Google weiß über Nest App, wann Benutzer zu Hause ist sagt Smart-Thermostat-Hersteller

Für die einen ist das, was das weltweit mächtigste Wirtschafts-Konglomerat, die Google Inc, mittels der angeschlossenen Unternehmen anbietet oder anbieten könnte, die perfekte Symbiose von Technik. Rein theoretisch könnte es künftig so aussehen: Der Haushalts-Technikhersteller Nest und Dropcam fangen über digitale Sicherheitstechnik für Wohnungen oder Häusern alle möglichen Daten beispielsweise von Einbrechern ein:

Foto: cc
Weiß Google Dank Nest und Videoüberwachung auch, wer mit wem wann und wo Sex hat?

Nachdem die amerikanische Google Inc Tochter Nest nun für 555 Millionen US-Dollar das US-Unternehmen für Videoüberwachung, Start Dropcam, kaufte, schlagen die Wellen hoch. Datenschützer sind entsetzt, da es so nun Google möglich wird, mittels sensibler Echtzeit-Videos zu wissen, was in den Häusern oder Wohnungen der Dropcam Nutzer passiert.

Diese Daten könnten dann umgehend wireless lan an Google übermittelt werden, wo diese ausgewertet und abgeglichen würden. Das Ergebnis könnte dann den Hausbesitzern mitgeteilt werden. Da es mittlerweile auch Gesichtserkennungssoftware gibt, könnte langfristig sogar die Polizei so überflüssig werden.

Kritiker dieser neuen amerikanischen Option privater oder institutioneller Sicherheitskonzepte werfen solchen immer realistischer erscheinenden Google, Nest und Dropcam Szenarien vor, wonach damit geltender EU-Datenschutz erheblich missachtet würde und man sogar von hoch kriminellen Taten sprechen müsse, würde Google mit Nest und Dropcam solche Sicherheitskonzepte verwirklichen. Die Debatte ist bereits in vollem Gange, auch in den USA:

Jedenfalls räumte nun Matt Rogers, Mitbegründer des amerikanischen Smart-Thermostat-Herstellers Nest ein, wonach die Google Inc bereits mittels Apps auch Nest mit sonstigen Google-Services verbinde, so dass die Google Inc theoretisch wisse, wann Nest Benutzer zu Hause seien oder nicht.

Der Schlüssel zur Google-Überwachung sind die Apps auf den Handys

Konkret gehe es bislang um eine Integration von Daten, welche es Nest- und Dropcam-Kunden ermögliche, die Temperatur ihrer Häuser oder Wohnungen mittels Sprachbefehlen zu einer Google-Handy-App zu regeln oder eben mittels Dropcam Überwachungsvideos Bewohner von Wohnungen oder Häusern, auch Eibrecher oder Besucher, zu überprüfen.

Ergänzend bietet Google einen Personal Digital Assistenten an, welcher unter dem Namen "Google Now" bekannt ist, beziehungsweise unter dem Stichwort Google’s personal digital assistant (man spricht auch von einem PDA).

Allerdings gibt es auch von anderen US-Konzernen ähnliche digitale Assistenten. Apple bietet das beispielsweise auf dem iPhones über sein Siri (seit 2011; erstmals auf dem iPhone 4S), Microsoft offeriert den Dienst Cortana (erstmals auf dem Windows Phone 8.1). "Google Now" arbeitet sowohl auf dem iOS Smartphone Betriebssystem von Apple als auch auf allen Android Handys (Galaxy etc.).

Wie faszinierend, aber auch komplex und datenschutzrechtlich problematisch der digitale Fortschritt ist, zeigt sich daran, dass beispielsweise der Google Now Assistent es Google erlaubt, dass die Temperatur in einer privaten Wohnung oder einem Geschäftsraum automatisch eingestellt wird, da die GPS-Tracking-Funktion erkennt, wann ein Nutzer mit seinem Smartphone zu Hause ist und wann nicht.

Das Konzept eines Personal Digital Assistant gibt es bereits seit bald 15 Jahren. Erstmals wurde sehr früh und zwar am 22. Febr. 2001, also vor 13 Jahren, von Erfindern wie Gary Alan Fisher, Hiu Kwan Hui und Stuart Harvey Lee für die Oneworld Enterprises, Ltd. ein Personal Digital Assistant unter der Patentnummer USD456804 S1 in den USA angemeldet.

"Auch an Google und Nest gibt es eine höhere Erwartung bezüglich der Einhaltung der Privatsphäre"

Nest-Manager Matt Rogers sagte, wonach Nutzer von Google Now Nutzer ihre Informationen - sollen sie über Google ausgetauscht werden - mittels einer opt-in Option aktiviert werden könnten. Auch sagt Nest, wonach man mit den digitalen Thermostat Systemen von Nest derzeit (noch nicht) "Teil der größeren Google-Maschine" sei.

Schon heute gibt es neben der Temperatur-Regulierung durch Dienste wie Nest auch andere automatische Systeme : So wird es wohl mittelfristig zum Standard gehören, dass Lampen, Waschmaschinen, das Garagentor und vieles andere automatisch mittels GPS-Funktionen aktiviert oder deaktiviert werden können - je nachdem wie weit entfernt der Hausherr oder die Hausdame ist.

Das Walls Street Journal zitiert jedenfalls Gartner-Analyst Brian Blau, wonach "Google und Nest im Bereich des Datenschutzes und der Privatsphäre der Nutzer vorsichtig" sein müssten, da "es eine höhere Erwartung der Privatsphäre" gebe, "wenn Verbraucher in Ihrem Haus sind."

Schon heute steht die Google Inc besonders in Deutschland massiv im Feuer. Sowohl Axel Springer SE CEO Mathias Döpfner, als auch der deutschen Wirtschaftsminister Sigmund Gabriel (SPD) attackierten Google massiv: Das Unternehmern betreibe erhebliche Wettbewerbsverzerrungen und man müsse zunehmend auch über eine kartellrechtliche Antwort nachdenken.

Die Google Inc. steht schon jetzt in Deutschland und der EU im Feuer

Immer wieder genannt werden Optionen wie eine kartellrechtliche Zerschlagung der Google Inc - einem weltweiten Suchmaschinen-Monopolisten im Internet - und zwar nach dem Vorbild von Rockefellers Standard Oil Anfang des 20. Jahrhunderts. Alternativ nennen Fachleute auch eine zwangsweise Darstellung von mindestens sechs unterschiedlichen Internet-Suchmaschinen-Anbietern direkt auf der Google-Startseite nach dem Vorbild von Microsofts Internet Explorer.

Hier hatte die EU-Kommission, also die EU-Regierung, vor Jahren den US-Softwarehersteller Microsoft gezwungen, auch Internet Browser von Wettbewerbern in seinem Betriebssystem den Verbrauchern zur Verfügung zu stellen. Auch das führte dazu, dass der weltweit über 90-prozentige Marktanteil von Microsofts Internet Explorers heute bei unter 30% liegt.
Mittlerweile kann man die Google Startseite durchaus mit einem mächtigen Windows-Betriebssystem vergleichen. Beide sind für Milliarden Menschen täglich der Einstieg in die digitale Kommunikation - und damit das privatwirtschaftliche amerikanische Nadelöhr für ganze Nationen.

Rogers wird jedenfalls vom Wall Street Journal sinngemäß mit den Worten zitiert, wonach sowohl die Google Inc als auch ihre Töchter wie Nest oder Dropcam wissen müssten, dass die amerikanische Datenschutzrichtlinie "eindeutige Beschränkungen der Verwendung von Kundendaten" fordere.

Google-Schlüsselloch-Politik darf es nicht automatisch geben

Dies gelte auch für "die Bereitstellung und Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen durch Nest". Angeblich habe man in den USA "immer die Privatsphäre ernst genommen", was sich auch "nicht ändern " würde, habe Rogers, so das Wall Street Journal, auf seinem Blog geschrieben. Weiter schreibt er, wonach Nest schon heute nicht Daten, welche ein Nutzer an Nest übermittle an andere Dienste - also beispielsweise Google - ohne weiteres übermitteln.

Hierzu gehörten sowohl die Übermittelung der E-Mail-Adresse, als auch der Name oder die persönliche Adresse. So müsse jedes Unternehmen, mit welchem sich Nest verbinde, auch Google, klar gegenüber dem Nutzer mitteilen, welche Daten verwenden würden und wie sie die Informationen verwenden würden.

Wichtig ist zudem Justin Brookman, Direktor des amerikanischen Zentrums für Demokratie und Technologie im Bereich "Privatsphäre der Verbraucher", dass Google, Nest und der Videodienst Dropcam klar gegenüber dem Benutzer kommunizierten, welche Informationen sie zwischen den Diensten teilen würden: "Die Leute sollten die Kontrolle über ihre eigenen Informationen haben", wobei den Nest Nutzern eine klar formulierte Opt-in Option offeriert gehöre.

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