US-Datenschützer: Beschwerde gegen WhatsApp und Facebook bei US-Handelsaufsicht FTC

Das Ziel der staatlichen amerikanischen Bundesbehörde FTC ist es, eine Handelsaufsicht in den USA zu gewährleisten, mit dem Ziel die Konsumenten zu schützen. Die Datenschutz-Gruppen aus den USA stören sich daran, dass mit der Übernahme von Whatsapp durch Facebook zahlreiche Verstöße gegen mögliche Datenschutzrechte einhergehen könnten, so ihre Befürchtung. Unter dem Beschwerdeführern gegen Whatsapp sind in den USA unter anderem das "Electronic Privacy Information Center" (EPIC) sowie das "Center for Digital Democracy" (CDD).

Jetzt hat der für 19 Milliarden Dollar von Facebook übernommene Messenger-Dienst Whatsapp zunehmend Ärger mit Datenschützern, sogenannten Privacy Groups. Zwei große haben aktuell Beschwerde bei der FTC - der United States Federal Trade Commission eingelegt.

Die Befürchtung, es könne nun zu umfangreicheren Verletzungen des Datenschutzes auch in den USA kommen, begründen die beiden Datenschutz-Gruppen aus den USA, "Electronic Privacy Information Center" (EPIC) und "Center for Digital Democracy" (CDD), damit, da Facebook sein sehr hohes Investment von 19 Milliarden Dollar wieder einspielen müsse. Dies gehe aber nur durch erhebliche Eingriffe in datenschutzrechtliche Belange der über 450 Millionen Whatsapp-Nutzer weltweit.

Zwar hatten sowohl Whatsapp wie Facebook erklärt, dass der gigantische Übernahmedeal keine Auswirkungen auf die Daten der Whatsapp-Nutzer habe, doch glauben viele Internet-Nutzer, als auch Verbraucherschützer, dem vermeintlichen Frieden nicht ganz.

Dies liegt vor allem daran, dass Facebook, aber auch Whatsapp (beziehungsweise Konkurrenten wie Viber), nach Ansicht von Verbraucherschützern und Datenschützern bereits in der Vergangenheit immer wieder erheblich gegen in Europa oder Deutschland sonst übliche Datenschutznormen verstoßen hätten.

Trotz der nun bei den amerikanischen Wirtschafts-Aufsehern der FTC eingegangen Facebook- und Whatsapp-Beschwerde argumentieren die beiden Datenschutz-Advokaten-Gruppen aus den USA interessanterweise in einigen Teilen nahezu komplett anders als in Europa.

Whatsapp - Datenschutz wird in den USA anders gesehen als in Europa

Denn während in Europa viele sich an den laxen Schutzmöglichkeiten eigener Daten in Whatsapp stören, wozu zum Beispiel der Zugriff und die Überspielung des kompletten Telefonbuchs auf Whatsapp-Server in den USA gehören oder die automatisch durchgeführten Backups sämtlicher privater Whatsapp-Nachrichten auf den Servern in den USA, behaupten die Datenschützer der "Electronic Privacy Information Center" (EPIC) genau das Gegenteil:

"EPIC Urges FTC Investigation of WhatsApp Sale to Facebook: EPIC has filed a complaint to the Federal Trade Commission concerning Facebook's proposed purchase of WhatsApp. WhatsApp is a messaging service that gained popularity based on its strong pro-privacy approach to user data... ".

Doch genau dieser Passus wird beispielsweise unter vielen Nutzern in Deutschland, Österreich oder der Schweiz komplett anders gesehen - weshalb beispielsweise der Schweizer Anbieter Threema sich derzeit großer Popularität erfreut. Der Handy-Messengerdienst verspricht eine komplett verschlüsselte Übermittlung von Nachrichten und Telefonnummern - so kann auf dem anderen Handy nicht gesehen werden, von welcher Telefonnummer exakt eine Nachricht versendet wurde. Eine Identifikation ist nur über den Namen möglich.

In den USA reiben sich die Datenschützer bislang vor allem an Facebook. So verweist der "Electronic Privacy Information Center" in seiner Beschwerde an die amerikanischen Aufsichtsbehörden auch auf bereits andere Prüfverfahren, die man erfolgreich angeschoben habe: Microsoft, Buzz, Google oder der Onlineanzeigen-Lieferant Doubleclick. Ebenfalls angeführt werden die US-EU Safe Harbor guidelines. So schreibt die EPIC:

"Facebook regularly incorporates data from companies it has acquired. The Federal Trade Commission has previously responded favorably to EPIC complaints concerning Google Buzz, Microsoft Passport, Changes in Facebook Privacy Settings, and Choicepoint security practices. However, the FTC approved Google's acquisition of Doubleclick over EPIC's objection. Facebook is currently under a 20 year consent decree from the FTC that requires Facebook to protect user privacy and to comply with the US-EU Safe Harbor guidelines."

Werbung soll es auf Whatsapp angeblich nicht geben

Besonders stört sich die amerikanische Datenschutzgruppe EPIC daran, dass zwar bislang Facebook und Whatsapp sagen würden, der Datenschutz würde gemäß der geschlossenen Übernahme-Vereinbarung gewahrt bleiben, doch hat EPIC hier erhebliche Zweifel:

"Following the announcement of the agreement, both companies offered reassurances that WhatsApp user data would be safe from Facebook. However, those promises may not mean anything, given Facebook's history of privacy violations and its vacuuming up of user data from firms it has bought, the groups argue in their complaint."

Wie es jedenfalls mit Whatsapp weiter geht, ist bislang nicht ganz klar. Fakt ist: In Deutschland haben einige den Dienst auf ihrem Handy deinstalliert und sind zum Schweizer Anbieter Threema übergewechselt.

WhatsApp Co-Gründer Jan Koum teilte in einem Blogbeitrag mit, wonach er nach wie vor nicht dafür sei, dass auf Whatsapp beispielsweise personalisierte Anzeigen ausgeliefert würden. Sein Argument: Onlineanzeigen würden zu Whatsapp nicht passen. Angeblich hätte es sogar noch nicht einmal eine Übernahmevereinbarung mit Facebook gegeben, behauptet Koum, wenn man ernsthaft Anzeigenschaltungen auf Whatsapp diskutiert hätte.

Dabei ist aber sowieso klar: Anzeigen hat man bei Whatsapp gar nicht nötig. Denn der Dienst nimmt bereits jetzt knapp 1 Euro pro Jahr und Nutzer ein. Damit dürfte der Umsatz bei Whatsapp bei über 400 Millionen Euro liegen. Die Gewinnmarge lässt sich recht einfach nach oben schrauben, indem die Nutzer irgendwann eben statt rund 1 Euro im Jahr dann 1,50 Euro oder 2,00 Euro pro Jahr an Whatsapp für die Nutzung des Dienstes bezahlen.

Bekannt ist bislang ebenfalls: Facebook selber sammelt und speichert alle Nachrichten und audiovisuellen Postings (Fotos, Videos) und spricht dem Nutzer großartige Rechte daran ab.

Weitere von der EPIC derzeit stark diskutierten Datenschutz-Themen sind derzeit: Airport Screening, Body Scanners, Cloud Computing, Cybersecurity, Drones and UAVs, EDRs (Black Boxes), EU Data Protection Directive, Facebook, FAST Project, FBI Watchlist, Fusion Centers, Google Street View, Government Surveillance, Jay-Z App, Location Privacy, Medical Record Privacy, National ID, NSTIC, Privacy Convention, Re-identification, Secure Communities, Search Engine Privacy, Smart Grid, Social Media Monitoring, Student Privacy sowie Voter ID Laws. Anmerkung: Die amerikanischen Datenschützer von EPIC sind auf Spenden angewiesen: https://www.epic.org/support/

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