ZDF: WISO und Frontal21 Apothekentest: Schlechte Beratung in Apotheken kann bedrohlich sein

Da sowohl die Sendungen WISO wie Frontal21 zu einem ähnlich wenig schmeichelhaften Test-Ergebnis für die Apotheken kommen, möchten wir an dieser Stelle auf den Apothekentest der Sendung WISO etwas näher eingehen: Wie bereits vor gut einem Jahr setzte die ZDF Verbrauchersendung Wiso als Apothekentesterin Manuela Brandl ein. Die offensichtlich medizinisch gut informierte Fachfrau wurde in ein getarntes aber digital voll ausgestattetes Auto gesetzt, über das sie per Funk mit einer Oma Kontakt hielt, die in den Apotheken die Beratungsleistung der Apotheker testen sollte. Insgesamt drei Apotheken wurden so von der ZDF-Sendung Wiso getestet. Mit folgenden Fragen quälte das ZDF Wiso dieses Mal die Apotheker:

Foto: ABDA
Manche Kunden stehen etwas ratlos vor ihrer Apotheke.

Die Mainzer ZDF-Redaktionen der Sendungen WISO (Mo) und Frontal 21 (Di) haben sich mal wieder in einem Apothekentest die Apothekenbranche vorgeknöpft. Das Ergebnis: Nicht gerade ein Aushängeschild für die Apotheker - und mittelfristig eine Gefahr für die Apothekerschaft und gleichzeitig ein Auftrieb für die sowieso beratungsflachen Onlineapotheken.

Beim Apothekentest von ZDF Wiso vom Montag (10. März 2014) wurde der Zuschauer gleich zu Anfang von der Apothekentesterin Manuela Brandl eingestimmt, indem sie sagte, wonach rund 50% der Apotheken angeblich nicht allzu gut beraten würden ihrer Erfahrung nach. Angeblich, wird im ZDF Wiso gesagt, habe Brandl bereits um die 200 Apotheken getestet. Das wäre bei rund 20.000 Apotheken in Deutschland eine nicht unbeachtliche Anzahl. Im Apothekentest von ZDF Wiso stehen zwei Dinge im Mittelpunkt: Wie die fachliche Beratungsleistung gegenüber dem Kunden ist und wie kundenorientiert die Gesprächsführung des Apothekers ist.

Im ersten Apothekentest schickt die Wiso-Redaktion eine alte Oma in eine Apotheke. Sie befragt eine Apothekerin, was gut gegen Grippe helfe. Die Apothekerin sagt: Grippostad. Da das Medikament aber wohl bei Kleinkindern nicht geeignet ist, empfiehlt die Apothekerin etwas Homöopathisches. Doch auch das ist eine Falle für den Apotheker. Grund: Das fiktive Kind im Apothekentest hat 40 Grad Fieber. Deshalb wäre die richtige Antwort der Apothekerin: Das Kind muss dringend zum Arzt.

Da die Apothekerin das richtig empfiehlt, fällt sie im Test zumindest nicht ganz durch, ja wenn sie nicht sofort und freiwillig darauf verwiesen hätte (was sie aber im Test nicht tat), dass es auch ein günstigeres Generika gebe (wobei man sagen muss: Neue Medikamente kosten häufig Milliarden Euro in der Entwicklung - Kosten, welche nicht die Generika-Branche stemmen muss, sondern meist die Pharmakonzerne der teureren Medikamente). Als die ZDF Wiso Apothekentesterin die Apotheke stürmt, wehrt die Apothekerin entrüstet ab - sie wolle nicht gefilmt und auch nicht fotografiert werden.

Den Apothekentest 2 umschreibt das ZDF Wiso mit der Überschrift: "Die Oma und der Aufklärer". In diesem Test geht die ZDF-Wiso-Oma zu einem jüngeren Apotheker. Hier wird der Apotheker seltsamerweise komplett gezeigt, ohne Verfälschung - scheinbar ist er damit einverstanden, da der Apothekentest für ihn ganz gut verlaufen ist. Im Test wollte die ZDF-Oma Kalzium-Tabletten. Doch schon 2013 schrieb das ZDF, worauf man hier achten muss und entsprechend der Apotheker hinweisen müsse: So müsse es eine Standardfrage von Apothekern sein, ob älteren Personen, die nach Kalzium bitten, möglicherweise unter Osteoporose leiden. Die Erklärung lieferte die ZDF-Sendung und entsprechend die Apothekentesterin bereits 2013 in einer ähnlichen Sendung:

"Bei dem Medikament Alendron – einem Medikament gegen Osteoporose - und gleichzeitiger Einnahme von Kalzium hebt das Kalzium die Wirkung des Osteoporosemittels auf. Das Risiko von Knochenbrüchen steigt."

Hätte hier der Apotheker nicht freiwillig auf diese Problematik hingewiesen - was er aber tat - wäre der junge Apotheker nicht so glimpflich - und damit auch glücklich - davon gekommen. Immerhin: Apothekentest 2 des ZDF besteht die Apothekerschaft in der Sendung vom Montag.

Das Thema Alendron-Medikament gegen Osteoporose und gleichzeitige Einnahme von Kalzium beschäftigt die ZDF-Test-Oma auch im dritten Teil des ZDF Wiso Apothekentests, welcher überschrieben ist mit "Die Oma und die Trantüte": Hier fragt die Test-Oma wieder recht offensiv: Ob sie beim Gebrauch von Kalzium irgendwas beachten müsse, ob sie mit der Einnahme von Kalzium irgendwas falsch machen könne. Doch der Apotheker sagt ihr entweder unwissend oder frech ins Gesicht: Nein, sie könne nichts falsch machen mit der Einnahme von Kalzium - auch ein zeitlicher Abstand (von zum Beispiel zwei Stunden) müsse nicht beachtet werden.

Doch die Apothekentesterin ist sich sicher: Der Apotheker gefährdet mit einer solchen Aussage die Gesundheit seiner Kundin. Die Wirkung des Osteoporosemittels wird durch eine Wechselwirkung mit Kalzium aufgehoben wegen der Alendronsäure. Dann Alendron gleichzeitig mit Calcium eingenommen, könne eben zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, auf die der Apotheker gerade bei älteren Menschen hinweisen hätte müssen.

Gegenüber der wieder in die Apotheke stürmenden Apothekentesterin Manuela Brandl rechtfertigt sich das ertappte schwarze Apotheken-Beraterschaf, wonach die Oma ihn ja nie habe aussprechen lassen, durch ihre ewige Fragerei. Dennoch ist sich die ZDF Wiso Apothekentesterin sicher: Die Behauptung des Apothekers, die fragende Oma habe ihn abgelenkt, sei eine Ausrede. Seine Beratungsleistung als Apotheker sei fahrlässig gewesen, da es für die Oma schwere gesundheitliche Probleme nach sich ziehen hätte können.

Unterm Strich stellt Apothekentesterin Manuela Brandl fest: Ihre Tests in den Apotheken zeigten immer wieder, dass die Apotheker oder die in der Apotheke Angestellten, Wechselwirkungen zwischen Medikamenten oder gesundheitlichen Hilfsmitteln zu oft nicht benennen würden. Das könne auch darauf beruhen, dass zu oft eine große fachliche Unsicherheit in den Apotheken bestehe. Unterm Strich bedeutet dieses: Die Apotheken haben zwei Hauptprobleme: Zum einen die zunehmende Konkurrenz der chronisch noch beratungsärmeren Onlineapotheken.

Zum anderen gibt es Tendenzen - beispielsweise in der Partei DIE GRÜNEN - den Schutzraum der Apotheken zu beenden, sprich: Apothekenketten, die in den USA häufig eine Mischung aus Drogeriekonzernen mit medizinischen Ecken darstellen, auch in Deutschland Tür und Tor zu öffnen. Bislang darf ein Apotheker maximal drei Apotheken betreiben. Damit möchte der Gesetzgeber die besondere Rolle der Apotheken im deutschen Gesundheitssystem fördern. Doch das geht nur, wenn die Apotheken auch ihrer Beratungsleistung vollumfänglich nachkommen. In den USA gibt es eine solche Beratungsleistung häufig so gut wie gar nicht: Hier wird alles verkauft, was Geld bringt.

Ein aktuelles Beispiel: In den USA werden immer mehr Kinder von Schmerzmitteln abhängig, da den Eltern in den Apotheken- und Drogerieketten diese Schmerzmittel angeboten werden, wie hierzulande Schokolade. Gleichzeitig sind sich immer mehr Mediziner und Politiker in den USA einig: Die 10.000 Heroin-Toten in den vergangenen zehn Jahren in den USA haben fast alle ihren Einstieg in das Heroin über eine Überdosierung von normalen Schmerzmitteln gehabt, die es eben ohne Rezept in den Apotheken- und Drogerieketten frei und unbegrenzt zu kaufen gibt.

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