Facebook: "Jetzt kaufen" Button für Shop-Anbieter-Werbung

Das berichtet die britische Wirtschaftszeitung Financial Times (FT) in ihrer Wochenendausgabe vom 17. Juli 2014 (Seite 10) in einem halbseitigen Artikel. Demnach, so die FT, hätten Marktforscher herausgefunden, wonach die durchschnittliche Conversion Rate bei Facebook derzeit bei um 2 Prozent liege. Als Basis diente ein Testlauf auf Facebook mit rund 20 Händler-Shops. Sollten die 2 Prozent tatsächlich zutreffen, so wäre das im Online-Markt ein durchschnittlicher Erfolg:

Facebook will mehr Geld sehen: Der jetz kaufen Button soll helfen.

Das weltgrößte Soziale Netzwerk, das amerikanische Facebook, plant nun für Anzeigenkunden angeblich erstmals einen "Buy"-Button. Vor allem Retailers, also Online-Shops, wolle man so einerseits noch stärker an sich binden und andererseits solle sich zeigen, ob die Conversion Rate, also jener Click, welcher auch zu einem Umsatz für den Anzeigenkunden führt, sich erhöhen lässt.

In Google AdWords Anzeigen - also jenen, welche über und neben den Suchergebnissen als Google Werbung eingeblendet werden - liegt die Conversion Rate nach Angaben eines großen Google-Anzeigenkunden ähnlich. Doch treffe dieses nicht für alle Segmente zu. Ein Reiseanbieter sagt zum Beispiel, die Google AdWords Conversion Rate liege teils bei nur noch rund 0,3 Prozent. Das bedeute, dass erst nach rund 300 Mal einem Klick auf eine Google Anzeige der Anzeigenkunde auch einen Umsatz - sprich Kauf - über den Buy-Button ("Jetzt kaufen") generieren kann.

Facebook sagt, wonach Anzeigenkunden, die beim Testlauf eines "Buy"-Buttons in Facebook-Anzeigen teilgenommen hätten, folgende Erfahrung gemacht hätten: Sie hätten einen Umsatz erzielen können, welcher ungefähr acht Mal die Kosten wieder eingespielt habe, welche man für Facebook-Werbung ausgegeben habe.

Doch: Reicht das aus? Rein mathematisch könnte das eng werden - wie es auch im Falle von Google AdWords Anzeigen teils bereits der Fall ist. Denn so viel Traffic, also Leser, beziehungsweise Nutzer, man sich auch über Google Adwords auf die Webseiten ziehen kann, so hoch können dennoch auch die Rechnungen der Google Inc. ausfallen. Große Anbieter überweisen mittlerweile auch in Deutschland leicht 1 bis 15 Millionen Euro im Monat an die Google Inc. für deren Anzeigennetzwerk.

Nicht umsonst teilte die Google Inc. kürzlich mit, ihr Umsatz aus dem Geschäft mit Ads, also Anzeigen, sei im zweiten Quartal 2014 um 22% gegenüber dem Vorjahresvergleich gestiegen. Damit konnte Google die Erwartungen und Berechnungen von Analysten deutlich übertreffen. Gleichzeitig steuert Google - das weltgrößte Internet-Konglomerat beschäftigt mittlerweile fast 50.000 Mitarbeiter weltweit - auf einen Jahresumsatz von 70 Milliarden Euro zu. Damit lässt die Google Inc. die meisten Dax-Konzerne bereits hinters sich.

An diesen gigantischen Erfolg möchte Facebook nun anknüpfen. Denn nach wie vor tut sich Facebook etwas schwer, aus dem riesigen Nutzer-Kreis (1,3 Milliarden Facebook-Nutzer weltweit) ein Maximum an Profit zu erzielen. Dem versucht zwar Facebook seit Monaten mit immer aggressiver eingeblendeten Anzeigen entgegenzusteuern, doch ist nach wie vor nicht bekannt, inwiefern das hilft. Ein großer Facebook-Anzeigenkunde sagt gegenüber Netz-Trends.de: "Facebook-Werbung ist immer noch zu teuer für das, was wir letztlich daraus später verdienen können". Ob sich bei Facebook die veränderte Geschäftsstrategie auszahlt, darauf warten Anleger. Nächste Woche werden sie mehr erfahren und zwar auf der anstehenden Bilanzpressekonferenz für das abgeschlossene Quartal.

Dass der Handel für Facebook der wichtigste Umsatztreiber ist, das gilt als unbestritten. So schreibt auch die Financial Times: "Retail could be key to its future success, since it is the industry that is spending by far the most on digital advertising in the US - research group eMarketer expects retailers to spend 11.2 Billion US-Dollar on online ads this year".

Entsprechend fiebert nun Nicholas Franchet, Facebooks "Head of retail and ecommerce", der anstehenden Ferienzeit entgegen. Denn in der Urlaubszeit haben auch die Konsumenten nicht nur in den USA, sondern weltweit mehr Zeit für Shopping - sei es in der Fußgängerzone der Heimatstadt oder eben im Online-Shop.

Auch wenn Facebook seit 2007 Wert darauf legt, dass man selber angeblich keinen Überblick darüber habe, was die Nutzer von Facebook kaufen, wenn sie auf eine Facebook-Anzeige klicken, so ist doch bekannt, dass diese Informationen dennoch ausgewertet werden. Hierfür arbeitet Facebook mit einem Drittanbieter zusammen - und zwar mit Zappos.com.

Bekannt ist auch, dass einige Anbieter die eingegebenen Daten - wie Rechnungsempfänger und Lieferadressen - mit den Profildaten abgleichen, welche man auf Facebook angegeben hat. Das bedeutet: Spätestens über eine solche Schnittstelle gibt es dann ein digitales Komplettbild über einen Verbraucher - auch wenn behauptet wird, dies geschehe ja lediglich auf anonymisierter Basis.

Doch ist bekannt, dass sich jedes noch so angeblich anonyme Profil bei Bedarf auch wieder zusammensetzen lässt. Hilfreich beim Abgleich solcher Daten seien dabei, so die Financial Times, unter anderem Firmen wie Datalogix oder Acxiom. So schreibt die FT: "The network also works with companies such as Datalogix and Acxiom, which claim to have the ability to combine thousands of data sources to identify what people are purchasing, down to the brand of toothpaste".

Alleine Acxiom wertet so Daten von über 700 Millionen Bürgern weltweit aus, welche online einen Kauf getätigt haben. Die Rede ist dabei von "master profiles" welche angeblich persönliche "political leanings" kombinierten mit weiteren persönlichen Daten wie dem persönlich zur Verfügung stehenden Haushaltseinkommen sowie den "online activities". Ob es tatsächlich Anzeigenkunden von Facebook, wie Walmart oder Bud Light, gelungen ist, mit Hilfe von Facebook-Werbung "the best performing marketing channel during the last holiday season" hinzulegen, wie die FT schreibt, sei dahingestellt.

Doch eines ist klar: Auch Facebook wird in den nächsten Monaten und Jahren alles daran setzen, um seine umfangreichen Big Data Vorräte aus Facebook und Töchtern wie WhatsApp maximal profitabel zu machen. Die Anzeigen, also der geschalteten Werbung, wird dabei zumindest im Falle von Facebook, eine immer stärkere Rolle zukommen. Ob WhatsApp auch in fünf Jahren noch werbefrei ist, wie Facebook derzeit gerne behauptet, darauf darf man gespannt sein. Doch eine Wette sollte man lieber nicht darauf abschließen.

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