12 Milliarden Umsatz im Jahr? Hepatitis-C Medikament Sovaldi als Kombitherapie wird im Internet gefeiert

Bei so viel Lob wollten wir uns einmal anschauen, was es mit dem neuen Hepatitis-C Sovaldi-Medikament auf sich hat. Fakt ist: In Deutschland, Österreich oder der Schweiz ist seit der Erweiterung der Europäischen Union nach Rumänien, Bulgarien, Tschechien oder Polen die Krankheit Hepatitis C auf dem Vormarsch. Die Viren-Krankheit werde "unter anderem durch Blut-zu-Blut-Kontakte übertragen (z.B. Bluttransfusionen vor 1991), dem gemeinsam benutztes Spritzbesteck bei Drogengebrauch, unzureichend sterilisierte medizinische Instrumente", schreibt ein Leser an Netz-Trends. Möglich ist auch eine Übertragung durch derberen Sexualkontakt mit Blutwunden. Bis heute gilt: Hepatitis C kann nach wie vor bei Nicht-Behandlung zu einer lebensgefährlichen Leber-Erkrankung führen und zwar durch eine chronische Leberentzündung führen. Jetzt geht Gilead mit seinem effektiven Medikament Sovaldi aber noch einen Schritt weiter:

Der Pharmakonzern Gilead (Gilead Sciences, Inc.; Nasdaq:GILD) wird seit Monaten auf zahlreichen Onlineforen gefeiert. Grund: Sein neues Hep-C-Medikament Sovaldi (Sofosbuvir), könne, schreibt beispielsweise das US-Portal forbes.com, Gilead zu den "Top of The" Biopharm-Industrie-Unternehmen befördern.

In einer Kombitherapie bestehend aus dem Medikament GS-5816 und Sovaldi soll mit nur noch einer einzigen Pille das Hepatitis C-Virus aus dem Körper eliminiert werden. Das ist seit Jahrzehnten der Traum aller Anti-Virus-Forscher. Bislang sind noch im Schnitt 60 bis 90 Pillen in einer drei- bis zwölfmonatigen Therapie notwendig.

Auf Grund des großen Fortschrittes von Gilead im Kampf gegen die Geschlechtskrankheit Hepatitis C sorgt der Pharmakonzern Gilead zu Recht im Internet, aber auch den klassischen Medien, für Furore. Grund ist aber auch, dass es das Interferon-freie orale Medikament in einer ungewöhnlich hohen Erfolgsquote schafft, viele Menschen vom gefährlichen Hepatitis-C-Virus zu befreien. Das sind Fortschritte, wie man sie seit über 60 Jahren Hepatitis-C-Forschung erhofft hatte und es war bislang durchaus nicht ausgemacht, dass eine Hepatitis-C-Therapie auch bei allen Menschen angeschlagen hat.

Schon heute geht man bei Gilead R & D davon aus, dass das neue Medikament Sovaldi für das Unternehmen einen außerordentlich großen Erfolg mit sich bringen könnte. Die Rede ist von einem Umsatz von 5 Milliarden US-Dollar schon im ersten Jahr. Forbes schreibt sogar, wonach man davon ausgehen könne, dass Sovaldi schon bald zu einem der am meisten verkauften Medikamente aller Zeiten aufsteigen könne und sogar den Umsatz von Pfizer, dessen Lipitor LDL-Cholesterinsenker einen Umsatz von 12,9 Mrd. US-Dollar im Jahr eingefahren hat, übersteigen könne.

84.000 Dollar für eine lebenswichtige Pille?

Bislang ist so viel bekannt, wonach Gilead das neue Hepatitis-C-Medikament zu einem Preis von 84.000 Dollar auf den Markt bringen könnte - zumindest in den USA. Bislang stößt dieser hohe Preis in den USA unter anderem im US-Kongress auf starke Kritik, da damit nur Patienten versorgt werden könnten, die über eine sehr gute Krankenversicherung verfügen. Viele Arme in den USA, aber auch Vertreter der normalen Mittelschicht, würden bei einem Preis für eine einzige Pille in Höhe von 84.000 Dollar leer ausgehen.

Allerdings schreibt, Gilead, biete man auch für Menschen, die sich die lebenswichtigen Medikamente von Gilead nicht leisten könnten, Hilfsprogramm an. Hierzu gehörten zum Beispiel die Programme: U.S. Advancing Access, Atripla® Patient Access, Program Truvada® for PrEP Medication Assistance Program, GileadTM Solutions, Cayston® Access Program, Ranexa ConnectTM oder SupportPathTM for Sovaldi.

Allerdings schreibt Forbes auch, wonach man nicht daran glaube, dass sich der Pharmakonzern Gilead auf Grund der Kritik dazu bewegen lassen würde, den Preis doch noch zu senken. Das neue Medikament gilt einfach als zu innovativ. Und so viele innovative Medikamente gibt es nicht mehr. Auch Deutschlands rund 20.000 Apotheken warten dringend auf neue innovative Medikamente. Doch gerade die deutsche Forschung gilt im medizinischen Bereich, auch in der Biotechnologie, nicht gerade als führend. Fast alle großen Innovationen im Kampf gegen Viren - sei es Hepatitis oder HIV / AIDS - kommen derzeit aus den USA.

David Granger, Industrieberater und Mitarbeiter eines Pharmablogs habe bereits via Twitter spekuliert, schreibt Forbes, wonach man zumindest die Frage stellen müsse, ob Gilead Dank der Heilung von HCV-Genotypen "in zehn Jahren das größte Pharmaunternehmen der Welt" werde sein. Allerdings konnten wir diesen Tweet im Original nicht finden und stießen lediglich auf einen "David Grainger", der zumindest im Bereich der Biotechnologie auf Twitter postet - aber einen entsprechenden Eintrag zu Gilead konnten wir auch bei ihm nicht ausfindig machen.

Zwar glauben daran nicht viele, aber als sicher gilt, dass ein zusätzlicher geschätzter Umsatz von über 10 Milliarden US-Dollar Dank nur eines einzigen neuen äußerst innovativen Medikaments, eben von Sovaldi, für Gilead ein großer Schub nach vorne bedeutet. Doch noch ist der Abstand zu den Pharma-Giganten Novartis, Roche und Pfizer sehr groß. Alle diese Konzerne bewegen sich jeweils bei einem Umsatz von über 50 Milliarden US-Dollar.

Als weitere Wachstumstreiber für den Pharmakonzern Gilead könnten Heilmittel gegen HIV / AIDS herausstellen (38 Millionen infizierte Menschen weltweit laut WHO), aber auch Medikamente gegen Leberfibrose, Darmkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs (Medikament simtuzumab).

Bislang halten optimistische Analysten einen jährlichen Umsatz von 12 bis 13 Milliarden Dollar mit dem neuen Hepatitis C-Medikament Sovaldi für möglich. Doch wie immer in der Pharmabranche gilt: Das Geld, das dank eines solch innovativen Produktes wie Sovaldi verdient wird, muss dann investiert werden – in ein neues innovatives Medikament. Denn nach zehn Jahren laufen die Patente aus und dann sehen sich die Pharmakonzerne neuer Konkurrenz gegenüber, die billigere Generika-Versionen auf den Markt werfen, um die Menschheit zu beglücken. Denn Gesundheit ist nach wie vor das höchste Gut aller Menschen - seien sie reich oder arm. Nicht umsonst bedeutet der Name des Pharmakonzerns Gilead (hebr. גלעד, Gil'ad) "ein biblisches Land", welches "östlich des Jordans" liege, schreibt Wikipedia.

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