Euro fällt gegenüber Dollar auf tiefsten Stand seit 2010

Die Auswirkungen für die Deutschen sind negativ und positiv. Negativ ist, dass Urlaub in den USA und in Ländern, deren Währung an den US-Dollar gekoppelt ist (wie in Südafrika), deutlich teurer ist, als früher. Der Vorteil für die deutschen Industrie ist, dass die Verkäufe in das Ausland etwas billiger werden, was die Absatzchancen etwas erhöht - doch bei weitem nicht in dem Ausmaß, welches gerne in den Massenmedien skizziert wird:

Der Euro wird immer weniger wert.

Die europäische Einheitswährung Euro verliert gegenüber dem Dollar weiter: Jetzt ist die Kaufkraft des Euro gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren, seit 2010, gefallen.

Fakt ist, dass die fiskalischen Maßnahmen der Europäische Zentralbank, die ein weiteres wirtschaftliches Absinken vieler der 28 EU-Länder verhindern sollen, für einen weiter sinkenden Euro-Kurs sorgen. Dabei beobachten viele mit Sorge, dass die EU dabei ist, den Wirtschaftsraum, der eigentlich ein Raum der Starken sein sollte, sogar um ein weiteres Pleiteland zu erweitern - der Ukraine.

Das könnte vor allem die Deutschen teuer zu stehen kommen. Denn schon heute stemmen die knapp 40 Millionen steuerpflichtig abhängig Beschäftigten in Deutschland rund 20 % des Haushaltes der EU, haben aber nur 13 % der Stimmrechte im Europaparlament in Straßburg.

Jedenfalls sagte der Italiener Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, gegenüber der deutschen Wirtschafts-Tageszeitung Handelsblatt, wonach er der Auffassung sei, dass die Europäische Zentralbank weiter Geld in den Euro-Markt pumpen müsse, um die Inflation so niedrig wie möglich zu halten.

Allerdings halten Analysten die von den 28 europäischen Ländern übermittelten Inflationsraten von angeblich gerade einmal 0,3 Prozent für recht fragwürdig. So weiß jeder, der auch nur den Versuch unternimmt, Statistiken in der EU für alle 28 Mitgliedsländer zu verfassen, dass die meisten Länder Statistiken so gestalten, dass sie kaum mehr vergleichbar sind, geschweige denn seriös.

Gerade im Bereich von Wirtschaftsstatistiken "wird in vielen Ländern der EU", wie weltweit, "gelogen, dass sich die Balken biegen", sagt die Statistikern Elke Meyer.

Keine Inflation? In Berlin kostet ein Frühstück teils 6 Euro mehr - in nur 2 Jahren

Deshalb ist auch das Lob von Mario Draghi gegenüber den Mitgliedsländern bezüglich der übermittelten angeblichen niedrigen Inflation mit Vorsicht zu genießen. Beispiel Berlin: In einem bekannten Café an der Prachtstraße Unter den Linden kostete vor gut zwei Jahren - 2012 - eine Frühstück, welches den Namen des Cafés hat, noch 12 Euro, heute sind es 18 Euro.

Solche drastischen Preissteigerungen sind kein Einzelfall. Sowohl Autos, als auch Wohnungen sind in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland teils um über 30 Prozent teurer geworden. Viele Produkte des täglichen Lebens haben sich seit der Einführung des Euro 2001 faktisch im Kaufpreis verdoppelt.

Die Europäische Zentralbank kauft derzeit zur kurzfristigen Stützung des Wirtschaftsraums EU weiter Staatsanleihen auf und verfolgt damit eine ähnliche Strategie wie die FED in den USA.

Mit einem Wert des Euro zum US-Dollar in Höhe von 1,20 liegt die europäische Gemeinschafts-Währung jetzt fast 20 Cent unter dem Niveau vom Sommer 2012 und auf dem tiefsten Stand seit 2010.

Gleichzeitig fielen die Zinsen für deutsche zweijährige Staatsanleihen (Bonds) auf einen neuen Tiefstand. So erhalten jetzt Anleger in deutsche Bonds gerade noch 0,11 % - also fast nichts. Dennoch sind Investoren auf Grund der weltweiten krisenhaften Zuspitzung - Ukraine-Konflikt, Is-Konflikt, Wirtschaftssanktions-Krieg der USA gemeinsam mit der EU gegen Russland, neuerdings auch gegen Nordkorea etc. - froh, ihr Geld überhaupt noch irgendwo einigermaßen sicher anlegen zu können.

Keine Inflation? Wohnraum wird immer teurer in Deutschland

Derzeit hat die amerikanische Zentralbank FED (Federal Reserve System) ihre Zinsen nahezu bei null, was der US-Währung geholfen hat, ihre Stärke gegenüber Japan, Großbritannien und großen Schwellenländern wie Brasilien oder China auszuspielen. So befindet sich der Dollar jetzt auf dem höchsten Stand seit rund sechs Jahren. Alleine in den vergangenen drei Monaten stieg der Wert des Dollar um 13 Prozent.

In der Europäischen Union warten viele auf die nächste große Sitzung der Europäischen Zentralbank am 22. Januar. Denn dann könnte nach Ansicht von Fachleuten eine quantitative Lockerung in der Geldpolitik beschlossen werden, was bedeuten würde, dass weniger Geld in den Euroraum fließt, die Zinsen also möglicherweise von ihrem derzeitigen nahezu Null-Level vielleicht doch wieder etwas steigen.

Auch wenn viele deutsche Anleger von Immobilien meinen, sie würden derzeit auf Grund der niedrigen Zinsen für Immobilienkredite das Schnäppchen ihres Lebens machen (1,5 %), so wird doch vergessen: Verkäufer von Immobilien machen die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank um ein vielfaches zunichtemache. Der Grund liegt darin, da sie den Zins, den die Zentralbank den privaten Investoren erspart, um ein vielfaches aufschlägt durch in immer mehr deutschen Regionen völlig überzogene Immobilienverkaufspreise. Selbst in Leipzig versuchen die bekannten Immobilienhaie - es gibt vier große Gruppen - Preise pro Quadratmeter von 3.000 bis 3.200 Euro durchzudrücken.

Auch im Berliner In-Viertel Prenzlauer Berg bezahlt man mittlerweile direkt an den lauten S-Bahngleisen Nähe Schönhauser Allee für eine Wohnung mit Innenhofblick ohne Sonneneinstrahlung auf den Balkon in einem renovierten Altbauhaus über 220.000 Euro - für gerade einmal eine 70 Quadratmeter-Wohnung.

In Kuba ist es gesetzlich geregelt, dass keiner mehr als 10 % für seine Miete hinblättern muss

Dabei wissen Immobilienkaufleute: Wer das tatsächlich bezahlt, ist ein Greenhorn. Denn mit dem üblichen Mietzins in Berlin lässt sich eine solche Wohnung nicht mehr refinanzieren. Selbst Wohnungskäufer, die in den 1990er Jahren in Berlin eine 3-Zimmer-Wohnung erwarben, waren froh, wenn sie diese 2012 noch mit plus-minus-null weiter verkaufen konnten.

Hinzu kommt das Risiko einer Deflation, was sogar Draghi im Interview mit dem Handelsblatt nicht "vollständig" ausschließen wollte. Dass Draghi auch in Interviews mit dubiosen Pauschalurteilen versucht, die öffentliche Meinung zu manipulieren, zeigen absurde Äußerungen wie jene, wonach die Bewohner des Euroraums noch lange mit niedriger Inflation rechnen könnten.

Dass die Inflationsraten der meisten der 28 EU-Länder, welche nach Brüssel gemailt werden, noch nicht einmal angemessen die gestiegenen Kosten für Wohnraum und Nebenkosten wie Strom, Wasser, Müllabfuhr berücksichtigen, verschweigt Draghi. Denn eines dürfte in der EU überall gleich sein.

Nämlich, dass die Kosten für Wohnen der größte Kostenblock in durchschnittlichen privaten Haushalten sind. In Deutschland bezahlen viele Haushalte mittlerweile über 40 Prozent vom monatlich zur Verfügung stehenden Haushaltsnettoeinkommen für die Wohnung:

Zum Vergleich: Im sozialistischen Kuba regelt die Regierung, dass niemand mehr als 10 % seines monatlich zur Verfügung stehenden Einkommens für Wohnraum auszugeben braucht. Gleichzeitig garantiert die sozialistische Regierung in Kuba jedem Bürger Wohnraum.

Jedenfalls behauptet Draghi, wonach "die Geschichte" angeblich zeige, "dass fallende Preise sich als schädlich für den Wohlstand und die Stabilität unserer Länder" bewiesen hätten.

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