zahlen Sie Ihr Taxi einfach direkt per App. So können Sie nicht nur Miles & More Prämienmeilen sammeln, Sie bekommen die Quittung dann auch bequem per E-Mail."

Uber war in unserer Berlin Testfahrt deutlich billiger als normale Taxis

Nach rund 20 Minuten Taxifahrt ist jedenfalls der Berliner Taxifahrer an seinem Ziel angekommen. Der Preis für die Fahrt liegt für uns bei um die 15 Euro. Das dürften rund fünf Euro weniger sein, als wir es mit einem normalen Taxi bezahlt hätten. Aber halt, das ist nicht ganz korrekt: Wir sind ja mit einem normalen Taxi gefahren, nur eben zu anderen Gebühren – jenen Niedrig-Gebühren von Uber.

Wie viele Berliner Taxifahrer wohl schon mit Uber kooperieren, wollten wir noch von dem türkischen Taxifahrer wissen: Das könne er nicht richtig einschätzen, aber 200 bis 300 seien es bestimmt. Und die meisten die er kenne, seien superglücklich mit Uber: "So viele Fahrgäste, wie die uns vermitteln, hatte ich noch nie in meiner Laufbahn als Taxifahrer erhalten" sagt er.

Uber selbst scheint aber mit den Niedrigst-Gebühren für Fahrdienstleistungen in Deutschland nicht zufrieden, erklärte kürzlich Uber-Co-Gründer und CEO, Travis Kalanick, in einem Interview mit Britta Beeger und Martin Gropp in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Kalanick hatte Uber 2009 im US-Bundesstaat Kalifornien gemeinsam mit Garrett Camp Uber gegründet:

"Solange die Fahrer (Red.-Anmerkung: in Deutschland) laut Gesetz nur so viel verdienen dürfen, dass sie unter dem Existenzminimum bleiben, ist es schwer, genügend Autos auf die Straße zu bekommen. Preise von 35 Cent je Kilometer sind für die Fahrer zu unattraktiv. Das ist das aktuelle Problem, und es macht für uns Wachstum und Innovationen schwer. Aber wir wollen, dass es funktioniert – und wir tun alles dafür."

Hoffnungen von einigen deutschen Taxibetreibern, wonach die amerikanische Taxi-Alternative Uber wieder aus Deutschland verschwinde, erteilte der Amerikaner Travis Kalanick eine Absage:

"Wir werden abwarten müssen, welche Anforderungen der deutsche Gesetzgeber an uns stellt. Wir sind in vielen Punkten sicher kompromissbereit. Aber wir werden unser Geschäft hier nicht aufgeben. Das wäre auch nicht im Sinne unserer Kunden. Die Nachfrage nach Uber in Deutschland ist groß und wächst weiter."

Nimmt man die Erfahrungen von netz-trends.de zur Grundlage, so kann man wohl sagen, dass die eine Äußerung von Dieter Schlenker, dem Chef von "Taxi Deutschland" nicht ganz repräsentativ für Deutschlands Taxifahrer zu sein scheint:

Er sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), wonach man sich angeblich "mit Gesetzesbrechern nicht an einen Tisch" setze. Mit den "Gesetzesbrechern" scheint er die Betreiber von Uber zu meinen.

Bei der Taxi Deutschland Servicegesellschaft für Taxizentralen eG handelt es sich nach eigener Definition um einen "Zusammenschluss von Taxizentralen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, genehmigungsfreie Dienstleistungen aller Art für Taxizentralen deutschlandweit anzubieten".

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