Chinas Smartphone-Hersteller Xiaomi zahlt 300 Mio. Euro für Videoplattform Iqiyi

Iqiyi gehört zu Chinas größter Internet-Suchmaschine Baidu (Baidu Inc.). Auf Platz eins der beliebtesten Videoseiten in China liegt "Youku Tudou" (Youku Tudou Inc.), an welcher ebenfalls Baidu beteiligt ist - aber nur mit bekannten 6,9 %. Weitere 13 % werden der drittgrößten chinesischen Internet-Suchmaschine - Sohu.com Inc. – zugeschrieben:

Chinas größter Smartphone-Hersteller Xiaomi steigt bei zweitgrößtem Videostreaming-Dienst Iqiyi ein.

Chinas größter Hersteller von Smartphones, die erst im Jahr 2010 gegründete Xiaomi Corp. (chinesisch 小米科技, Pinyin Xiǎomĭ Kējì), Hersteller des Smartphones MIUI, steigt ins Videogeschäft ein. So blättert das Unternehmen für einen Anteil an der zweitgrößten Online-Video-Webseite in China, an Iqiyi, 300 Millionen US-Dollar hin.

In Folge der nun bekannt gewordenen Kooperation zwischen Xiaomi und Iqiyi fiel der Aktienkurs von "Youku Tudou" an der Frankfurter Börse um drastische 11,14 % auf einen Wert von 15,40 Euro je Aktie. Ähnlich hoch fiel der Kurseinbruch an der New Yorker Wall Street aus. Damit erreicht das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von derzeit 2,89 Mrd. Euro an der FSE (Frankfurter Stock Exchange). Doch ist der Einstieg beim chinesischen Videostreaming-Portal Iqiyi nicht der einzige von Xiaomi, welcher nun bekannt geworden ist. Vielmehr gibt es Gerüchte, wonach es auch eine Beteiligung am Konkurrenten Youku Tudou gebe.

Basis von Xiaomi ist der Verkauf des Handys Miui. Es sei seit Unternehmensgründung im Jahr 2010 vorwiegend in China insgesamt 70 Millionen Mal verkauft worden, sagt Xiaomi. Das aktuellste Xiaomi-Handy ist das Miui 6, welches aber erstaunlich dem iPhone ähnelt.

Miui-Handy-Hersteller will expandieren

Nach Angaben von Xiaomi verkaufe man das Miui Handy in über 520 Verkaufsstellen in China. Dabei biete man den Kunden beispielsweise angeblich einen Reparaturservice in einer Verkaufsstelle in angeblich nur einer Stunde.

Als weiterer Service wird genannt: Sei das Miui Handy defekt, liefere man angeblich in 15 Tagen kostenlosen Ersatz. Der Vertrieb des Miui Handys erfolgt in China neben dem stationären Handel normal per Post. Der Versandt erfolge kostenlos, sofern der Mindestbestellwert bei über 150 Chinesischen Yuan (19,58 Euro) liege.

Da in China das Handygeschäft von Xiaomi bereits sehr gut laufe, wolle man nun, teilte das Unternehmen bereits im September mit, weltweit weiter expandieren. Dabei wolle man die Smartphone-Verkäufe um das Fünffache steigern - und zwar auf 100 Millionen verkaufte Handys im Jahr 2015.

Das Miui 6 Handy von Chinas Smartphone-Hersteller Xiaomi.Grafik: Miui Homepage

Der nun bekannt gegebene Einstieg bei Chinas zweitgrößter Videoplattform Iqiyi wird vor allem von Börsianern in den USA sehr aufmerksam verfolgt. Grund: Nach dem fulminant erfolgreichen New Yorker Börsengang des größten chinesischen Online-Kaufhauses Alibaba hoffen einige US-Investoren im Unternehmen Xiaomi auf eine mögliche zweite digitale Börsen-Erfolgsgeschichte.

So kursieren bereits Zahlen im Markt, wonach man den chinesischen Handyhersteller Xiaomi angeblich auf einen Börsenwert von 40 Milliarden Dollar mittelfristig schätze. Damit würde die wahnwitzige Aktienrallye einiger Digital-Unternehmen weiter an Fahrt gewinnen.

Trend zu übersteigerten Unternehmensbewertungen

Gleichwohl zeigt dieser Trend, dass Unternehmensbewertungen immer seltener den realen Markt spiegeln. Vielmehr werden Unternehmen auch künstlich hoch gejazzt, damit überhaupt noch eine Investment-Basis vorhanden ist. Dabei wird der Profit häufig nicht direkt auf Grund der Geschäftstätigkeit des Unternehmens erzielt und einer daraus resultierenden Gewinnausschüttung, sondern erhoffen sich immer mehr Milliarden-Investoren, Gewinne ausschließlich aus dem An –und Verkauf der Wertpapiere von Digital-Unternehmen zu erwirtschaften.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden ganz gezielt Medien in den Aufbau von angeblichen Erfolgsgeschichten von Digital-Unternehmen involviert.

Dass der Aufstieg von Xiaomi in China etwas dubios ist und mit normalen Marktkräften kaum erklärbar erscheint, spielt bislang in der US-Berichterstattung keine große Rolle. Dabei ist bekannt, dass so manches in Chinas Geschäftswelt nicht mit normalen Dingen läuft und es genug Fragen gäbe, welche auch in Bezug auf Xiaomi zu klären wären:

Solche Fragen wären beispielsweise: Wie konnte das gigantische Wachstum von Xiaomi in nur drei bis vier Jahren erreicht werden? Woher stammt das Kapital tatsächlich? Wer sind die tatsächlichen Shareholder? Wer hatte in China auch politisch ein Interesse, dem viertgrößten Handyhersteller der Welt, Lenovo, nun mit dem offensichtlichen iPhone-Abklatsch von Xiaomi, nämlich Miui, Konkurrenz zu machen? Waren es wirklich ausschließlich Privatleute oder war in irgendeiner Weise (mal wieder) die Regierung von China oder Regierungsvertreter involviert?

So ist es bekannt, dass einige Mitglieder von Chinas Polit-Elite gerne auch direkt oder indirekt sich beim Aufbau von Privatunternehmen megareich stoßen.

Chinas Miui-Handy soll zu Gateway für zahlreiche Digitaldienste werden

Fakt ist: Xiaomi bastelt mit seinem erfolgreichen Miui-Handy an einem Gateway für zahlreiche Digitaldienste. Das betonte auch Xiaomi-Präsident Lin Bin. Deshalb sei man nun auch beim großen chinesischen Videodienst Iqiyi eingestiegen. Hier wolle man eine Zusammenarbeit der "tieferen Ebene" erreichen. Dies liege auch, erklärte Gong Yu, der Iqiyi-Chef, im Interesse vom Videodienst Iqiyi.

Während in europäischen Ländern wie Deutschland, der Schweiz oder Österreich nach wie vor Filme primär am PC, also Personal Computer oder direkt am üblichen Fernseher angesehen werden, tendieren Bürger in asiatischen Ländern immer öfters dazu, Videos auf dem Smartphone sich anzusehen - beispielsweise bei den beiden chinesischen Marktführern Youku Tudou oder Iqiyi.

Diese Tendenz wird vor allem damit begründet, dass das Leben vieler Chinesen weitaus stärker mobil geprägt sei, als in Europa. So gehören im Reich der Mitte oftmals zweistündige Anfahrten zur Arbeit zum Standard, was vor allem bedeutet: Es gilt, viel Zeit zu überbrücken, wobei Videos eine beliebte Möglichkeit in Ländern wie China darstellen, diese sonst eher tote Zeit einigermaßen erträglich auszufüllen.

Entsprechend sieht der Chef der chinesischen Videoplattform Iqiyi die neue Allianz mit dem Handy-Hersteller Xiaomi ausgesprochen positiv: "Wir suchen die Möglichkeit unseren Marktanteil mobil weiter auszubauen, wofür Xiaomi ein sehr guter Partner ist", wird Iqiyi-Chef Gong zitiert.

Chinas Youku Toudu Videoplattform: 6,7 Milliarden Dollar wert oder 2,9?

Dass Videoplattformen weltweit tendenziell an Wert gewinnen, lässt sich daran ablesen, dass Investoren bereits behaupten, Chinas große Videowebseite "Youku Toudu" würde man in der Zukunft mit gut 6,7 Milliarden Dollar bewerten. Das mag auch einer der Gründe sein, warum Chinas größtes Online-Kaufhaus, die E-Commerce-Gruppe Alibaba, erst im April 2014 1,2 Milliarden Dollar für einen überschaubaren 18-Prozent-Anteil hinblätterte. Dennoch liegt der Börsenwert beispielsweise an der Frankfurter Börse bei derzeit gerade einmal 2,9 Mrd. Euro.

Für ein weiteres Wachstum sucht Xiaomi nun im Rahmen der Aufnahme von Venture Capital Investoren. Im Gespräch ist eine möglicherweise schon bald geplante Finanzierungsrunde, in welcher man gerne 1,5 Milliarden Dollar einsammeln würde.

Wie in Digitalgeschäften mittlerweile üblich, werden solche Finanzierungsrunden gerne genutzt, um bei erfolgreichem Abschluss anschließend zu behauptet, man sei hochgerechnet soundso viel Geld wert.

Deshalb werden nicht selten selbst für niedrigste Prozent-Beteiligungen an Digitalunternehmen mittlerweile Hunderte Millionen Euro hingeblättert. Das Ziel: Dass Medien dann schreiben, dass solche Unternehmen auf Grund der erneuten Kapitalaufnahme hochgerechnet eben wesentlich mehr wert wären. Dass es sich in der Regel ausschließlich um Luftschloss-Bewertungen handelt, ist dabei zweitrangig.

Ebenfalls gerne verschwiegen wird, dass es häufig diskrete Verträge gibt, welche solchen Investoren garantieren, dass sie ihren Kapitaleinsatz selbst für den Fall zurückerhalten, dass an der Börse dann doch nicht einige Milliarden Dollar oder Euro erlöst werden.

Der seltsam schnelle Aufstieg von Xiaomi

Offiziell wurde Xiaomi Tech im Jahr 2010 in Peking von dem als Hauptinvestor geführten Lei Jun gemeinsam mit Geschäftspartner gegründet. Als Gründungspartner werden genannt: Li Wanqiang, Zhou Guangping, Huang Jiangji, Liu De und Hong Feng. Die wichtigsten Produkte von Xiaomi Tech sind MiPhones, die MIUI-Android-Firmware sowie Miliao.

Weiter heißt es: Der Umsatz von Xiaomi habe bereits zwei Jahre nach der Gründung – also 2012 - angeblich bei 810 Millionen Euro gelegen und das, wo überschaubare 17 Millionen Smartphones verkauft wurden. Das würde einen durchschnittlichen Umsatz je Smartphone in Höhe von rund 48 Euro bedeuten. Dies bedeutet: Wir sprechen nach westlichen Maßstäben eher von günstigen bis billigen Handys.

Vor gut einem Jahr, im August 2013, holte Xiaomi den Vizepräsident von Googles Android-Sparte, Hugo Barra, ins Management-Team. Er solle nun die internationale Expansion vorantreiben und strategische Partnerschaften eintüten.

Wie es scheint gehört zur Wachstums-Strategie auch die Expansion in Geschäftsfelder, wie den Videos. Die chinesische Videoplattform iqiyi, an welcher sich Xiaomi beteiligt hat, bietet ein breites Portfolio an Filmen. Zu nennen wären die Bereiche: Unterhaltung, Sportunterricht, Information, TV-Serien, Mikro-Film, Talkshow, Animation, Leben, Kinder, Mütter, Spiel, Bildung, Musik, Lustig, Mode, Tourismus, Finanzen, Wirtschaft, Militär, Auto, Dokumentar, Wissenschaft oder Technik.

Auch wenn erst kürzlich mitgeteilt wurde, wonach iqiyi über 1000 Hollywood-Filme erstanden habe, so sind die meisten Filme des chinesischen Streaming-Dienstes doch originär asiatische Produktionen.

Der Einfluss des neuen US-Managers Hugo Barra auf die Ausrichtung von iqiyi dürfte auch daran deutlich werden, dass erstmals in den 71 Jahren des Filmfestivals von Venedig dieses im Sommer 2014 offiziell mitteilte, wonach man erstmals mit der chinesischen Videostreaming-Plattform iQIYI eine Kooperation eingegangen sei.

Weitere Hintergründe zur chinesischen Videoplattform iQIYI

IQIYI wurde am 22. April 2010 für die "chinesische Online-Video-Industrie" gegründet. In der Unternehmensbeschreibung steht unter anderem:

"Seit 22. April 2010 gibt es offiziell iQIYI. Unser Slogan lautet 'Freude, Qualität zu genießen'. Das ist unser Markenslogan, welcher sich an Menschen wendet, welche gleichen und bequemen Zugriff auf mehrere und bessere Videos haben möchten. Unsere Business-Vision verfolgt einen einfachen Gedanken, den wir mit unserer Unternehmenskultur aktiv fördern. Im Mittelpunkt stehen dabei das Produkt, Technik, Inhalte, Marketing und andere Allround-Innovation, um den Nutzern ein reicheres, High-Definition Video bieten zu können. Wir wollen professionelle Video-Dienstleistungen.

Bisher deckt iQIYI Filme, Fernsehsendungen, Vielfalt, Animationen und Dokumentationen ab. Darüber hinaus bieten wir mehr als zehn unterschiedliche inländische echte Video-Content-Bibliotheken.

Unser Industrie-Benchmark ist das flüssige HD-Videoerlebnis geworden. IQIYI... und bietet ein Netzwerk eines strategischen Programms... sowie eine Ära der High-Qualität, womit wir unseren Anspruch stark unterstreichen wollen, der da lautet: Qualität, Jugend, Trend, Marken.

iQIYI verfolgt als erster in der Branche die Strategie des Multi-Screen... und der Wireless-Verbindung.... eine umfassende Abdeckung der TV-Angebote auf mobilen Endgerät.

Wir gewährleisten dies durch die von Baidu zur Verfügung gestellten leistungsstarken Such-Daten-Ressourcen. Als Kern der Wettbewerbsfähigkeit sehen wir unseren iQIYI-Modus, den 'SWS'-Modus (Suchen, Watch, Teilen).

Wir bieten Hunderte Varianten der präzisen Werbe-Produkte für Werbetreibende. Das soll helfen, die größte Video-Plattform sowie die größten Video-Marketing-Dienstleistungen in der Branche zu bieten."

Die "Kultur Keywords" von iQIYI lauten: "Glücklich, Sonnenschein, Innovation, Unternehmergeist, Professionalität, Engagement, Naturschutz, Umweltschutz, inclusive, für Verantwortung, es wagen, Versuch und Irrtum, ergebnisorientiert."

Mitgliedschaften und Lizenzen von iQIYI

Der chinesische Videostreaming-Dienst iQIYI unterzieht sich der sogenannten "Chinesische Internet-Integrity-Allianz". Außerdem verfügt die Webseite über die in China obligatorischen Lizenzen. Hierzu gehören eine Bestätigung der Aufnahme im Virgin-Netzwerk ([2012]; Nr. 0484-158), eine Mitgliedschaft im "Peking ICP" (Zertifikat Nr. 110636) sowie eine Aufnahme in den "Peking öffentlichen Netzwerk-Schutzvorrichtungen" (11010802010263 No.):

Ebenfalls besteht eine Lizenz bei der Organisation der "Verbreitung von audiovisuellen Programmen Informations-Netzwerk" (Lizenz-Nr. 0110544) sowie beim "Mehrwert-Telekommunikationsgeschäft" (Lizenz B2-20120273) und dem "Radio- und Fernsehprogramm" (Lizenz Beijing Zi Nr. 1938), aber auch der "Internet Arzneimittelinformationsdienst Qualifikation" (Beijing; Betriebs -2.013-0012).

Außerdem verfügt die Webseite über den vorgeschriebenen Link zum "Internet Illegal Informationen Reporting Center". Auch wenn der Link "Internet Illegal Informationen Reporting Center" auf der Webseite des Streaming-Dienstes vorhanden ist, so ist in China dennoch bekannt: Wirklich viel passiert nicht, wenn man sich an solche Stellen wendet.

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